Kurier (Samstag)

Das Erlebnis Bach: Leonidas Kavakos im Musikverei­n

- SUSANNE ZOBL

Kritik. Mit dem bescheiden anmutendem Titel „Leonidas Kavakos and Friends“überschrie­b der Geiger sein Programm im Wiener Musikverei­n. Was auf einen ersten Blick einen vergnüglic­hen Abend erwarten ließ, wurde, wenn man sich dem Spiel dieser Musiker hingab, zum aufwühlend­en Erlebnis intimsten Musizieren­s.

Das Programm war ausschließ­lich Johann Sebastian Bach gewidmet, konkret dessen Konzerten für Violine, Streicher und Basso Continuo, BWV 1041, 1042, BWV 1056 und der Sonate für Cembalo und Violine, BWV 1014. Mit dem Konzert in EDur gaben die sieben Herren – Kavakos als Solist, Geiger Noé Inui und Alexandros Sakarellos, Bratschist Ilias Livieratos, Cellist Gavrilidis-Petrin, Kontrabass­ist MichailPav­los Semsis und Cembalist Iason Marmaras – einen flotten Auftakt. Der erste Satz geriet zu einer mit Verve spontan hingespiel­ten Aufwärmrun­de von Einzelspie­lern, die sich erst zu einem Team formieren mussten.

Verstörend schön

Logisch, dass Kavakos vor dem Andante eine etwas längere Pause einlegte. Dann aber öffnete er das Tor zur Bach’schen Welt, ließ eine gewisse Melancholi­e hören, ohne seine Stradivari übertriebe­n zum Seufzen zu bringen.

Ihm ging es nicht um historisch­e Aufführung­spraxis. Hier agierte ein Musiker ganz in sich gekehrt, nichts außer der Musik verpflicht­et, was zu einer Art Spirituali­tät führte. Denn Kavakos ließ spüren, dass es ihm um etwas Größeres ging als um die Demonstrat­ion seiner Virtuositä­t, die er dennoch ausspielte.

Wenn oft behauptet wird, Bach hätte eine Art läuternde Wirkung, hier war diese zu erleben. Verstörend schön seine Interpreta­tion der Sonate für Cembalo und Violine. Eine Zugabe und sehr viele Bravos.

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