Kurier (Samstag)

HASE, LAUF!

Vor 40 Jahren kam in den USA der „Rabbit“auf den Markt – ein Vibrator, der Frauen doppelt beglückte und von der Form her an einen Hasen oder ein Kaninchen erinnerte. Berühmt wurde er durch die Serie „Sex and the City“, als die prüde Charlotte sich in ihn

- SEX in der freizeit gabriele.kuhn@kurier.at

Hasen-Spielzeug mit Perlen“– so lautete das Codewort zufrieden lächelnder Damen einst, wenn sie sich über ihren „Rabbit“(was übersetzt eigentlich „Kaninchen“bedeutet) unterhielt­en. Ein knapp 23 Zentimeter langer Vibrator, der im Jahr 1984 in den USA auf den Markt kam. Der SextoyKlas­siker ist also 40 Jahre alt.

Seine Technologi­e schien damals einzigarti­g – beim „Rabbit“handelt es sich, so die Fachsprach­e, um einen „Dual Action“-Vibrator. Heißt: Er sorgt für doppeltes Vergnügen, und zwar so: Ein Teil des Zauberstab­s – in Form eines phallische­n, rotierende­n Schafts – stimuliert den G-Punkt. Ein weiterer die Klitoris, mit zwei Mini-Dingern, die optisch an die Ohren von Hasen oder Kaninchen erinnern. Im Schaft befinden sich außerdem kugelförmi­ge Perlen in der Mitte, die beim Einschalte­n mitrotiere­n. Ohund Ah-Effekte garantiert. Lanciert wurde die genitale Sensation von der Firma Vibratex, ein Familienun­ternehmen mit Sitz in Kalifornie­n, das bereits in den frühen 1980er-Jahren begann, Rabbit-Vibratoren aus Japan zu importiere­n. Firmenchef­in Shay Martin beschrieb das Produkt in einem Interview so: „Der Rabbit ist auch für seine berühmten Ohren bekannt. Diese Ohren sind im exakt richtigen Winkel positionie­rt, um die Klitoris zu stimuliere­n, ohne den Kaninchenk­opf zusätzlich nach unten drücken zu müssen ...“Es handle sich aus ihrer Sicht um einen Vibrator, der zu jeder Frau passt. Allerdings waren Sextoys damals noch nicht wirklich salonfähig, wenig Genaues wusste man außerdem über das Thema „Meine Klitoris, meine Lust.“

Doch dann kam Rabbits großer Auftritt – in der neunten Episode der ersten Staffel der HBO-Serie „Sex and the City“. Sie trug den Titel „Der Hase und die Schildkröt­e“, darin war zu sehen, wie Miranda den Freundinne­n in einem einschlägi­gen Laden ihre neue Errungensc­haft ans Herz legte: „Meine Damen, ich möchte euch ,The Rabbit’ vorstellen.“Die konservati­ve Charlotte gab sich schockiert: „Dafür gebe ich kein Geld aus, ich spare Sex für jemanden, den ich liebe.“Wenig später stellte sie fest, dass das Ding nicht nur pink ist, sondern auch ein „kleines Häschen hat, mit kleinem Gesicht, wie Peter Hase“. Bäm – und schon hatte sie sich in den Vibrator verliebt. Charlotte sagte Dates ab, um Zeit mit ihrem Rabbit zu verbringen. In einer Yoga-Szene der Serie meinte sie zu Carrie, der neue Vibrator sei so fantastisc­h, dass sie nicht genau wüsste, ob sie jemals wieder mit einem Mann Sex haben würde. Eine bessere Werbung gibt’s kaum – der Gamechange­r. Bereits wenige Tage später stiegen die Verkaufsza­hlen des surrenden Hausfreund­s steil an. Im damals bekanntest­en Sexshops San Franciscos, „Good Vibrations“, standen Frauen Schlange, um einen Rabbit zu kaufen. Viele Experten sind heute noch davon überzeugt, dass SATC mit seinen offenen Gesprächen „unter Frauen“über Dates, Selbstbefr­iedigung, Orgasmen und One Night Stands zum gesellscha­ftlichen Wandel in Sachen Sexualität beitrug. Vibratoren mutierten zum selbstvers­tändlichen Accessoire – auch für eher prüde Frauen wie Charlotte. Aber was wurde aus „Rabbit“? Er ist gekommen, um zu bleiben. Mittlerwei­le gibt es das doppelte Vergnügen in allen nur denkbaren High-Tech-Variatione­n. Und auch „Vibratex“setzt nach wie vor auf „Rabbit Habit, die Legende“. Das allerdings in der zeitgemäße­n Version: geräuschlo­s, mit individuel­ler Bewegungss­teuerung, vier Intensität­en, fünf Vibrations- und fünf Rotationsm­ustern. Kundenzufr­iedenheit nach wie vor garantiert – einfacher formuliert: Er hoppelt immer noch.

„In einer Yoga-Szene der Serie meinte sie zu Carrie, der neue Vibrator sei so fantastisc­h, dass sie nicht genau wüsste, ob sie jemals wieder mit einem Mann Sex haben würde.“

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