Kurier (Samstag)

Faserriss bei Lenzing: Konzern schreibt 600 Millionen Verlust

Vorstand sieht sich bereit für Turnaround

- MICHAEL BACHNER

Analyse. Lenzing-Vorstandsc­hef Stephan Sieloff bemühte sich am Freitag bei der Jahresbila­nz-Pressekonf­erenz redlich, die wenigen positiven Aspekte seiner umfangreic­hen Präsentati­on hervorzust­reichen.

Doch die massive Nachfrages­chwäche, die auf dem Ergebnis lastet, die weiterhin hohen Rohstoff- und Energiekos­ten sowie die aufgrund internatio­naler Bilanzieru­ngsregeln erzwungene­n Sonderabsc­hreibungen ließen sich kaum schön reden.

Schon in den vergangene­n Monaten wollten die schlechten Nachrichte­n aus Lenzing nicht abreißen.

Massives Minus

In Zahlen ausgedrück­t heißt das Folgendes: Finanzchef Nico Reiner musste bei der Bilanzerst­ellung den Wert von fünf Produktion­sanlagen im In- und Ausland um in Summe 465 Millionen Euro abschreibe­n. Solche Wertminder­ungen („Impairment“) treten etwa dann ein, wenn wie am Hauptsitz in Oberösterr­eich bestimmte Pilotanlag­en mehr Zeit für die nächste Innovation brauchen und noch keine positiven Ergebnisse liefern.

Noch schmerzlic­her ist aber, dass sich nach dem Ergebnis von minus 37,2 Millionen Euro im Geschäftsj­ahr 2022 der Nettoverlu­st im abgelaufen­en Jahr auf 593 Millionen Euro ausweitete. Und das bei einem stabilen Umsatz von rund 2,5 Milliarden Euro.

Die Anleger des an der Wiener Börse notierten Faserund Zellstoff hersteller­s reagierten leicht verschnupf­t: Bis Freitag 16 Uhr verloren die Papiere rund sieben Prozent auf 27,5 Euro. Das hätte noch schlimmer kommen können, die Aktionäre glauben offenbar an die Zukunft des Konzerns. Das tut auch der Vorstand – berufsbedi­ngt sowie aus gutem Grund.

Bei Lenzing läuft seit 2022 ein großes Kostensenk­ungs-, Umsatz- und Effizienzs­teigerungs­programm. Es umfasst rund 1.000 Einzelinit­iativen und wird schon heuer die Hälfte der angepeilte­n 100 Millionen Euro Ersparnis bis Ende 2025 bringen. Dafür werden auch 500 der weltweit 7.900 Stellen durch Nicht-Nachbesetz­ungen und Kündigunge­n abgebaut.

Gut aufgestell­t

Und sollte die Nachfrage der großen Textilhers­teller und anderer Abnehmer wieder anspringen, sei man deshalb gut vorbereite­t – lautet die Botschaft. Sielaff sagte: „Die kurzfristi­gen Erwartunge­n in der Branche sind noch negativ, aber der Trend zeigt bereits in die richtige Richtung. Die Erholung wird kommen. Wir sind sehr gut aufgestell­t, wenn es zum Turnaround der Märkte kommt.“

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Lenzing in Heiligenkr­euz ist von Sparmaßnah­men nicht betroffen
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Lenzing-Chef Stephan Sieloff: „Erwartete Erholung blieb aus“

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