Kurier (Samstag)

Der Sonnenfins­ternis entgegen

Bald ist in den USA und in Teilen Kanadas die totale Sonnenfins­ternis zu sehen. Millionen Menschen brechen auf, um sie zu bestaunen – solche Himmelsere­ignisse sind zunehmend ein Reisetrend

- VON GABRIELE KUHN

Der „Pfad der Totalität“galt laut New York Times bereits Anfang 2024 als spektakulä­rstes Reiseziel des Jahres – verbunden mit der Empfehlung, zu tanzen und zu staunen. Aber nicht in Europa.

Den Trip zur großen nordamerik­anischen Sonnenfins­ternis am 8. April (18.30 MEZ) gönnen sich trotzdem viele. Mit über 100.000 Flügen wird eine gigantisch­e Reisewelle erwartet, gleichzeit­ig beginnen in den USA die Frühlingsf­erien. Die Bundesluft­fahrtbehör­de prognostiz­iert Verspätung­en, manche Regionen riefen vorbeugend den Notstand aus, um sich für den Besucheran­sturm vorzuberei­ten. Wie etwa die kanadische NiagaraReg­ion, man erwartet dort bis zu einer Million Tagesbesuc­her. Ein absoluter Rekord.

Magischer Moment

Aber ja, der Himmel hat einiges zu bieten. Einen „magischen Moment des Innehalten­s“, wie es Hannes Richter, Astrophysi­ker am Planetariu­m Wien, beschreibt: „Abhängig vom Wetter wird es merkbar finster, sodass man mitten am Tag einen Nachthimme­l zu sehen bekommt, während das Zwitschern der Vögel verstummt.“Maximale Dauer: vier Minuten, 28 Sekunden, beginnend an den Stränden von Mazatlán, Mexiko, bis zu den Buchten von Maberly, Neufundlan­d. „Jede totale Finsternis ist speziell, doch das Maximum an Sonnenakti­vität schürt diesmal besondere Erwartunge­n“, so Richter. Laut NASA ein „kosmisches Meisterwer­k“, bei dem sich wegen der Sonnenstür­me eine stark f lackernde Korona zeigen wird: der sichtbare Strahlenkr­anz.

Finsternis-Tickets

Ein guter Grund, Party zu machen oder sich das Theater – über den Wolken – anzuschaue­n. Viele Fluglinien verkauften Finsternis-Tickets, während es in 15 Bundesstaa­ten, Mexiko und Kanada zahlreiche Veranstalt­ungen geben wird. Hotels bieten „Moon-Shadow-Pakete“an, Experten der NASA begleiten Familien mit Kindern, Musik-Festivals sind ausverkauf­t.

Ein astrologis­cher Moment des Neubeginns, den manche nützen, um zu heiraten. „Total Eclipse of the Heart“heißt etwa ein Dreitagess­pektakel in Arkansas, 200 Paare werden sich gleichzeit­ig vermählen. So oder so sind Finsternis-Reisen beliebt, weiß Astrophysi­ker Richter: „Sonnenfins­ternisjäge­r sind Menschen, die dieses Phänomen öfters sehen wollen und dafür Urlaub machen.“

Für Verschwöru­ngstheoret­iker gelten Sonnenfins­ternisse als Symbol des Unheils. „Schon früher waren Dinge, die sich Menschen nicht erklären konnten, bedrohlich. Dabei handelt es sich astrophysi­kalisch um ein einfaches Phänomen, das wir exakt vorberechn­en können“, so der Experte.

Im Jahr 2081 wird es in Österreich wieder so weit sein.

Mehr Astronomie: Die größte Digitalkam­era der Welt, S. 16

„Das aktuelle Maximum an Sonnenakti­vität schürt besondere Erwartunge­n“

Hannes Richter Astrophysi­ker

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Es wird eine Finsternis sein – und alle werden aufgeregt sein, in diesem magischen Moment des Innehalten­s. Zumindest in Teilen der USA

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