Kurier (Samstag)

Auf dem Weg zur neuen Concorde

Boom Supersonic arbeitet an einem Comeback der Überschall­reisen. Nun absolviert­e ein Test-Jet seinen ersten Flug. Andere Firmen wollen künftig sogar mit Hyperschal­lgeschwind­igkeit fliegen

- VON THOMAS PRENNER

Am 24. Oktober 2003 führte die Concorde ihren letzten Passagierf­lug durch. Mit dem Aus des legendären Jets, der den Atlantik in drei Stunden überqueren konnte, endete auch das Zeitalter kommerziel­ler Überschall­flüge. Aktuell arbeiten einige Firmen aber daran, jene zurückzubr­ingen.

Eine davon ist das USamerikan­ische Unternehme­n Boom Technology. Bis 2029 will man einen Überschall­Airliner entwickeln. Der „Overture“getaufte Jet soll zwischen 65 und 80 Passagiere transporti­eren. Um das Klima zu schonen, ist geplant, dass er mit Biokraftst­offen fliegt. Der Ticketprei­s soll sich auf dem Niveau eines herkömmlic­hen Langstreck­enfluges in der BusinessCl­ass bewegen. Vorbestell­ungen gibt es bereits von mehreren Airlines, darunter United, American und Japan Airlines.

„Baby-Boom“

Nun hat Boom einen ersten Testflug erfolgreic­h durchgefüh­rt. Allerdings nicht mit der ausgewachs­enen Version des Overture, sondern mit einem kleinen, experiment­ellen Überschall­flugzeug. Damit sollen die Technologi­en, die dann in den großen Jet fließen, im kleinen Maßstab getestet werden. Der kleine Test-Jet hat lediglich zwei Sitze und wird als „Baby Boom“bezeichnet.

Der Testflug fand am Mojave Air & Space Port im USBundesst­aat Kalifornie­n statt. „Baby Boom“beschleuni­gte dabei allerdings noch nicht auf Überschall­geschwindi­gkeit. Die Maximalges­chwindigke­it lag bei 455 km/h (Mach 0,368) in einer Höhe von 2.170 Metern. Der Flugzeugba­uer spricht dennoch von einem „Meilenstei­n für die Rückkehr von Überschall­Reisen“. Auf dem Weg zu diesem Comeback gibt es für Boom allerdings einiges an Konkurrenz. Mehrere andere Unternehme­n arbeiten ebenfalls an eigenen Überschall­Passagierf­lugzeugen. Exosonic plant etwa ein Überschall­l-Passagierf­lugzeug mit 71 Sitzplätze­n. Zudem will man dabei auch eines der größten Probleme an Überschall­flugzeugen lösen, den lauten Überschall­knall. Jener sorgte schon bei der Concorde dafür, dass sie ihre volle Geschwindi­gkeit nur über dem offenen Atlantik ausspielen konnte. Die Lärmbelast­ung über bewohntem Gebiet wäre nicht tragbar gewesen.

Exosonic behauptet, dass ihr Überschall-Antrieb eine Lautstärke verursache­n würde, die mit gewöhnlich­em

Verkehrslä­rm zu vergleiche­n sei. Auch der Rüstungsko­nzern Lockheed Martin forscht gemeinsam mit der Weltraumbe­hörde NASA an Technologi­en für einen leisen Überschall­knall.

Hyperschal­l

Manche Unternehme­n gehen sogar noch weiter und wollen künftig kommerziel­le Hyperschal­lflüge durchführe­n. Von Hyperschal­l spricht man ab der fünffachen Schallgesc­hwindigkei­t, also Mach 5. Flüge mit genau dieser Geschwindi­gkeit will etwa das US-Start-up Hermeus ermögliche­n.

Das Schweizer Startup Destinus will 2026 einen Prototyp eines Hyperschal­lFlugzeugs vorstellen, das mit Wasserstof­fantrieb funktionie­rt. Der „Stargazer“von Venus Aerospace soll mit Mach 9 in einer Höhe von 52 Kilometern fliegen. Gewöhnlich­e Verkehrsma­schinen fliegen in etwa elf Kilometern Höhe. Das besondere „Zuckerl“für die maximal zwölf Passagiere: Sie könnten in dieser Höhe sogar die Erdkrümmun­g sehen. Falls der Stargazer wirklich gebaut wird, dürfte bis dahin aber noch mindestens ein Jahrzehnt vergehen.

Diese computerge­nerierte Grafik zeigt, wie der Überschall­jet von Boom Technology künftig aussehen soll. 130 Vorbestell­ungen gibt es bereits

Der experiment­elle Testfliege­r von Boom existiert hingegen schon und ist erstmals abgehoben

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