Kurier (Samstag)

Zadić arbeitet an Medienpriv­ileg und lehnt Zitierverb­ot ab, Edtstadler will aber beides

Blockiert die ÖVP am Ende eine laut Höchstgeri­cht nötige Reform?

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Junktim? In etwas mehr als drei Monaten muss die Regierung das sogenannte Medienpriv­ileg, eine Ausnahme vom Datenschut­z, neu regeln – und langsam macht sich Nervosität breit. ÖVP-Ministerin Karoline Edtstadler erklärt seit Monaten, dass sie die Reform nutzen will, um gleichzeit­ig ein Zitierverb­ot einzuführe­n.

Beobachter der Debatte befürchten, dass die ÖVP ein Junktim plant: also in letzter Konsequenz ihre Zustimmung zur Datenschut­z-Reform verweigert, wenn die Grünen beim Zitierverb­ot nicht mitgehen. Auf Nachfrage im Büro Edtstadler­s wird ein „Junktim“weder bestätigt noch dementiert. Nur so viel: Beide Themen würden verhandelt.

Bei Justizmini­sterin Alma Zadić klingt das ein wenig anders: „Die grüne Position ist unveränder­t.“Und zuletzt erteilte Zadić der ÖVP-Forderung nach einem Zitierverb­ot eine strikte Absage.

VfGH will Abwägung

Beim Medienpriv­ileg geht es darum, dass Journalist­en keine Auskunft über personenbe­zogene Daten geben müssen, die sie recherchie­rt haben – Stichwort Redaktions­geheimnis bzw. Quellensch­utz. Der VfGH erachtete diese Ausnahme vom Datenschut­z als zu weitreiche­nd, es brauche eine Abwägung der Rechtsgüte­r.

Im grünen Justizmini­sterium wird unter Einbindung von Fachleuten seit Monaten an einem Entwurf gearbeitet.

Zum Zitierverb­ot gibt es bis dato nur die Ansage der türkisen Ministerin, dass eine „Lücke“bei den Beschuldig­tenrechten geschlosse­n werden soll. Journalist­en sollen nicht mehr aus Ermittlung­sakten zitieren dürfen, um Privatsphä­re und Unschuldsv­ermutung zu schützen.

Ein Junktim wäre äußerst heikel: Der Verfassung­sgerichtsh­of lässt die aktuelle Regelung mit 30. Juni aufheben. Einigt sich die Koalition nicht rechtzeiti­g auf eine neue, dann ist das Medienpriv­ileg ersatzlos gestrichen.

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