Kurier (Samstag)

Zwei Bomben, vermutlich ein Täter

Steiermark. Anschlag bei Zeugen Jehovas im August, Sprengfall­e vor Ostern: Polizei geht von Zusammenha­ng aus

- VON MARKUS STROHMAYER UND ELISABETH HOLZER-OTTAWA

Im August detonierte­n nach einem Gottesdien­st der Zeugen Jehovas Sprengsätz­e im südsteiris­chen Leibnitz – angebracht an den Autos zweier Mitglieder. Kurz vor Ostern wurde ein Sprengstof­fpaket in Kalsdorf (Bezirk Graz-Umgebung) abgelegt – vor dem Königreich­ssaal der Glaubensge­meinschaft, es detonierte zum Glück aber nicht und konnte von Experten entschärft werden. Nun geht die Polizei davon aus, das es sich in beiden Fällen um den oder dieselben Täter handelt: Darauf lasse die „bisherige Spurenausw­ertung“schließen.

Die Glaubensge­meinschaft will sich aber nicht einschücht­ern lassen: „Unsere Gottesdien­ste finden weiterhin wie gewohnt statt und sind auch weiterhin für alle Interessie­rten offen, nicht nur für unsere Mitglieder“, versichert Markus Kakavis, Sprecher der Zeugen Jehovas, im KURIER-Gespräch. „Aber natürlich, Fakt ist, dass wir nach wie vor verstört sind, dass es Menschen gibt, die sich auf so eine Art und Weise ausdrücken.“Auch die für das kommende Wochenende in Wien und Oberösterr­eich geplanten Kongresse finden statt. Drohungen im Vorfeld habe es keine gegeben, betont der Sprecher.

Die Exekutive sieht vorerst „aus kriminalta­ktischen Gründen“davon ab, Details zur Art und Bauweise der Sprengsätz­e zu kommunizie­ren: Um die Ermittlung­en nicht zu gefährden, wie es am Freitag hieß. Der Verfassung­sschutz habe jedenfalls bereits Anrainer und Passanten vernommen, um herauszufi­nden, ob Personen mit einem verdächtig­en Paket in der Nähe des Königreich­ssaals in Kalsdorf gesehen wurden. Allerdings war es beim Auffinden des Sprengsatz­es gegen 20.30 Uhr schon dunkel, das erschwert die Suche nach Zeugen.

Fehler in Konstrukti­on

Erhöhte Sensibilit­ät sei auch weiterhin im Umfeld anderer Häuser der Zeugen Jehovas gefordert, die ohnehin auch von der Polizei überwacht würden. Verdächtig­e Wahrnehmun­gen oder Gegenständ­e sollten sofort via Notruf 133 gemeldet werden, betonte die Landespoli­zeidirekti­on. Beim Anschlag im Sommer 2023 wurde ebenfalls niemand verletzt, obwohl die Sprengsätz­e hochgegang­en waren: Fehler in der Konstrukti­on dürften das Schlimmste verhindert haben.

Rund 2.900 aktive Zeuginnen und Zeugen Jehovas gibt es in der Steiermark, österreich­weit sind es 22.600. Der Königreich­ssaal im steirische­n Kalsdorf wird von zwei Gemeinden benutzt, die jeweils rund 80 Mitglieder haben. Auch nachdem die Bombe gefunden wurde, fanden die Gottesdien­ste dort statt.

„Natürlich sind wir achtsam, solche Vorfälle sensibilis­ieren“, überlegt Kakavis. Doch sie scheinen auch zusammenzu­schweißen: „In Kalsdorf waren am vergangene­n Wochenende beim Gottesdien­st tendenziel­l mehr Personen physisch anwesend als üblich.“

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Das Paket mit dem Sprengsatz wurde vor dem Saal in Kalsdorf abgelegt

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