„Wir sind der Spiegel der Gesellschaft“
Pfandleiherin Karin Meier-Martetschläger über finanzielle Engpässe und kurzfristige Darlehen
Karin Meier-Martetschläger führt eine Pfandleihanstalt, die sich auf Pfanddarlehen für Autos und Lebensversicherungen spezialisiert hat.
KURIER: Es gibt eine Vielzahl an Pfandleihen. Wie erkennt der Konsument einen seriösen Pfandleiher?
Karin Meier-Martetschläger: Wichtig ist, dass es absolute Kostentransparenz gibt. Eine seriöse Pfandleihanstalt wird sich für ihre Kunden immer Zeit nehmen und die Kosten genau erklären. Zudem haben sich viele Pfandleihanstalten den freiwilligen Standesregeln unterworfen und sind daher Träger des Gütesiegels der Finanzdienstleister der WKÖ, auch dieses Siegel ist für den Konsumenten ein Zeichen, dass es sich um eine vertrauenswürdige Institution handelt.
Wird man bei Pfand-Geschäften auch über die Konsequenzen aufgeklärt?
Ich kann zwar nicht unisono für die Mitbewerber sprechen, aber ich würde diese Frage prinzipiell mit ja beantworten. Mir persönlich ist die genaue Erklärung und Beratung unserer Kunden sehr wichtig. Sie müssen die Kostenstruktur wirklich verstehen. Nur gut beratene Kunden sind zufriedene Kunden. Schulden aufzunehmen, ist leicht, aber man muss diese auch zurückzahlen können.
Schulden zu machen, ist auch unangenehm.
Ganz genau. Darum muss eine Belehnung immer auf Augenhöhe getätigt werden. Wir als Finanzdienstleister der WKW müssen uns bemühen, unseren Kunden aus schwierigen finanziellen Situationen zu helfen und eine passende Lösung für beide Seiten zu finden.
Mit welchen Vorurteilen werden Sie konfrontiert?
Oftmals heißt es, dass wir die Bank der armen Leute sind. Das stimmt schon lange nicht mehr. Unsere Kunden bilden die gesamte Bandbreite der Gesellschaft ab. Wir sind auch keine Konkurrenz zur Bank, sondern eine gute Ergänzung. Bei einem Bankkredit haftet die Person, bei einem Pfanddarlehen haftet das Pfand.
Warum hat die Pfandleihe ein schlechtes Image?
Das hat historische Gründe. Heute sind wir die Topplayer, wenn es darum geht, kurzfristig Geld zu überbrücken. Als Finanzdienstleister der WKW gehen wir sehr achtsam mit unseren Leistungen um und schauen, was der Kunde tatsächlich benötigt.
Was ist für Sie persönlich das Spannendste an der Pfandleihe?
Die Vielfalt. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Die Unterschiedlichkeit unserer Kunden und dass wir, wenn auch immer etwas Zeit versetzt, der Spiegel der Gesellschaft sind. Man kann durchaus die Behauptung anstellen, dass wir volkswirtschaftlich einer der Ersten sind, die sehen, wo es in Österreich die ein oder andere Nachjustierung benötigt.
Wie geht es Österreich?
Unterm Strich geht es uns meines Erachtens nicht so schlecht, auch wenn wir nie vergessen dürfen, dass wir unbedingt auch Neues zulassen müssen – wir sind unzweifelhaft am Punkt von großen Veränderungen. Wir haben im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ein sehr großes soziales Auffangnetz, wir haben ein Gesundheitssystem, bei dem keine Vorauskasse benötigt wird und auch Unterstandslose medizinisch versorgt werden. Last but not least haben wir ein Bildungssystem, das für jeden zugänglich ist und viele verschiedene Möglichkeiten der Bildung eröffnet – nur Bildung schafft Unabhängigkeit. Unbestritten bleibt jedoch, dass wir in der Finanzbildung einen dringenden Aufholbedarf haben.