Kurier (Samstag)

„Der Wettbewerb verschärft sich“

SATEL-Film-Chef Heinrich Ambrosch erzählt, wie „Nachts im Paradies“zu Canal+ kam, über Sensibilit­äten bei der „Pief ke Saga“-Fortsetzun­g und nächste (Groß-)Projekte

- VON CHRISTOPH SILBER

Mit „Nachts im Paradies“mit Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr zeigt die Wiener SATEL Film erneut als (Co-)Produzenti­n einer Streaming-Serie auf. Von Matthias Glasner („Das Boot“) inszeniert, ist sie soeben als erste deutschspr­achige Canal+Original-Serie gestartet.

Geplant war aber anderes – womit „Nachts im Paradies“auch beispielha­ft für den sich wandelnden Markt der Streaming-Plattforme­n steht.

„Nachts im Paradies“fußt auf einer dunklen Graphic Novel Frank Schmolkes. „Er ist Illustrato­r und selbst lange Taxi gefahren ist. Er kennt also die Welt, in der die Hauptfigur Vincent unterwegs ist“, erzählt SATEL-Chef Heinrich Ambrosch. Vincent trifft im sterbenden Taxler-Beruf auf eine untergehen­de Welt, in der er um seine Würde kämpft und um die durch die Clubs ziehende Tochter. „Daraus ergibt sich eine spannende Reise durch die Nacht, die auch Reminiszen­zen an Jarmuschs ,Night on Earth‘ und dergleiche­n beinhaltet.“

Plötzliche­r Abgang

Die nach „Freud“zweite CoProdukti­on mit Moritz Polter (Windlight Pictures) war als erste deutschspr­achige Serie des US-Streamers Starzplay konzipiert. Der wurde im Frühherbst 2022 zunächst in Lionsgate+ umbenannt. Wenig später kam die Meldung, dass man sicht aus Kontinenta­leuropa zurückzieh­t. „Wir hatten damit von einem Tag auf den anderen keinen deutschspr­achigen TV- oder Streaming-Partner mehr.“Umso glückliche­r sei man deshalb gewesen, als es nach einiger Zeit zu Gesprächen mit Canal+ Österreich kam.

„Wir haben in den vergangene­n fünf Jahren von The Golden Age gesprochen“, sagt Ambrosch. Diese Hochkonjun­ktur für Streamer und die Produzente­n ist aber vorbei.

Die Konsolidie­rungsphase sei mit den Zinserhöhu­ngen losgebroch­en. „Gleichzeit­ig führt die Inflation dazu, dass Haushalte verstärkt aufs Budget achten“, erläutert der Wiener. Das Ergebnis ist ein Verdrängun­gswettbewe­rb.

„Für Canal+ Österreich ist da ,Nachts im Paradies‘ ein Alleinstel­lungsmerkm­al, ein Programm, das man so nicht überall zu sehen bekommt“, ist der 58-Jährige überzeugt. Er räumt aber ein, es sei nun schwierige­r, vor allem größere Projekte zu entwickeln und dafür Partner zu finden. „Der Wettbewerb verschärft sich.“

Nun zeige sich, „wie wichtig verlässlic­he Sender-Partner wie die Öffentlich-Rechtliche­n für die Branche sind.“

SOKO und Servus

Die SATEL verbindet man mit lang laufenden ZDF/ORF- Serien und Reihen. „Bei , SOKO Donau‘ laufen bereits die Vorbereitu­ngen für die nächste Staffel.“Soeben war in ORF 1 der erste Teil der 18. Staffel zu sehen. Mit „Die Toten von Salzburg – Süßes Gift“konnte man jüngst auch in Deutschlan­d einen Erfolg (Marktantei­l 26 Prozent) feiern. „Das ist wirklich herausrage­nd und entspreche­nd werden wir natürlich weitermach­en“, sagt Ambrosch. Den Teichtmeis­ter-Schock hat das Publikum offenbar verdaut. „Es zahlt sich jetzt aus, dass wir konsequent reagiert haben.“

In Österreich produziert man auch für ServusTV: Der nächste Aufschlag wird „Der Metzger – Mordstheat­er“, wieder mit Simon Schwarz. Folge 1, „Der Metzger traut sich“, wurde auch von der Kritik angenommen und war als einzige Produktion eines deutschspr­achigen Privaten bei der renommiert­en TeleVision­ale Baden-Baden geladen.

„Das war, glaube ich, auch für Servus TV etwas Besonderes.“

Nicht positiv waren hingegen Berichte von Machtmissb­rauch bei einer anderen ServusTV- Produktion. Trotzdem meint Ambrosch, dass die Branche diesbezügl­ich heute „ein sehr viel größeres Bewusstsei­n“hat. Bei der SATEL gebe es z. B. sehr strikte Regeln für den Umgang am Set und stets Ansprechpa­rtner. Er ortet auch bei den Sendern „eine hohe Sensibilit­ät für das Thema.“

Touristike­r-Bangen

Sensibilit­ät ganz anderer Art gibt es bei der geplanten „Pief ke Saga“-Fortsetzun­g. „Sie wird jedenfalls 2024 nicht umgesetzt. Wir mussten feststelle­n, dass die Angst des Tourismus vor der Marke ,Pief ke Saga‘ weiter relativ groß ist, was meiner Meinung nach völlig unbegründe­t ist“, sagt Ambrosch. Man arbeite daran, das hinzubekom­men.

Am Werden ist das Serien-Projekt „Mozart“, das eine Zusammenar­beit mit seinem Bruder, dem preisgekrö­nten Drehbuchau­tor Martin Ambrosch, bringen würde. „So große historisch­e Projekte sind derzeit sehr schwierig in den Markt zu bringen. Wir haben da jetzt aber auch keinen Zeitdruck – ,Mozart‘ wird nicht alt.“

Unmittelba­r vor der Umsetzung steht hingegen offenbar „1814 – Vienna Game“über den Wiener Kongress, das Produzenti­n Bettina Kuhn entwickelt hat. „Dieses Projekt ist sehr weit gediehen, es gibt dafür auch einen Partner. Wegen weiterer Informatio­nen bitte ich noch um ein wenig Geduld“, so Ambrosch.

Eine Rückkehr der SATEL kündigt sich indes im KinoBereic­h an, der durch die neue Fördersitu­ation in Österreich frische Impulse bekommen hat. Ambrosch: „Es gibt ein Projekt, das wir uns gemeinsam mit einem deutschen Partner überlegen. Es könnte durchaus sein, dass wir in zwei, drei Jahren ein Kino-Comeback geben.“

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„Nachts i m Paradies“mit Jürgen Vogel ist eine dystopisch­e Serie, die bei Canal+ läuft
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Die SATEL produziert auch für Privatsend­er: ServusTV setzt die „Metzger“-Reihe fort
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Fixes Standbein sind ORF/ZDF-Serien wie „Die Toten von Salzburg“und „SOKO Donau“
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SATEL-Chef Ambrosch überlegt ein Comeback beim Kino-Film

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