Auf dem Weg zur neuen Concorde
Boom Supersonic arbeitet an einem Comeback der Überschallreisen. Nun absolvierte ein Test-Jet seinen ersten Flug. Andere Firmen wollen künftig sogar mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen
Am 24. Oktober 2003 führte die Concorde ihren letzten Passagierflug durch. Mit dem Aus des legendären Jets, der den Atlantik in drei Stunden überqueren konnte, endete auch das Zeitalter kommerzieller Überschallflüge. Aktuell arbeiten einige Firmen aber daran, jene zurückzubringen.
Eine davon ist das USamerikanische Unternehmen Boom Technology. Bis 2029 will man einen ÜberschallAirliner entwickeln. Der „Overture“getaufte Jet soll zwischen 65 und 80 Passagiere transportieren. Um das Klima zu schonen, ist geplant, dass er mit Biokraftstoffen fliegt. Der Ticketpreis soll sich auf dem Niveau eines herkömmlichen Langstreckenfluges in der BusinessClass bewegen. Vorbestellungen gibt es bereits von mehreren Airlines, darunter United, American und Japan Airlines.
„Baby-Boom“
Nun hat Boom einen ersten Testflug erfolgreich durchgeführt. Allerdings nicht mit der ausgewachsenen Version des Overture, sondern mit einem kleinen, experimentellen Überschallflugzeug. Damit sollen die Technologien, die dann in den großen Jet fließen, im kleinen Maßstab getestet werden. Der kleine Test-Jet hat lediglich zwei Sitze und wird als „Baby Boom“bezeichnet.
Der Testflug fand am Mojave Air & Space Port im USBundesstaat Kalifornien statt. „Baby Boom“beschleunigte dabei allerdings noch nicht auf Überschallgeschwindigkeit. Die Maximalgeschwindigkeit lag bei 455 km/h (Mach 0,368) in einer Höhe von 2.170 Metern. Der Flugzeugbauer spricht dennoch von einem „Meilenstein für die Rückkehr von ÜberschallReisen“. Auf dem Weg zu diesem Comeback gibt es für Boom allerdings einiges an Konkurrenz. Mehrere andere Unternehmen arbeiten ebenfalls an eigenen ÜberschallPassagierflugzeugen. Exosonic plant etwa ein Überschalll-Passagierflugzeug mit 71 Sitzplätzen. Zudem will man dabei auch eines der größten Probleme an Überschallflugzeugen lösen, den lauten Überschallknall. Jener sorgte schon bei der Concorde dafür, dass sie ihre volle Geschwindigkeit nur über dem offenen Atlantik ausspielen konnte. Die Lärmbelastung über bewohntem Gebiet wäre nicht tragbar gewesen.
Exosonic behauptet, dass ihr Überschall-Antrieb eine Lautstärke verursachen würde, die mit gewöhnlichem
Verkehrslärm zu vergleichen sei. Auch der Rüstungskonzern Lockheed Martin forscht gemeinsam mit der Weltraumbehörde NASA an Technologien für einen leisen Überschallknall.
Hyperschall
Manche Unternehmen gehen sogar noch weiter und wollen künftig kommerzielle Hyperschallflüge durchführen. Von Hyperschall spricht man ab der fünffachen Schallgeschwindigkeit, also Mach 5. Flüge mit genau dieser Geschwindigkeit will etwa das US-Start-up Hermeus ermöglichen.
Das Schweizer Startup Destinus will 2026 einen Prototyp eines HyperschallFlugzeugs vorstellen, das mit Wasserstoffantrieb funktioniert. Der „Stargazer“von Venus Aerospace soll mit Mach 9 in einer Höhe von 52 Kilometern fliegen. Gewöhnliche Verkehrsmaschinen fliegen in etwa elf Kilometern Höhe. Das besondere „Zuckerl“für die maximal zwölf Passagiere: Sie könnten in dieser Höhe sogar die Erdkrümmung sehen. Falls der Stargazer wirklich gebaut wird, dürfte bis dahin aber noch mindestens ein Jahrzehnt vergehen.
Diese computergenerierte Grafik zeigt, wie der Überschalljet von Boom Technology künftig aussehen soll. 130 Vorbestellungen gibt es bereits
Der experimentelle Testflieger von Boom existiert hingegen schon und ist erstmals abgehoben