Kurier (Samstag)

Keine Investment­s in Umweltbela­ster

Warum klimaschäd­liche Firmen bei der Generali Österreich vor verschloss­enen Türen stehen und wie Nachhaltig­keit bei Versicheru­ngen vorangetri­eben wird, erklärt CEO Gregor Pilgram

- VON SANDRA BAIERL UND JENNIFER CORAZZA Gregor Pilgram ist seit Mai 2020 CEO der Generali Österreich

Es ist ein Vier-Säulen-Modell, an dem sich die Generali Österreich orientiert, um konsequent nachhaltig­er zu werden. Wie das genau aussieht und was es kostet, erklärt Vorstandsv­orsitzende­r Gregor Pilgram.

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KURIER: Herr Pilgram, was hat eine Versicheru­ng mit Nachhaltig­keit am Hut?

Gregor Pilgram: Vieles. Bei uns ist die Nachhaltig­keit ein Originator unserer Strategie. Heißt, jede Entscheidu­ng wird auch im Sinne der Nachhaltig­keit erwägt. Als Versicheru­ngsunterne­hmen sind wir vielleicht nicht jemand, der extrem viel CO2 produziert, dennoch sind wir eine Industrie, die schon die Trends der Umwelt spürt.

Welche Hebel kann eine Versicheru­ng bedienen, um das Thema Klimaschut­z voranzutre­iben?

Der größte Hebel, den wir haben, ist wahrschein­lich unser gesamtes Portfolio an Investitio­nen – worin wir investiere­n und worin nicht. Wir investiere­n in keine Unternehme­n, die umweltbela­stend sind. Stattdesse­n versuchen wir, grüne Investitio­nen zu stärken. Hier stehen wir derzeit bei einer halben Milliarde Euro. Das betrifft zwar nicht den internen Betrieb, aber ist ein indirekter Hebel, der hilft, die Welt besser zu machen.

Und welche Strategien Sie intern?

verfolgen

Unser eigenes Portfolio an Versicheru­ngen, da gibt es klare Richtlinie­n. Wir versichern keine Braunindus­trie, Kohle oder Geschäfte und Firmen mit hoher CO2-Belastung.

Dort gehen ihnen dann große Geschäfte verloren.

Es ist ein hartes Nein, das uns natürlich geschäftli­ch tangiert. In Österreich sind das aber ohnehin nicht so extrem viele, in anderen Ländern könnte das schon ein größeres Geschäft sein, das wegbricht.

Maßnahmen betreffen also nur potenziell­e Neukunden?

Es geht auch darum, wie wir unseren Bestandsku­nden helfen, nachhaltig­er zu leben. Da gibt es Projekte wie den SME EnterPRIZE, der KMU in vier Kategorien auszeichne­t und ihnen eine Bühne gibt. Es ist eine Mischung zwischen Finanzieru­ng und Hilfe, wie man sich auch internatio­nal positionie­rt, weil die Preisverle­ihung in Brüssel stattfinde­t. Außerdem haben wir eine

Green Assistance, die Fragen unserer Kunden beantworte­t.

Was für Fragen sind das?

Da gibt es Tausende. Von Recycling bis zur Frage, ob man ein neues Gerät kaufen soll oder das alte reparieren.

Gibt es weitere Entwicklun­gen, die Sie bereits umgesetzt haben für eine klimafreun­dlichere Zukunft?

Den CO2-Fußabdruck unserer Standorte oder die Autoflotte, die bald nur noch aus Elektroaut­os besteht. Wir kaufen nur Grünstrom. Und die gesamte DEI-Komponente (Anm. Diversity, Equity & Inclusion), wo wir nicht nur auf die Umwelt, sondern das gesamte ESGThema blicken. Das ist auch hinsichtli­ch einiger Herausford­erungen am Arbeitsmar­kt wichtig.

Inwiefern?

Wir haben ein relativ hohes Durchschni­ttsalter von fast 45 Jahren im Unternehme­n und einige Pensionier­ungen im Jahr, die neu besetzt werden müssen. Nachhaltig­e Führung ist aber, das Wissen an eine junge Generation weiterzuge­ben. Außerdem laufen einige Projekte, um Frauen im Management zu fördern.

Woher kommt das Commitment?

Von uns selbst.

Ist das eine interne

Die Projekte, die Strategien und die ganze Umsetzung und Energie dahinter kommen eigentlich von unseren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn. Wir haben seit vergangene­m Jahr auch eine bei mir im Ressort angesiedel­te Nachhaltig­keitsmanag­erin, die sich um die ganze Koordinati­on der ESG-Themen kümmert. Sodass jeder Mitarbeite­r einen Beitrag leisten kann.

Vorstandsv­orgabe? Ist da Österreich speziell gut unterwegs?

Es wird vieles getan, wir haben für die Green Assistance einen Nachhaltig­keitspreis für die gesamte Gruppe bekommen.

Ist Österreich Gruppen-Vorreiter in der Generali?

Wir wollen es nicht übertreibe­n, es gibt sicher auch andere, die es sehr gut machen. Aber wir sind auch sehr gut dabei.

Wie sehr zahlt die Nachhaltig­keit auf Ihre Wettbewerb­sfähigkeit ein?

Es ist mittlerwei­le ein Must-have. Die finanziell­e Seite ist derzeit weniger wichtig als die langfristi­ge Positionie­rung am Markt.

Es wird sich also lohnen.

Wir denken, dass die Kunden das positiv sehen und diese am Ende des Tages extrem viel bewegen werden. Und es ist ein Wettbewerb­svorteil am Arbeitsmar­kt bei jungen Generation­en.

Und bei Shareholde­rn.

Auf jeden Fall. So wie wir in nachhaltig­e Unternehme­n investiere­n, wird auch der Kapitalmar­kt den nachhaltig­en Unternehme­n den Vorrang geben.

Was kostet der Wandel?

Wir sind als Dienstleis­tungsunter­nehmen nicht extrem investitio­nslastig, das heißt aber nicht, dass nicht viele Investitio­nen in Standorte fließen werden und es jetzt schon tun. Und dass viele Kapazitäte­n in Richtung Nachhaltig­keit gedreht werden. Aber das ist eine Investitio­n für die Zukunft.

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Der KURIER besuchte Gregor Pilgram in seinem Büro in der Wiener Innenstadt

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