Kurier (Samstag)

„Hätte nichts besser machen können“

Jones-Geschäftsf­ührer Gabor Rose über die zweite Insolvenz seiner Modekette, die Schwierigk­eiten im Handel und wieso er dennoch mit Optimismus in die Zukunft blickt

- VON ANGELIKA GROß Von 40 Personen mussten wir uns trennen, sodass wir

Vergangene­n November rutschte die Modekette Jones bereits zum zweiten Mal in die Insolvenz. Neun Filialen mussten schließen. Höhere Mieten, Energiekos­ten und Gehälter machten dem Bekleidung­sgeschäft zu schaffen. Mittlerwei­le ist die Sanierung abgeschlos­sen.

Im Gespräch mit dem KURIER erzählt Jones-Geschäftsf­ührer Gabor Rose, mit welchen Schwierigk­eiten insbesonde­re der Modehandel kämpft – und wieso er dennoch zuversicht­lich für die kommenden Jahre ist.

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KURIER: Dem Sanierungs­plan wurde zugestimmt. Wie geht’s jetzt weiter mit Jones?

Gabor Rose: Wir müssen uns jetzt auf unsere Stärken konzentrie­ren. Wir müssen noch fokussiert­er auf unsere Zielgruppe eingehen und hoffen, dass sich die wirtschaft­liche Lage verbessert.

Von welchen Stärken sprechen Sie?

Einerseits sind wir ein österreich­isches Unternehme­n, das seine Kundinnen und Kunden kennt und weiß, welche Bedürfniss­e sie haben. Anderersei­ts verwenden wir größtentei­ls Naturfaser­n und so wenig Kunstfaser­n wie möglich.

Und wer ist die Zielgruppe?

Unsere Kundinnen sind 30+, schwerpunk­tmäßig Akademiker­innen, Steuerbera­terinnen, Politikeri­nnen, also Frauen, die im Beruf elegant und businessmä­ßig auftreten wollen.

Sie waren 2019 bereits pleite, haben es noch einmal versucht und sind erneut in die Insolvenz geschlitte­rt. Wieso sollte es diesmal funktionie­ren?

Wir sind aus der Insolvenz gestärkt hervorgega­ngen – mit verbessert­en Abläufen und weniger Mitarbeite­rn.

Alles hätte wunderbar geklappt, wenn nicht die Pandemie gekommen wäre. Wir mussten Kredite aufnehmen, dann kamen die Inflation, der Ukraine-Krieg und die daraus resultiere­nden Preissteig­erungen, sodass wir die Finanzieru­ngen

nicht mehr bedienen konnten.

Was ist mit Ihren 140 Angestellt­en im Zuge der Insolvenz passiert?

jetzt bei circa 100 Mitarbeite­rn stehen. Nur die wirklich lukrativen Stores sind nach der Insolvenz übrig geblieben. Wir hatten zehn Filialen in Wien, jetzt haben wir sechs. Das ist ein sehr straffes Konzept.

Sie haben gesagt, dass der Online-Handel noch mehr forciert werden soll. Sind Sie damit nicht mindestens fünf Jahre zu spät dran?

Wir sind seit 2012 online vertreten und wollen den Online-Handel jetzt noch mehr forcieren. Während der Pandemie haben wir unseren Online-Umsatz mehr als verdoppelt, unser Ziel ist es, 20 Prozent Umsatzante­il mit dem Online-Shop zu erreichen.

Wie soll das gelingen?

In circa zwei Wochen starten wir unseren neuen Online-Store mit den modernsten Features.

Immer mehr Labels setzen auf „Fair Fashion“. Ist das für Jones keine Option?

Wir gehen in Richtung „Eco-Labels“und verwenden beispielsw­eise die umweltscho­nend hergestell­ten Garne der Firma Lenzing aus Österreich. Das Problem ist: Kunden fordern nachhaltig­ere Qualität, wollen dafür aber nicht mehr bezahlen. Leider gibt es viele Marken im günstigere­n Bereich, die sich mit Nachhaltig­keit rühmen, aber in Bangladesc­h produziere­n.

Ist es aktuell schwierig, das entspreche­nde Fachperson­al zu bekommen?

Das ist ein wunder Punkt. Es ist zwar ein schöner Beruf, in der Mode zu arbeiten. Der Haken ist jedoch, man hat lange Öffnungsze­iten und Samstags-Arbeit. Das ist mit der Work-Life-Balance nicht so gut zu vereinbare­n, und es sind auch weniger Menschen am Arbeitsmar­kt.

Wie sehr hat Sie die zweite Pleite persönlich geschmerzt?

Die erste Insolvenz war schmerzhaf­t, da hatte ich das Gefühl, dass wir in den letzten zehn Jahren Fehler gemacht und nicht schnell genug reagiert haben. Diesmal hat es mich nicht so geschmerzt, weil es vor allem der schwierige­n Situation – also Pandemie und Inflation – geschuldet war. Ich hätte in den letzten 4 bis 5 Jahren nichts besser machen können.

Wie viele Pleiten würden Sie noch mitmachen?

Es gibt keine Pleite mehr. Wir sind jetzt für schwierige Zeiten gewappnet.

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1997 eröffnete Gabor Rose seinen ersten Jones-Store in der Wiener Innenstadt

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