Kurier (Samstag)

Auf der schwarzen Liste

Bei der Pflanzenau­swahl für den eigenen Garten hat man die Qual der Wahl. Wer den Nützlingen etwas Gutes tun will, setzt auf regionale Arten. So mancher invasiven Art hingegen wird der Kampf angesagt.

- VON ULLA GRÜNBACHER

» Eines unserer Nachbarlän­der, die Schweiz, verbietet ab 1. September den Verkauf, das Verschenke­n und die Einfuhr bestimmter Pflanzen. Betroffen sind beliebte Arten wie der Kirschlorb­eer, der Sommerflie­der und der Blauglocke­nbaum. Jene Pflanzen, die bereits in Schweizer Gärten wachsen, sind vom Verbot ausdrückli­ch ausgenomme­n.

Dass Länder bestimmte Pflanzen verbieten, ist nichts Neues. Die EU hat in der Invasionsv­erordnung Pflanzen und Tiere aufgeliste­t, die mit ihrer Ausbreitun­g Lebensräum­e, Arten oder Ökosysteme beeinträch­tigen und daher der biologisch­en Vielfalt schaden können. Länder, in denen invasive Pflanzen (sogenannte Neophyten) vorkommen, müssen Maßnahmen entwickeln, wie sie gegen die Ausbreitun­g vorgehen – da diese Arten häufig regionale Pflanzen verdrängen. „Ein Baum, der auf dieser Liste der invasiven Arten genannt wird, ist der Götterbaum“, sagt Franz Essl, Biodiversi­tätsforsch­er der Uni Wien. Außerdem einige

Flusskrebs­arten sowie Gewässerpf­lanzen.

Warum die Schweiz Pflanzen verbietet, die auch in Österreich in vielen Gärten vorkommen? „Der Kirschlorb­eer ist ein immergrüne­r Strauch. Dort, wo die Winter milder sind, etwa in der Schweiz, gibt es eine deutliche Ausbreitun­g immergrüne­r Pflanzen“, so Essl. Die Pflanzen können sich sogar in stadtnahen Lagen ausbreiten.

In Wien sei das noch nicht der Fall. „Wenn die Winter durch den Klimawande­l milder werden, dann könnte sich das ändern“, so der Experte. Er ist überzeugt, dass „immergrüne Gehölze in Österreich ein Thema werden.“Freilich müsse immer eine Risikobewe­rtung von Arten stattfinde­n, führt Essl aus. Es komme darauf an, wie weit Arten bereits verbreitet sind. Je verbreitet­er, desto schwierige­r sind Maßnahmen umzusetzen.

Die Umweltbera­tung rät bei der Auswahl von immergrüne­n Heckenpfla­nzen lieber auf Arten zu setzen, die in der Region verbreitet sind. Eine Hecke aus regionalty­pischen Sträuchern ist eine Delikatess­e für die Tiere im Garten. So zieht der Weißdornst­rauch bis zu 150 Insektenar­ten und mehr als 30 Vogelarten an, auch der Liguster bietet Vögeln Nahrung und Schutz. Ebenfalls eine gute Wahl: Salweide, Schlehe und Schwarzer Holunder. «

„Dort, wo die Winter milder sind, gibt es eine deutliche Ausbreitun­g immergrüne­r Pflanzen.“Franz Essl, Biodiversi­t▶tsforscher, Uni Wien

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Kirschlorb­eer findet man in vielen Gärten, vor allem als Hecke ist die Pflanze beliebt. Aber Vorsicht: Die Blätter und vor allem die Beeren sind giftig
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Eine gute Alternativ­e für die immergrüne Hecke: der Liguster
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