Kurier (Samstag)

Zwischen Kult und Kritik

Die filmische Satire der britischen Komikertru­ppe Monty Python kam beim Publikum gut an, sorgte aber für Proteste bei Religionsv­ertretern

- VON STEFANIE WEICHSELBA­UM

Zur Kreuzigung? Gut. Durch die Tür hinaus, zur linken Reihe, jeder nur ein Kreuz“, ist nur eines von unzähligen Zitaten aus dem Film „Das Leben des Brian“. Der Streifen befasst sich auf satirische Art und Weise – wie der Name schon sagt – mit dem Leben des Judäers Brian, der zur gleichen Zeit wie Jesus lebte und im Film fälschlich­erweise für den Messias gehalten und schlussend­lich auch ans Kreuz genagelt wird.

Verantwort­lich für diesen Stoff zeichnet die britische Komikertru­ppe Monty Python. Das Künstlerko­llektiv bestand aus Graham Chapman (њ 1989, spielte Brian), Michael Palin (80, spielte Pontius Pilatus), John Cleese (84, spielte Reg, den Anführer der Volksfront von Judäa), Terry Jones (њ 2020, spielte Brians Mutter), Eric Idle (81, spielte Stan, der Loretta genannt werden will) und Terry Gilliam (83, spielte den Blutund Donnerprop­heten).

Startschwi­erigkeiten

Dass der Film vor 45 Jahren in die Kinos kam, war aber nicht immer so klar. Denn eigentlich hatte „EMI Film and Theatre“schon Interesse daran bekundet, der damalige Firmen-Chef Bernard Delfont (њ1994) machte aber wieder einen Rückzieher, nachdem er das Drehbuch gelesen hatte. Der Film sei „obszön“und „frevlerisc­h“und nicht „im Interesse des EMI-Images“. Somit hing die Produktion in der Luft, bis kein Geringerer als „Beatles“-Gitarrist George Harrison (њ 2001) in die Bresche sprang und vier Millionen Dollar (3,7 Mio. Euro) in den Film pumpte. Terry Jones bezeichnet­e dies später als „die teuerste Kinokarte aller Zeiten“. Belohnt wurde Harrison dann aber doch noch – und zwar mit einem kleinen Cameo-Auftritt.

Doch EMI-Boss Bernard Delfont war nicht der Einzige, der ein massives Problem mit „Das Leben des Brian“hatte.

„An den Protesten vor dem Premierenk­ino nahmen alle etablierte­n Kirchen teil. Protestant­en, Katholiken, die jüdische Gemeinde gleich zweimal, ich glaube, es waren sogar Calviniste­n dabei“, erzählte Monty Pythons John Cleese später.

Der orthodoxe Rabbiner Abraham Hecht sah den Film als derart beleidigen­d an, dass er fürchtete, dass „weitere Aufführung­en zu Gewaltausb­rüchen führen könnten.“Doch von anderen Vertretern des Judentums gab es Kritik an der Kritik. Sie bezeichnet­en Hechts Äußerungen als „Gefahr für die Gedankenfr­eiheit“.

Die Erzdiözese von New York der römisch-katholisch­en Kirche wiederum hielt die Komödie wegen Verspottun­g der Person Christi für einen „Akt der Blasphemie“.

In Singapur, Irland, Norwegen, Südafrika, Oman,

Malaysia und Bhutan wurde der Film erst gar nicht zur Aufführung gebracht, sondern verboten. Dies nutzten aber gleich die Kinobetrei­ber im benachbart­en Schweden und bewarben den Film: „So lustig, dass er aus Norwegen verbannt wurde.“

Steuerlich­e Probleme

Herausford­erungen gab’s übrigens auch bei den Dreharbeit­en, da Graham Chapman zu dieser Zeit in den USA lebte und sich aus steuerlich­en Gründen nie länger als 24 Stunden in Großbritan­nien aufhalten durfte. Prinzipiel­l wäre dies ja kein Problem gewesen, da der Großteil in Tunesien gedreht wurde – bis auf die Ufo-Szene. Dafür musste Chapman extra nach London reisen, verbrachte mehrere Stunden im Raumschiff und verschwand sofort wieder aus Europa.

Als Chapman im Jahr 1989 mit nur 48 Jahren an Krebs stirbt, fungiert John Cleese als Trauerredn­er. Im Anschluss sang die Gruppe das Lied „Always Look On The Bright Side Of Life“, das auch im Film den Abschluss bildet.

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Die Monty Python-Mitglieder spielten mehrere Rollen im Film: Michael Palin, John Cleese, Graham Chapman (hier als Brian), Eric Idle, Terry Gilliam und Terry Jones (zu sehen am Ostersonnt­ag um 21.50 Uhr auf ORF III)
 ?? ?? Monty Python im Jahr 2013: Michael Palin, Eric Idle, Terry Jones, Terry Gilliam und John Cleese (v. li.)
Monty Python im Jahr 2013: Michael Palin, Eric Idle, Terry Jones, Terry Gilliam und John Cleese (v. li.)
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