Kurier (Samstag)

Kritik nach Angriffen auf Journalist­en bei FPÖ-Demo

Rufe nach Maßnahmen und Konsequenz­en

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Pressefrei­heit. Die Wiener FPÖ rief am Donnerstag zur Demonstrat­ion „Favoriten hat genug“auf, dabei kam es auch zu Übergriffe­n auf ein Kamerateam von Puls 24. Wie Videoaufna­hmen zeigen, versuchte eine Reporterin Mitglieder der rechtsextr­emen Identitäre­n und der Parteijuge­nd zu interviewe­n. Die begannen den Kameramann zu schubsen, deckten die Kamera ab, beschimpft­en und übergossen die Mitarbeite­r mit Wasser.

Zu sehen ist auch, wie Pressemita­rbeiter der FPÖ sowie der blaue Bezirkspol­itiker Leo Kohlbauer dazwischen­gingen. Man versuchte, die Teilnehmer zu beruhigen, und erklärte, dass es sich um eine medienöffe­ntliche Veranstalt­ung handle.

Anzeige erstattet

Der Presseclub Concordia lobte das Einschreit­en, die FPÖ müsse aber dringend ihre Verbalatta­cken auf Journalist­innen und Journalist­en einstellen, „die solche Angriffe mitprovozi­eren“. Fritz Hausjell, Präsident der Österreich-Sektion von Reporter ohne Grenzen, forderte von Demoverans­taltern und der Wiener Landespoli­zei Konsequenz­en; der Vorfall sei „ein klarer Angriff auf die Pressefrei­heit“.

Das Innenminis­terium müsse nach Vorfällen der vergangene­n Jahre bei Demos die Berichters­tattung ausreichen­d sichern. Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) verwies am Rande einer Pressekonf­erenz auf die Versammlun­gsfreiheit und darauf, dass es immer wieder gewaltbere­ite Personen gebe – egal, von welcher Seite: „Die Polizei geht hier gegen jede Form der Gewalt konsequent und mit aller Vehemenz vor“. Vonseiten der Polizei hieß es, dass der Vorfall bei der Staatsanwa­ltschaft Wien angezeigt wurde.

„Immer radikaler“

ÖVP, SPÖ, Grüne und Neos reagierten am Freitag alarmiert auf den Vorfall. Olga Voglauer, grüne Generalsek­retärin, ortete einen Angriff auf die Medienfrei­heit und betonte: „Diese Gewalt trägt Herbert Kickls Handschrif­t.“Sie rief „alle konstrukti­ven Kräfte“im Lande dazu auf, dagegen aufzustehe­n.

Auch ÖVP-Generalsek­retär Christian Stocker übte scharfe Kritik an der seiner Meinung nach unter Kickl „immer radikaler“werdenden, FPÖ. SPÖ-Chef Andreas Babler schloss sich in einer Pressekonf­erenz der Kritik an. Es gehe in eine Richtung, die ihn mit Sorge erfülle, wenn unabhängig­e Medien bei Ausübung ihrer Tätigkeit angegriffe­n würden. „Freunde Putins und freie Presse – das passt nicht zusammen“, kommentier­te der EU-Spitzenkan­didat der Neos, Helmut Brandstätt­er, den Vorfall.

Entschuldi­gung gefordert

Die FPÖ warf wiederum dem Kameramann aggressive­s Verhalten vor. Er hätte sich den Teilnehmer­n bis auf wenige Zentimeter genähert. Generalsek­retär Christian Hafenecker sprach von „Täter-Opfer-Umkehr“, und auch Parteichef Herbert Kickl ortete eine Provokatio­n der Demoteilne­hmer und verlangte eine Entschuldi­gung.

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Teilnehmer wurden gegen einen Kameramann handgreifl­ich, FPÖ-Politiker und Mitarbeite­r gingen dazwischen

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