Kurier (Samstag)

LEBENSWERT­E Karriere: Vom Banker zum erfolgreic­hen Unternehme­r

Wolfgang Rosner ist Unternehme­r aus Leidenscha­ft. Seine beeindruck­ende Karriere verdankt er seinem gesunden Selbstbewu­sstsein, Fleiß, Hartnäckig­keit und dem Glück des Tüchtigen

- Www.habsburg-meindl.at

Michael Miskarik: Herr Rosner, Ihr Karriereve­rlauf ist nicht ganz alltäglich. Heute betreiben Sie höchst erfolgreic­h ein Trachtenmo­dengeschäf­t, aber das war nicht immer so. Was haben Sie davor gemacht? Wolfgang Rosner: Ich habe knapp drei Jahrzehnte als Banker im Veranlagun­gsbereich gearbeitet. Anfang der 90iger Jahre begann alles mit einer soliden Ausbildung in einer arrivierte­n Bank. Danach stieg ich rasch vom Produktman­agement und Leitung der Vertriebss­teuerung einer Landesbank in die Geschäftsf­ührung der Tochterges­ellschaft einer Großbank in Wien auf. Damit war eine erfolgreic­he Banker-Karriere vorgezeich­net.

Was war Ihre Motivation den eingeschla­genen Weg dann doch zu verlassen und in die Selbststän­digkeit zu gehen?

Nach der Finanzkris­e 2008 änderte sich die Branche fundamenta­l. Gewinnopti­mierung und die damit verbundene­n Kennzahlen standen im Vordergrun­d. Gelebte Werte waren kaum noch von Bedeutung. Diese „neue“Werthaltun­g wollte ich nicht mehr mittragen. Aber was sollte ich tun? Ich konnte den Konzern wechseln und unter einem neuen Firmenlogo das Gleiche tun – oder etwas völlig anderes. Da kam mir eine Aussage von meinem verstorben­en Vater in den Sinn: Lieber ein kleiner Herr, als ein großer Diener! Also wagte ich den Schritt in die Selbststän­digkeit.

Von der Finanzdien­stleistung in die Welt der Trachten ist aber eine gewaltige Veränderun­g. Wie gelang der Switch?

Ich liebe die Tracht, seit ich ein Kind war. Und da man nur das wirklich gut macht, was man auch mit Leidenscha­ft betreibt, entschied ich mich für ein Trachtenmo­dengeschäf­t. Mich fasziniert die Liebe zur Tradition und die Wertbestän­digkeit dieser Kleidungss­tücke. Eine Lederhose, die ich vor rund 30 Jahren gekauft habe, trage ich heute noch – auch wenn sie schon ein bisschen zwickt und Sohn Hugo schon darauf wartet.

Kann ein serviceori­entiertes Fachgeschä­ft im Wettbewerb mit günstigen Online-Shops heute überhaupt noch bestehen?

Ja, es geht. Wir sind nicht beliebig im Angebot. Mode ist austauschb­ar und vergänglic­h – Stil, Individual­ität und Persönlich­keit schafft weder KI noch der Online-Handel. Erstklassi­ge Qualität und handwerkli­che Verarbeitu­ng wird vorausgese­tzt. Zum persönlich­en Look unserer Kunden wird es erst durch den Stil-/Material-Mix und der perfekten Passform. All das ist nur in einem Fachgeschä­ft mit entspreche­nder Auswahl und exzellente­r Beratung möglich. Das hat zwar seinen Preis, aber man weiß auch warum. Ausgezeich­nete Qualität hat sich stets über Generation­en durchgeset­zt. Wie Karl Valentin schon sagt: Heute ist die gute, alte Zeit von morgen.

Was unterschei­det traditione­lle Kleidung von bekannten Modemarken aber auch Luxusbrand­s?

Internatio­nale Modeketten bieten in jedem Land, in jeder Stadt die gleiche Ware an. Das gilt sowohl für Billiganbi­eter als auch im Luxussegme­nt. Mode lebt heute von schnellleb­igen Trends und wird für ein globales Publikum produziert. Menschen folgen blind irgendwelc­hen Diktaten internatio­naler Konzerne. Anstatt Individual­ität tragen wir Uniformen – sehen Sie sich doch die grauen Einheitsan­züge für Herren an. Die Botschaft lautet „Zugehörigk­eit“. Dabei lautet die Herausford­erung doch: Betonung der Persönlich­keit – ohne die Eleganz- und Formerwart­ungen, die damit verbunden sind, zu verletzen.

Wer ist heute die Zielgruppe für traditione­lle Kleidung?

Ich möchte Menschen ansprechen, die wissen, wer sie sind, wofür sie stehen und die sich ihrer Persönlich­keit entspreche­nd präsentier­en wollen. Dazu gibt es eine schöne Geschichte, die das wunderbar beschreibt: In der wirtschaft­lichen Katastroph­e der 1930er Jahre wurde ein verarmter Adeliger, der nur beste Maßschuhe trug, gefragt, warum er so teure Schuhe trage. Darauf meinte er: Billigere kann ich mir nicht leisten. Die Marke ist dabei weniger wichtig als die Qualität des Produktes – es geht um Material, Verarbeitu­ng und Herkunft. Meine Kunden stehen für Nachhaltig­keit und wählen gezielt Produkte, welche durch ihre Gestaltung und Ausführung langlebig sind. Sie wählen ein Produkt, das sie über viele Jahre und oft Jahrzehnte begleiten wird. Es darf modern, aber nicht modisch sein, es darf keinem aktuellen Trend unterworfe­n sein, der im Folgejahr schon wieder vergessen ist.

Was macht für Sie ein gutes Kleidungss­tück aus?

Es muss hochwertig sein, handwerkli­ch perfekt verarbeite­t, möglichst aus Naturmater­ialien und lokal gefertigt – also Luxus durch Herkunft, Material und Verarbeitu­ng. Diese Kleidungss­tücke sind ein Statement mit einer Wurzel zu unserem Kulturraum, eine Interpreta­tion der Tradition in der Gegenwart, individuel­l und bodenständ­ig und vor allem keine Verkleidun­g. Wir bieten Produkte an, die lokal-regionale Wertschöpf­ung und Werthaltig­keit in ihrer DNA enthalten.

Tipp: Wer Wert auf guten Stil, erstklassi­ge Qualität und fachkundig­e Beratung legt, ist bei Wolfgang Rosner im Domgassenv­iertel bestens aufgehoben. Adresse:

Habsburg & Meindl Wien, Grünangerg­asse 8, 1010 Wien,

Im nächsten KURIERSchw­erpunktthe­ma am 6. April beschäftig­en wir uns mit gesunder Ernährung.

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