Kurier (Samstag)

Weitere Legalisier­ungsschrit­te bei Cannabis setzen?

PRO&CONTRA

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Gras, Ganja, Weed – die Synonyme für Cannabis sind so vielfältig wie die Möglichkei­ten, es sich zu besorgen. Obwohl Cannabis in Österreich illegal ist, haben laut SchätzunPr­oschon gen des Innenminis­teriums 40 zent der 18- bis 25-Jährigen gekifft. Mir ist bewusst, dass es sich bei Cannabis um eine Droge handelt, der Wirkstoff THC psychoakti­v wirkt und gesundheit­liche Schäden verursache­n kann. Das kann Alkohol aber ebenso und der steht in der Mitte der Gesellscha­ft, ist akzeptiert. Mit der Gesundheit kann man die Illegalitä­t von Cannabis also nicht rechtferti­gen.

Im Gegenteil: Weil Kiffen verboten ist, wird Ware verkauft, die mit anderen Substanzen gestreckt ist und sie stärker und gefährlich­er macht. Konsumente­n haben keine Möglichkei­t, in ein Geschäft zu gehen, um zu wissen, was sie erhalten. Man muss sich illegal, in dunklen Ecken mit Dealern treffen – da ist der Weg zu harten Drogen nicht weit, die Hemmschwel­le fehlt. Das stärkste Argument für eine Legalisier­ung ist aber Folgenes: Es kommen ständig Abwandlung­en von THC auf den Markt. CBD, HHC, HHCP – weil die synthetisc­h hergestell­ten Substanzen neu sind, kommt der Staat kaum nach, sie zu verbieten. Nach dem Verbot von HHC ist nun H4-CBD der Verkaufssc­hlager. Wie teuer und aufwendig es für die Polizei ist, jedes Päckchen Gras auf die Inhaltssto­ffe zu prüfen, um festzustel­len, ob es legales CBD oder illegales Gras ist, kann sich jeder selbst ausrechnen. Conclusio: Gebt das Hanf frei! Am härtesten trifft das die kriminelle­n Dealer.

Birgit Seiser ist Reporterin

Eines ist klar: Wenn ein großer Teil der Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n Cannabis konsumiert, sollte sich die Politik Maßnahmen überlegen, um Konsumenti­nnen und Konsumente­n nicht zu kriminalis­ieren. Dass es aber an dem deutschen Weg heftige Kritik gibt, vor allem auch aus medizinisc­hen Fachkreise­n, ist nachvollzi­ehbar.

In Deutschlan­d dürfen künftig Anbauverei­nigungen an 18- bis 21-jährige Mitglieder 30 Gramm Cannabis im Monat abgeben, ab 22 Jahren dann 50 Gramm. Das ist auch die Menge, die man zu Hause aufbewahre­n darf und die für mehrere Joints am Tag reicht. „50 Gramm Cannabis monatlich haben mit einem sogenannte­n Freizeitko­nsum nichts mehr zu tun. Hier bewegt man sich klar im Bereich eines problemati­schen Konsums, der mit Abhängigke­iten und vielen weiteren psychische­n Störungen einhergeht“, formuliert­e es die deutsche Psychiater­in Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank. Denn bis zum 4./25. Lebensjahr sind die Entwicklun­gsprozesse im Gehirn noch nicht abgeschlos­sen, dauerhafte Schäden nicht ausgeschlo­ssen. Diese Risiken sind vielen nicht bewusst oder werden bagatellis­iert. Und die Gefahr ist groß, dass auch Jugendlich­e unter 18 jetzt leichter an Cannabis kommen, obwohl es für sie offiziell verboten bleibt. Ein Anstieg des Konsums ist zu befürchten. Dass künftig alle nur mehr legales Cannabis mit begrenztem THC-Gehalt konsumiere­n, darf auch bezweifelt werden: Wer härteren Stoff (mit höherem THC-Gehalt z. B.) gewöhnt ist, wird sich den weiterhin schwarz besorgen. Ernst Mauritz ist Redakteur

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