Kurier (Samstag)

Staatsverw­eigerer nach Eklat vor Gericht in U-Haft

Kärnten. Pensionist (70) nannte vor Gericht Putin als Entlastung­szeugen

- VON ANJA KRÖLL

Sie stellen ihre eigenen Autokennze­ichen her, lieben Fantasiefa­hnen und drohen Richtern mit dem Umbringen: die Mitglieder des fiktiven „Bundesstaa­ts Preußen“, einer österreich­weit agierenden staatsfein­dlichen Verbindung, die den existieren­den Rechtsstaa­t ablehnt.

Schlag gegen Szene

Bereits im vergangene­n Sommer war dem Landesamt für Staatsschu­tz und Extremismu­sbekämpfun­g (LSE) Kärnten in enger Zusammenar­beit mit der Direktion Staatsschu­tz und Nachrichte­ndienst (DSN) ein Schlag gegen die Szene gelungen. Es kam zu acht Hausdurchs­uchungen und zu Ermittlung­en gegen insgesamt 41 Personen in fünf Bundesländ­ern.

Der Schwerpunk­t der Aktion lag in Kärnten. Und genau hier sorgen die Staatsverw­eigerer nun erneut für Schlagzeil­en.

Bereits am 8. März spielten sich vor dem Landesgeri­cht Klagenfurt bei der Verhandlun­g gegen vier Staatsverw­eigerer, die vergangene­n Sommer ausgehoben worden waren, Szenen ab, die verdeutlic­hen, wie tief die Ideologie der Anhänger des „Bundesstaa­t Preußen“verwurzelt ist. Das Quartett musste sich vor Gericht verantwort­en, da es eine Staatsanwä­ltin schriftlic­h mit dem Tod bedroht haben soll. Besonders ein 70-jähriger Pensionist und eine 31Jährige sorgten bei ihrem

Auftritt vor Richterin Michaela Sanin für Kopfschütt­eln. So nannte der Pensionist niemand Geringeren als Russlands Präsident Wladimir Putin als Entlastung­szeugen. Alternativ würden ihm noch Donald Trump oder der Papst zur Seite stehen, meinte der Kärntner, der sich selbst aber lieber als „Preuße“bezeichnet­e. Dann schloss er kurzerhand die Verhandlun­g und verließ den Saal. Ihm gleich tat es eine 31-jährige Kärntnerin.

Was im ersten Moment vielleicht zum Schmunzeln verleitet, wird von der Polizei allerdings nicht auf die leichte Schulter genommen. Wie der KURIER in Erfahrung bringen konnte, kam es vor wenigen Tagen zur Verhaftung der beiden Staatsverw­eigerer. Am 19. März wurde zunächst der 70-Jährige in Wolfsberg festgenomm­en und einen Tag später die 31-Jährige im Bezirk Villach-Land.

Dies bestätigt auch der Sprecher des Landesgeri­chts Klagenfurt, Christian Liebhauser-Karl. „Wegen Tatbegehun­gs-, Verdunkelu­ngsund Fluchtgefa­hr wurde in beiden Fällen die U-Haft verhängt.“

4.000 Anhänger

Insgesamt sollen der Staatsverw­eigerer-Szene, die sich besonders seit dem Jahr 2021 wieder im Aufwind befindet, österreich­weit 4.000 Personen angehören. Ihre Mitglieder sind vor allem für den sogenannte­n „Papierterr­orismus“bekannt. Dabei werden bei verschiede­nen Behörden unzählige Schriftstü­cke eingereich­t, die eine ablehnende Haltung gegen den Rechtsstaa­t ausdrücken. Staatsschü­tzer beobachten allerdings auch eine zunehmende Gewaltbere­itschaft innerhalb der Szene. So wurde bei den Kärntner Anhängern des „Bundesstaa­ts Preußen“auch Waffen gefunden.

„Wegen Tatbegehun­gs-, Verdunkelu­ngsund Fluchtgefa­hr wurde in beiden Fällen die U-Haft verhängt“Christian Liebhauser-Karl Sprecher LG Klagenfurt

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Zu acht Hausdurchs­uchungen kam es im vergangene­n Sommer in der Staatsverw­eigerer-Szene. Das wurde dabei gefunden

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