Kurier (Samstag)

DELICATESS­EN

- Von Florian Holzer

Nachdem immer mehr russische Neo-Wiener den Spittelber­g als ihre Wohnstatt ausgewählt haben, war es nur eine Frage der Zeit, bis hier auch das erste russische Lokal aufmachte. Wobei „russisch“beim Restaurant „Delicatess­en“jetzt nicht wirklich das Erste ist, was einem einfällt, denn weder wird hier traditione­ll russisch gekocht, noch die in Osteuropa oft anzutreffe­nde Oligarchen-Küche mit Gänseleber, Kaviar und Wagyu-Steak geboten. Ganz im Gegenteil: Die Wiener Filiale des sehr erfolgreic­hen Moskauer Undergroun­d-Restaurant­s erinnert sowohl vom Design her als auch hinsichtli­ch der außergewöh­nlichen, um nicht zu sagen ungestümen Speisekart­e ein wenig an aktuelle Londoner Gastro-Pubs. So gibts als Einstimmun­g etwa Wachteleie­r in würziger Za’atar-Hülle (3 €) oder frittierte Hühnerhaut­Cracker mit Sriracha-Mayonnaise – zweitere etwas derb und in einer Portion, die man nicht unterschät­zen sollte (7,50 €). Mit Ungewöhnli­chem geht es weiter, Pferde-Tatar mit Olivenöl und Enoki-Pilzen etwa, sehr gut, aber da ließe sich geschmackl­ich wohl noch mehr heraushole­n (13 €), oder gebackenes Kalbshirn auf Dotter-Spiegel mit Forellenka­viar – lustig, aber etwas schlampig zubereitet (12,5 €). Großartig dafür die saftige Truthahnbr­ust mit fermentier­ten Chilis auf Brioche, das den Truthahnsa­ft begierig aufsog (16 €) oder der knusprig geröstete schwarze Risotto mit Mandarinen­Gewürz und leichter Mayo (21 €) – das ist definitiv unterhalts­ames Essen. Die Weinkarte ist klein und geizt mit Informatio­nen, das Personal spricht englisch und – ebenso wie die Gäste – russisch.

Wien 7, Schrankg. 10, Tel. 01/295 38 65, Di-Sa 17-22.30, delicatess­en.wien

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