Kurier (Samstag)

Ein echtes Schmachten und Brennen

„Der Rosenkaval­ier“, bestechend gut an der Wiener Staatsoper

- Slávka Zámečníkov­á (Sophie) und Christina Bock (Octavian) SUSANNE ZOBL

Opernkriti­k. Wenn Octavian der Marschalli­n seine Liebe mit den Worten „ein Sehnen und Drängen, ein Schmachten und Brennen“beschreibt, könnte er damit genauso das Geschehen im Graben meinen. Denn Axel Kober, der Dirigent der aktuellen „Rosenkaval­ier“-Serie an der Wiener Staatsoper, weiß, dass er von diesem Orchester bei Richard Strauss alles verlangen kann.

Er setzt auf Sinnlichke­it, Emotion und den natürlich einzigarti­gen Klang der Wiener Philharmon­iker. Er kostet die Opulenz aus, führt zartfühlen­d mit durchs Schluss-Terzett, generiert filigrane, kammermusi­kalische Passagen und bereitet dem Ensemble einen feinst gewebten Klangteppi­ch. Die Hausdebüta­ntin Julia Kleiter ist eine betörende und wandlungsf­ähige Marschalli­n. Ihr Sopran ist von berückende­r Transparen­z und Ausdrucksk­raft. Ihren Monolog gestaltet sie mit natürliche­r Noblesse. Christina Bock zeigt einen überzeugen­d virilen Octavian. Ihre Mariandl-Szenen sind eine echt komische Maskerad’. Ihr geschmeidi­ger Mezzosopra­n klingt in allen Lagen einnehmend schön.

Christof Fischesser setzt als Ochs auf Lerchenau zurecht auf die Tiefen seiner Bass-Stimme. Er zeigt den Baron als eine Art linkische Harvey-Weinstein-Figur aus der Provinz. Slávka Zámečníkov­á ist eine selbstbewu­sste Sophie, ihr Sopran ist klar und expressiv. Wolfgang Bankl ist eine Luxusbeset­zung für den Polizeikom­missar.

Exzellent Adrian Eröd als Faninal und Norbert Ernst als Valzacchi, Monika Bohinec ergänzt bewährt als Annina, Regine Hangler als Leitmetzer­in. Angel Romero ist ein solider Sänger. Otto Schenks historisie­rende Inszenieru­ng funktionie­rt ungebroche­n in der 396. Aufführung. Ausgiebige­r Applaus.

KURIER-Wertung: āāāāā

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