WILDGEMÜSEERNTE IM GARTEN
Während im März junge Kulturpflanzen jetzt gerade vom Glashaus ins Freilandbeet übersiedeln, sind etliche Wildgemüse bereits erntereif.
Was ohne unser Zutun – auch manchem zum Ärger – von selbst hochgekommen ist, hat man früher abwertend „Unkraut“genannt. Die Bezeichnung Beikraut, Ackerbeikraut oder Spontanflora klingt schon viel freundlicher und weist in Richtung der Wertschätzung, die man diesen Pflanzen entgegenbringen sollte. Überall dort, wo der Acker offen ist, pflegen sie sich anzusiedeln: der Klee, bei dem die Blüten süßlich schmecken, der Geschmack der Blätter aber an Erbsen oder Mais erinnert. Der Löwenzahn mit dem anregenden Bitteraroma und den Knospen als „falsche Kapern“. Die mildwürzige Taubnessel. Wer diese Wilden Willkommen heißt, wird auch aus diesem Grund den Boden nur mit leichtem Werkzeug bearbeiten.
Siedeln sie sich im Garten an, darf man spätestens dann von ihnen als „Wildgemüse“sprechen. Viele erweisen sich nicht nur als schmackhaft, sie gelten auch als gesund und heilsam. Und so manches Wildgemüse ist dann auch schon im März und April erntereif, wenn das Kulturgemüse noch auf sich warten lässt. Wolfgang Palme, Gemüseexperte und Leiter der City Farm Augarten, hat für potenzielle Wildgemüse-Gourmets Pflanzenporträts zusammengestellt (Kasten unten) als Ermunterung, sich nach diesen umzuschauen und dabei weiteres Neuland zu entdecken. Wenn sie einem nicht den Gefallen tun, von selbst zu kommen, so lässt sich das befördern. „Wilde Blumen OG“oder „Rühlemanns Kräuter- und Duftpflanzen“versenden Brennnessel-, Bärlauch- und Veilchensamen. Wer Ausgefalleneres auf den Tisch bringen will, muss dem Zufall vertrauen oder bei Bio-Bauern
auf die Suche gehen. Dort können schon einmal die jungen Triebe der Vogelmiere als Frischgemüse angeboten sein, die süßlich schmecken und reich an Vitaminen und Mineralien sind. Als bemerkenswerte Sommerköstlichkeit gilt die gelbblühende Kohl-Kratzdistel. Manches Wildgemüse halten Experten für durchaus anbauwürdig. Das hat Tradition. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Giersch aus Gartenkulturen als vitaminreicher Frühlingssalat gefragt. Neben Bärlauch, Giersch, Löwenzahn und Klette hält die Wildgemüseexpertin und Botanikerin Susanne Till auch das mit der Brennnessel verwandte, aber aufgrund der fehlenden Brennhaare harmlose Glaskraut für geeignet, bei entsprechender Verfügbarkeit den Weg zum Konsumenten zu finden.