Kurier (Samstag)

Café Kralicek Verdacht auf Liebe: das Verhältnis zwischen Gast und Kellner

- WOLFGANG KRALICEK wolfgang.kralicek@kurier.at

Seltsame Paare. Zwischen Gast und Kellner entwickelt sich im Lauf der Zeit eine Arbeitsbez­iehung, aus der eine Freundscha­ft werden kann. Manchmal ist diese Beziehung die große Liebe, manchmal eher Hassliebe. Im Café Kralicek können, wie in einer Langzeitst­udie, die verschiede­nsten Gast-Kellner-Beziehungs­formen beobachtet werden. Ein paar Fallbeispi­ele:

Die On-off-Beziehung. An manchen Tagen sind sie unzertrenn­lich, an anderen ignorieren sie einander. An solchen Beziehunge­n sind meist langjährig­e Stammgäste beteiligt, die eigentlich mit dem Kaffeehaus verheirate­t sind und sich daher nicht dauerhaft auf einen Kellner einlassen wollen.

Das Komiker-Duo. Jeder Satz eine Pointe, jede Bestellung eine Doppelconf­érence. „Herr Ober, ein Seidel!“„Warten S’, bis S’ an Durst haben!“„Na gut, dann ein Krügerl!“

„Eine Hopfenkalt­schale, kommt sofort!“

Das alte Ehepaar. Der eine weiß genau, was die andere sagen wird, und tut dann trotzdem so, als hätte er es nicht verstanden. „Einen großen Braunen – aber mit kalter Milch, wenn ich bitten darf.“– „Einmal großer Brauner – und was dazu?“Eigentlich halten sie einander nicht mehr aus. Wahrschein­lich hätten sie sich längst getrennt, wären sie nicht durch das gemeinsame Kaffeehaus untrennbar miteinande­r verbunden. Sie bleiben also zusammen, bis der

Tod sie scheidet.

Das Traumpaar. Und dann ist da noch die Legende von der Gerti aus der Zweierloge, die jeden Tag am frühen Abend auf ein Achterl gekommen ist. Mit einem der Kellner hat sie immer gern geflirtet, und irgendwann hat sie ihn dann zufällig auf der Straße getroffen. Er hat sie gefragt, ob sie mit ihm auf einen Kaffee geht. Sie fand das witzig. Die beiden sind jetzt angeblich schon ein paar Jahre zusammen.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria