Faserriss bei Lenzing: Konzern schreibt 600 Millionen Verlust
Vorstand sieht sich bereit für Turnaround
Analyse. Lenzing-Vorstandschef Stephan Sieloff bemühte sich am Freitag bei der Jahresbilanz-Pressekonferenz redlich, die wenigen positiven Aspekte seiner umfangreichen Präsentation hervorzustreichen.
Doch die massive Nachfrageschwäche, die auf dem Ergebnis lastet, die weiterhin hohen Rohstoff- und Energiekosten sowie die aufgrund internationaler Bilanzierungsregeln erzwungenen Sonderabschreibungen ließen sich kaum schön reden.
Schon in den vergangenen Monaten wollten die schlechten Nachrichten aus Lenzing nicht abreißen.
Massives Minus
In Zahlen ausgedrückt heißt das Folgendes: Finanzchef Nico Reiner musste bei der Bilanzerstellung den Wert von fünf Produktionsanlagen im In- und Ausland um in Summe 465 Millionen Euro abschreiben. Solche Wertminderungen („Impairment“) treten etwa dann ein, wenn wie am Hauptsitz in Oberösterreich bestimmte Pilotanlagen mehr Zeit für die nächste Innovation brauchen und noch keine positiven Ergebnisse liefern.
Noch schmerzlicher ist aber, dass sich nach dem Ergebnis von minus 37,2 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2022 der Nettoverlust im abgelaufenen Jahr auf 593 Millionen Euro ausweitete. Und das bei einem stabilen Umsatz von rund 2,5 Milliarden Euro.
Die Anleger des an der Wiener Börse notierten Faserund Zellstoff herstellers reagierten leicht verschnupft: Bis Freitag 16 Uhr verloren die Papiere rund sieben Prozent auf 27,5 Euro. Das hätte noch schlimmer kommen können, die Aktionäre glauben offenbar an die Zukunft des Konzerns. Das tut auch der Vorstand – berufsbedingt sowie aus gutem Grund.
Bei Lenzing läuft seit 2022 ein großes Kostensenkungs-, Umsatz- und Effizienzsteigerungsprogramm. Es umfasst rund 1.000 Einzelinitiativen und wird schon heuer die Hälfte der angepeilten 100 Millionen Euro Ersparnis bis Ende 2025 bringen. Dafür werden auch 500 der weltweit 7.900 Stellen durch Nicht-Nachbesetzungen und Kündigungen abgebaut.
Gut aufgestellt
Und sollte die Nachfrage der großen Textilhersteller und anderer Abnehmer wieder anspringen, sei man deshalb gut vorbereitet – lautet die Botschaft. Sielaff sagte: „Die kurzfristigen Erwartungen in der Branche sind noch negativ, aber der Trend zeigt bereits in die richtige Richtung. Die Erholung wird kommen. Wir sind sehr gut aufgestellt, wenn es zum Turnaround der Märkte kommt.“