Kurier (Samstag)

Braucht es eine Leerstands­abgabe?

PRO&CONTRA

- Anita Staudacher ist stv. Ressortlei­terin in der Wirtschaft­sredaktion Robert Kleedorfer, Ressortlei­ter Wirtschaft

ohne n ist ein Grundrecht und sollte fiir alle leist-bar bleiben. Wer Im-mobilien bewusst leer stehen lasst, urn auf hohere Preise zu spekuliere­n, entziehtWo­hnraum und tragt mit Schuld, dass die Mie-N....,1 ten steigen. Uniforme Geister-Cha-lets verbauen wertvolle Griinflach­en am Land undverursa­chen Kosten, die die Allge-meinheit zu tragen hat (Wasser, Milllab-fuhr) . Mit einer Leerstands- oder Zweit-wohnsitzab­gabe Spekulatio­n und unnoti-gen Flachenfra­g einzudamme­n, ist daher eine wichtige und richtige Magnahme. So gut die Abgabe argumentie­rbar ist, so schwer ist sie umzusetzen. Der gesetzli-che Rahmen ist nur ein erster Schritt, in der Praxis stellen sich viele Frage n: Was ist ein Leerstand Uberhaupt? Wer ermittelt ihn? Und wie hoch soll der Obolus sein? Was fur den Immo-Grainves-tor finanziell ein Klacks ist, wird fill- den kleinen Privatverm­ieter am Land zur Herausford­erung. Hier wird es Ausnahmen geben miissen. Die Ausgestalt­ung der Abgabe den Landern und Gemein-den zu iiberlasse­n, ist daher richtig. Dass sie funktionie­ren kann, zeigen Bei-spiele aus Landern wie Frankreich. Dort gibt es sie schon seit 1999. In Stadten und Gemeinden, wo sie eingefithr­t wurde, ging der Leerstand laut einer Studie deutlich zu-ruck und die meisten Wohnungen kamen auf den Markt. Auch wenn die Leerstands-abgabe nicht alle Probleme am Wohnungs-markt lose n wird: Sie bringt Einnahmen ftir Stadte und Kommunen. Diese konnten mit dem Geld die Althaussan­ierung fordern.

Wohnraum mag ein per-sönliches Grundrecht sein. Aber wieso müs-sen private Eigentümer dafür ge-rade stehen? Ist es nicht viel-mehr Aufgabe derAllgeme­inheit, sprich Staat und Gemeinden, für 4 ausreichen­d leistbaren Wohnraum zu sorgen? Dabei haben viele Gemeinden versagt, allen voran Wien. Jahrelang wurde kein einziger Gemeindeba­u errichtet, der von der Stadtregie­rung als problemlos dar-gestellte Zuzug aus aller Herren Länder hat die Lage zusätzlich­verschärft. Nun sollen neue (gesichtslo­se) Riesen-siedlungen die Misere lindern, wobei scheinbar jeder mögliche Quadratmet­er zubetonier­t wird. Als weitere Lösung hat die Bundesregi­erung die Leerstands­abga-be aus dem Hut gezaubert. Denn es sollen mehr als 650.000 Wohnungen im ganzen Land leer stehen. Abseits dieser ziemlich vagen Schätzung ist es naiv zu glauben, dass mit einem Schlag diese Zahl an Wohnun-gen nun verfügbar werden. Zum einen gibt es immer eine gewisse Fluktuatio­n am Mietmarkt, etwa durch Wegzug oder Todesfälle Zum anderen werden auch Wohnungen für den späteren Eigenbedar­f (etwa für Kinder oder Enkel) nicht vermietet. Und drittens verdrießt das aktuelle Mietrecht Eigentü-mern von Altbestand das Vermieten. So gut wie keine Rendite, dafür aber Mühe und Ar-ger. Da lassen es viele lieber bleiben. Für die Wirtschaft­spartei ÖVP wäre es naheliegen­der, das Mietrecht ausgewogen zu reformiere­n, anstatt in die Rechte der Eigentümer einzugreif­en. Klagen gegen die Abgabe sind daher zu begrüßen.

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