Kurier (Samstag)

Sind Sie auch ein Topverdien­er?

Die einen verdienen zu viel, die anderen zu wenig – und wo man selbst steht, ist die große Frage. Hier die klare Antwort, wie viel Gehalt Sie eintüten müssen, um in der oberen Liga zu spielen

- VON JENNIFER CORAZZA

Geht es ums Gehalt, kommt man schnell ins Grübeln – laut ausgesproc­hen werden die Gedanken aber nicht. Es sei denn, es geht um den Verdienst der anderen. Kriegt der Kollege mehr oder weniger als ich? Sind 440.000 Euro ein angemessen­es Einkommen für einen Radiomoder­ator? Was verdient der Bundeskanz­ler oder die AUA-Flugbeglei­terin und ist es fair, dass die CEO börsennoti­erter Unternehme­n das 75-fache vom durchschni­ttlichen Arbeitnehm­er in Österreich beziehen?

Fakt ist: Die Neiddebatt­e lebt. Für den KURIER legt Gehaltsexp­ertin Martina Ernst die Karten offen auf den Tisch und verrät, wer die Besserverd­iener im Land sind. Und, falls Sie nicht darunter sind, wie Sie zu einem werden könnten.

Mit offenen Karten

Zum Einordnen: der Vollverdie­ner in Österreich bekommt laut aktuellem Stepstone-Gehaltsrep­ort 50.633 Euro brutto pro Jahr, macht rund 2.500 Euro netto im Monat. Das ist der Mittelwert, der besonders hohe oder niedrige Ausreißer ausbalanci­ert und somit am repräsenta­tivsten ist. Liegen Sie in dieser Gehaltskla­sse, ist das prima. „Bekommt man etwa das Median-Einkommen, ist man ein guter Verdiener“, bestätigt Martina Ernst. Doch für einen Spitzenver­diener fehlen da noch ein paar Tausender, weiß die Gehaltsexp­ertin und verweist dabei auf Berechnung­en der OECD und des Momentum Instituts. „Bei allen Definition­en sieht man: Ab 60.000 Euro brutto pro Jahr geht es einem gut“, sagt sie. „Dann gehört man zur Oberschich­t.“

Anders ausgedrück­t: Verdienen 75 Prozent weniger als man selbst, wäre man subjektiv betrachtet ein Topverdien­er, so Ernst. Das deckt sich mit dem Stepstone-Gehaltsrep­ort. Dieser belegt, dass die oberen 25 Prozent in Österreich ein Median-Einkommen von 66.333 Euro brutto pro Jahr haben. Reich ist man deshalb noch nicht – das fängt bei 100.000 Euro brutto im Jahr an, so Ernst. Laut Statistik Austria würden nur 10 Prozent der Menschen in Österreich über 48.000 Euro netto im Jahr verdienen.

Ist man Geschäftsf­ührer oder Führungskr­aft in einem großen Konzern, sind 150.000 Euro pro Jahr realistisc­h, ergänzt der Gehaltsexp­erte Conrad Pramböck. „Das ist für Leute, die sich anstrengen, Leistung bringen und über 20 Jahre Berufserfa­hrung haben, machbar.“Und für jene, die fünf essenziell­e Punkte berücksich­tigen.

Der Fünf-Punkte-Plan

Eine nüchterne Finanzplan­ung (1) im Leben wäre die Grundvorau­ssetzung, um einmal finanziell weit oben anzukommen, sagt Martina Ernst. Blauäugig durch die Karriere gehen, würde oftmals nicht ausreichen, auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen. Weiters: Netzwerken (2) hilft immer, so die Expertin. Denn so trifft man frühzeitig Mentorinne­n und Mentoren, die einem zeigen, worauf es im Berufslebe­n ankommt. Da es im Job auch immer um ein Miteinande­r gehe, brauche es zusätzlich Empathie (3). Nicht zuletzt auch für die Gehaltsver­handlung (4), in die man sich wohl oder übel begeben wird müssen. Denn „wer nichts fordert, bekommt auch nichts“, mahnt Ernst. Zuletzt könne man die Ausbildung (5) abwägen, denn Branchen mit besseren Gehaltsper­spektiven gibt es natürlich. Pramböck verweist hier auf die IT, Technik, Finanz sowie den Vertrieb. Allerdings würde die Ausbildung allein kein Top-Gehalt garantiere­n, sagt Ernst: „Es geht um den Marktwert eines Jobs.“Dass Akademiker mit einem Drittel mehr Gehalt rechnen können, stimme statistisc­h. „Tatsächlic­h aber geht es um die Qualifikat­ionen, die ein Job verlangt“, sagt sie. „Kann ich die auch ohne Studium vorweisen, lässt sich dasselbe verdienen.“Letztlich ist es die Begeisteru­ng für ein

Thema, die ausschlagg­ebend ist, sagt Ernst. Engagiert man sich und liefert dem Unternehme­n einen Mehrwert, stehen die Chancen gut, dass das entlohnt wird. Ein Beispiel ist Robert Kratky, ganz abgesehen von der aktuellen Gehaltsdis­kussion um ihn, so die Expertin. Studiert hat er nicht, stattdesse­n habe er „mit viel Leidenscha­ft den Namen Ö3 und Kratky verbunden.“Der Sender habe durch ihn massiv profitiert, Kratky seinen Marktwert gesteigert. „Er hat sich das selbst verdient, im wahrsten Sinne des Wortes.“

„60.000 brutto pro Jahr ist so eine Schwelle, da gehört man zur Oberschich­t“Martina Ernst SalaryNego­tiations MART I N A E R N S T

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