Kurier (Samstag)

Warum PV-Anlagen weltweit boomen

Im 1. Quartal stieg der Grünstroma­nteil von 60 auf 86,5 Prozent, einen großen Anteil daran hat Sonnenstro­m. Warum der Optimismus vieler dennoch getrübt ist

- VON BERNHARD GAUL

Der Traum von unendliche­r Energie aus einem Fusionsrea­ktor ist Realität geworden: Der Anteil an Sonnenstro­m (Photovolta­ik), der die Fusionsene­rgie der Sonne nutzt, nimmt nahezu exponentie­ll zu – weltweit, aber auch in Österreich.

Weltweit summierten sich die PV-Module im Jahr 2021 auf etwa 183 Gigawatt. 2022 waren es bereits 252 Gigawatt, und im Vorjahr dürften insgesamt knapp 400 Gigawatt installier­t worden sein. Ganz entgegen der Prognosen der Internatio­nalen Energieage­ntur, die das weltweite Potenzial bei höchstens 100 Gigawatt sahen.

Österreich auf Kurs

Nicht zuletzt angetriebe­n durch den russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine und einer befürchtet­en (aber nicht eingetrete­nen) Energiearm­ut findet sich auch im heimischen Strommix immer mehr Sonnenstro­m: Gestern, Freitag, um 13 Uhr, meldete das Energiemin­isterium einen Wasserkraf­tanteil von 45,7 Prozent – und einen PVAnteil von fast 40 Prozent.

Dem zugrunde liegt die enorme Nachfrage bei DachPV-Anlagen, Zaun-PV-Anlagen und kleinen Balkonkraf­twerken. In Zahlen ausgedrück­t heißt das: 2022 gab es in Österreich erstmals einen Zubau von mehr als einem Gigawatt nur im Bereich der Photovolta­ik. 2023 wurden mehr als doppelt so viel Leistung installier­t – 2,1 Gigawatt nämlich. Dafür stand eine Rekordförd­erung von rund 600 Millionen Euro zur Verfügung. Die allerdings gibt es nicht mehr – dafür aber ist die Mehrwertst­euer auf PV-Module gestrichen worden. Die kumulierte Leistung aller Module dürfte mit Ende 2023 bei 5,8 Gigawatt liegen.

Die heimische PV-Branche geht nicht davon aus, dass die Ausbauzahl­en demnächst einbrechen. Das Niveau dürfte in diesem wie auch im kommenden Jahr gehalten werden. So sei man jedenfalls auf Kurs für das einst kommunizie­rte ehrgeizige Ausbauziel bis 2030 von 20 Gigawatt.

Dass dennoch bei der Branche keine Jubelstimm­ung bei der dieswöchig­en Jahrestagu­ng des Dachverban­des PV-Austria im Wiener Austria Center aufgekomme­n war, liegt an den noch ausstehend­en Regelungen und vor allem am fehlenden Ausbau der Stromnetze: „Die Grenzen der Physik lassen sich nicht wegreden, es braucht endlich Schwung für den Netzausbau“, sagt Verbandspr­äsident Herbert Paierl. Die größte Hoffnung wird in den Beschluss des E-Wirtschaft­sgesetzes (ElWG) gesetzt, der auch den Netzausbau regelt. Dafür braucht die Regierung aber die Stimmen der SPÖ – deren Energiespr­echer Alois Schroll zurückhalt­end.

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