Zwei Bomben, vermutlich ein Täter
Steiermark. Anschlag bei Zeugen Jehovas im August, Sprengfalle vor Ostern: Polizei geht von Zusammenhang aus
Im August detonierten nach einem Gottesdienst der Zeugen Jehovas Sprengsätze im südsteirischen Leibnitz – angebracht an den Autos zweier Mitglieder. Kurz vor Ostern wurde ein Sprengstoffpaket in Kalsdorf (Bezirk Graz-Umgebung) abgelegt – vor dem Königreichssaal der Glaubensgemeinschaft, es detonierte zum Glück aber nicht und konnte von Experten entschärft werden. Nun geht die Polizei davon aus, das es sich in beiden Fällen um den oder dieselben Täter handelt: Darauf lasse die „bisherige Spurenauswertung“schließen.
Die Glaubensgemeinschaft will sich aber nicht einschüchtern lassen: „Unsere Gottesdienste finden weiterhin wie gewohnt statt und sind auch weiterhin für alle Interessierten offen, nicht nur für unsere Mitglieder“, versichert Markus Kakavis, Sprecher der Zeugen Jehovas, im KURIER-Gespräch. „Aber natürlich, Fakt ist, dass wir nach wie vor verstört sind, dass es Menschen gibt, die sich auf so eine Art und Weise ausdrücken.“Auch die für das kommende Wochenende in Wien und Oberösterreich geplanten Kongresse finden statt. Drohungen im Vorfeld habe es keine gegeben, betont der Sprecher.
Die Exekutive sieht vorerst „aus kriminaltaktischen Gründen“davon ab, Details zur Art und Bauweise der Sprengsätze zu kommunizieren: Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, wie es am Freitag hieß. Der Verfassungsschutz habe jedenfalls bereits Anrainer und Passanten vernommen, um herauszufinden, ob Personen mit einem verdächtigen Paket in der Nähe des Königreichssaals in Kalsdorf gesehen wurden. Allerdings war es beim Auffinden des Sprengsatzes gegen 20.30 Uhr schon dunkel, das erschwert die Suche nach Zeugen.
Fehler in Konstruktion
Erhöhte Sensibilität sei auch weiterhin im Umfeld anderer Häuser der Zeugen Jehovas gefordert, die ohnehin auch von der Polizei überwacht würden. Verdächtige Wahrnehmungen oder Gegenstände sollten sofort via Notruf 133 gemeldet werden, betonte die Landespolizeidirektion. Beim Anschlag im Sommer 2023 wurde ebenfalls niemand verletzt, obwohl die Sprengsätze hochgegangen waren: Fehler in der Konstruktion dürften das Schlimmste verhindert haben.
Rund 2.900 aktive Zeuginnen und Zeugen Jehovas gibt es in der Steiermark, österreichweit sind es 22.600. Der Königreichssaal im steirischen Kalsdorf wird von zwei Gemeinden benutzt, die jeweils rund 80 Mitglieder haben. Auch nachdem die Bombe gefunden wurde, fanden die Gottesdienste dort statt.
„Natürlich sind wir achtsam, solche Vorfälle sensibilisieren“, überlegt Kakavis. Doch sie scheinen auch zusammenzuschweißen: „In Kalsdorf waren am vergangenen Wochenende beim Gottesdienst tendenziell mehr Personen physisch anwesend als üblich.“