Kurier (Samstag)

Die himmlische Taufe

Die Geschichte um „Zoozve“zeigt, dass Astronomen bei der Benennung von Planeten, Sternen oder Asteroiden zwar strenge Regeln lieben – diese für einen guten Witz aber auch mal brechen

- VON FRANZISKA BECHTOLD

Als der Moderator des beliebten Podcasts Radiolab, Latif Nasser, seinen Sohn ins Bett brachte, entdeckte er etwas Ungewöhnli­ches auf einem Poster im Kinderzimm­er. Die Illustrati­on des Sonnensyst­ems zeigte neben der Venus ein Objekt namens „Zoozve“, so als wäre es sein Mond. Davon hatte Nasser noch nie etwas gehört. Außerdem hat die Venus gar keine Monde. Seine Suche nach dem Objekt führte Nasser schließlic­h zum Asteroiden „2002 VE“, benannt nach dessen Entdeckung­sjahr und dem Kürzel für den Planeten, den er begleitet. Es handelt sich um den ersten jemals entdeckten Quasisatel­liten ( siehe rechts).

Der Zeichner des Plakats, Alex Foster, hatte ihn sich auf einer Liste an Objekten notiert, die mit auf das Poster sollten. Der Brite konnte dann aber seine eigene Handschrif­t nicht mehr lesen und aus „2002VE“wurde „Zoozve“. Das fand Nasser erst heraus, nachdem er zahlreiche Personen in die Suche nach dem Ursprung des Namens involviert hatte, darunter NASA-Astronomen und den Entdecker von „2002VE“. Durch die Berichte in seinem Podcast fieberten Millionen Menschen bei der Suche mit. Als krönender Abschluss wurde eine offizielle Umbenennun­g des Asteroids beantragt.

Klare Regeln

Für die Benennung solcher Objekte, wie Asteroiden, Sterne und Zwergplane­ten, ist die Internatio­nale Astronomis­che Union (IAU) verantwort­lich. Für jede Art von Himmelskör­pern hat sie NamensRege­ln. Kleinere Objekte, wie Kometen, erhalten etwa eine Kennung zu ihrer Art und dem Entdeckung­szeitraum. Zusätzlich werden sie nach einem oder mehreren Entdeckern benannt, wie etwa „Hale-Bopp“(C/1995 O1).

„2002VE“ist ein automatisc­h zugewiesen­er Name, der blieb, weil der Entdecker keinen eigenen Vorschlag einbrachte. Aufgrund der kuriosen Geschichte bewilligte die IAU ausnahmswe­ise, das Objekt offiziell in „Zoozve“umzubenenn­en.

Planet „Sissi“

Exoplanete­n werden oft in Bezug auf den Stern benannt, den sie umkreisen. So heißt der Planet, der um den Stern „51 Pegasi“kreist, „51 Pegasi b“. Im Rahmen einer Aktion zum hundertjäh­rigen Bestehen der IAU durften Nationen Vorschläge für Planetenna­men einreichen und die IAU-Mitglieder stimmten darüber ab. Österreich taufte „HAT-P-14 b“auf den Namen „Sissi“. Auch in unserem Sonnensyst­em werden noch Objekte benannt. Drei neu entdeckte Monde von Neptun und Uranus tragen noch provisoris­che Bezeichnun­gen wie „S/2021 N1“, das wird sich aber ändern: Uranusmond­e werden nach Shakespear­e-Stücken benannt (z.B. „Titana“) und Neptunmode nach griechisch­en Meeresgött­ern(z.B. „Triton“).

Die IAU pflegt auch Kataloge (siehe rechts oben). Denn Himmelskör­per haben viele Namen, die ihnen über Jahrtausen­de hinweg von Menschen aus allen Kulturen gegeben haben. Der Stern „Sirius“ist etwa auch als „HR 2491“oder „Alpha Canis Majoris“bekannt.

 ?? ?? 12.753 Astronomen aus 92 Ländern sind Mitglieder der
Internatio­nalen Astronomis­chen Union und für die Namen von Objekten verantwort­lich
12.753 Astronomen aus 92 Ländern sind Mitglieder der Internatio­nalen Astronomis­chen Union und für die Namen von Objekten verantwort­lich

Newspapers in German

Newspapers from Austria