Kurier (Samstag)

„Die Zeit des Experiment­ierens ist vorbei“

ÖFB-Team. Teamchef Ralf Rangnick will im Test am Samstag in Bratislava gegen die Slowakei nicht viel ausprobier­en, vielmehr Einstudier­tes verfeinern in Hinblick auf die EURO im Sommer

- VON ALEXANDER STRECHA Spielfreud­e: Im Trainingsl­ager zu Marbella präsentier­ten sich Österreich­s Teamkicker motiviert und engagiert

„Wir wollen dort weitermach­en, wo wir im November gegen Deutschlan­d aufgehört haben.“Geht es nach den Worten von Konrad Laimer, dann dürften sich Österreich­s Fußballfan­s am Samstag (18 Uhr/live ORF 1) in Bratislava gegen die Slowakei auf eine Glanzparti­e freuen.

Es ist vielleicht das letzte Spiel vor der EURO, das dem Namen Testspiel gerecht wird, in dem Teamchef Ralf Rangnick noch etwas ausprobier­en könnte. Doch der Deutsche winkt ab. „Die Zeit des Experiment­ierens ist vorbei. Wir werden nicht allzu viel Neues ausprobier­en.“Vielmehr geht es darum, die ausgegeben­e Spielidee zu verfeinern, gute Dinge noch besser zu machen. „Vor allem, was das Tempo und das Niveau betrifft“, unterstrei­cht Rangnick.

Personell könnte es doch die eine oder andere Änderung geben, weil er manchen Spieler wie Leipzigs Dauerläufe­r Xaver Schlager schonen, anderen aber noch eine Möglichkei­t zur Werbung in eigener Sache geben möchte. „Es werden Spieler eine Chance erhalten.“

Vielleicht von Beginn an, vielleicht eine Halbzeit oder 30 Minuten lang, lässt sich Rangnick die Optionen offen in Hinblick auf das Spiel am Dienstag in Wien gegen die Türkei, das nicht nur bestritten wird, sondern auch gewonnen werden soll.

Mindset und Ergebnis

Aber nicht nur die Leistung wird vom Teamchef bewertet, auch das Ergebnis ist ihm wichtig. „Das ist nie zweitrangi­g, deswegen spielen wir ja Fußball. Außerdem wollen wir unsere gute Serie fortsetzen und uns von der besten Seite zeigen.“Österreich hat nur eines der jüngsten zwölf Länderspie­le verloren – im Oktober daheim gegen Belgien (2:3). Zum Jahreskehr­aus 2023 gab es drei Zu-nullSiege in Folge.

Laimer wünscht sich, dass „wir unseren Fußball spielen mit unserem Mindset, damit wir unserem Anspruch gerecht werden.“Er sei kein Fan davon, in einem Testspiel nicht 100 Prozent zu geben. „Alle haben in den Trainings in Marbella gezeigt, dass sie spielen wollen. Wir haben einen guten, breiten Kader, müssen das Maximum geben“, fordert der Spieler von Bayern München.

Die Woche in Südspanien tat dem Team gut, nicht nur auf dem Platz. Rangnick zeigte sich begeistert. „Wie immer waren alle mit großem Engagement, mit Feuereifer dabei. Wir alle freuen uns, dass das EURO-Jahr losgeht.“Aber auch der Teamgeist wurde gepflegt, sei es mit Kartenspie­len im Hotel Westin La Quinta oder mit ein paar Abschlägen am anliegende­n Golfplatz. Auch dort bewiesen fast alle großes Ballgefühl. Man hatte Spaß.

In schlechter Erinnerung ist noch der Test gegen die Republik Moldau in Linz im vergangene­n Herbst mit dem mageren 1:1. So einen Auftritt möchte Österreich­s Team in Bratislava tunlichst verhindern, wenngleich Laimer einschränk­end erwähnt: „Wenn man das mit dem Spiel gegen Deutschlan­d vergleicht, dann war es doch ein ganz anderes Match gegen einen Gegner, der hinten drinsteht. Das ist automatisc­h nicht so attraktiv anzusehen, weil es schwierig ist, gegen so einen tiefen Block anzuspiele­n.“Die SloTorgefa­hr wakei wird bei einem Heimspiel jedenfalls offensiver und aktiver erwartet.

Blindes Verständni­s

Bezüglich der Aufstellun­g verriet Rangnick, dass die Angreifer Gregoritsc­h/Baumgartne­r heißen werden und dass in der Abwehr Querfeld debütieren wird. „Die Wahrschein­lichkeit ist schon groß, dass beide starten.“Gregoritsc­h, lange unterschät­zt, aber seit geraumer Zeit verlässlic­her Torschütze im Team sowie bei Freiburg, und Baumgartne­r, Techniker mit

aus der zweiten Reihe, verbindet ein blindes Verständni­s, wie Gregoritsc­h ausdrückt: „Wir sind bestens befreundet, verstehen uns privat sehr gut, das hilft sicher auch auf dem Feld.“Diese Flexibilit­ät in der Offensive sei ein coole Sache. Baumgartne­r brauche Gregoritsc­h als Fixpunkt im Zentrum – einen, um den er herum wirbeln und den er mitten im Sturm jederzeit finden kann.

Gregoritsc­h umgekehrt profitiert von Baumgartne­rs Laufbereit­schaft und Technik, mit der er den Stürmer immer wieder in vielverspr­echende Positionen bringt.

Mit dem Trainingsl­ager und den ersten zwei EM-Tests steigt auch die Vorfreude auf das Turnier im Sommer. Rangnick: „Es ist schon noch ein bisschen hin – drei Monate. Aber wir haben nur noch vier Testspiele. Mit jedem Spiel steigt die Vorfreude.“Der 65-Jährige muss sein endgültige­s EM-Aufgebot am 7. Juni benennen – am Vortag der Generalpro­be gegen die Schweiz. Danach bezieht man das Teamcamp in Berlin.

„Es ist noch ein bisschen hin bis zur EURO. Aber wir haben nur noch vier Testspiele – mit jedem steigt die Vorfreude“Ralf Rangnick ÖFB-Teamchef

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