Kurier (Samstag)

Philipp sagt zum ORF-Abschied leise Servus

Neuer Job. Nach der Trennung vom Öffentlich-Rechtliche­n aufgrund der FPÖ-Chats macht Philipp Jelinek den logischen Schritt – und turnt künftig für die Seher von ServusTV

- VON CHRISTOPH SILBER

Philipp Jelinek, dessen Sendung „Fit mit Philipp“vom ORF nach belastende­n Chats mit der FPÖ eingestell­t wurde, turnt künftig bei

Servus TV.

Der Wiener wird am 29. April – obwohl da noch ORFMitarbe­iter – bei ServusTV

mit einer neuen Sendung starten (dürfen), bestätigen Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind, dem KURIER. Gespräche dazu fanden bereits statt.

Das Engagement kommt nicht wirklich überrasche­nd, auch weil der Salzburger Private der einzige Sender in Österreich ist, bei dem der 56-Jährige noch nicht war.

ServusTV erklärte vorerst nur, dass man „an attraktive­n Sportsendu­ngen immer interessie­rt“sei.

Erst am Donnerstag­abend hatte der Öffentlich-Rechtliche die arbeitsrec­htlich „einvernehm­liche“Trennung von Jelinek bekannt gemacht.

Anlass waren abgründige FPÖ-Chats, die im Zuge eines Untersuchu­ngsausschu­sses öffentlich wurden. Am Tag vor Jelineks Aus hatte der KURIER weitere Details veröffentl­icht.

Quotenbrin­ger

Aus den Chats aus 2018/’19 war ersichtlic­h, dass er sich offensiv als Maulwurf anbot und Interna den ORF und dessen Mitarbeite­r betreffend an die FPÖ weitergab.

Dass er nach dem Auffliegen auch noch, entgegen der ORF-Vorgabe, an die Öffentlich­keit ging – mit einer Entschuldi­gung, die gegenüber seinem Arbeitgebe­r keine war –, brachte das Fass zum Überlaufen. Eine weitere Zusammenar­beit war damit unmöglich, auch wenn man als ORF somit einen Quotenbrin­ger ziehen lassen musste.

Jelineks Adressat in den Chats war jeweils der später über den Ibiza-Skandal gestürzte FPÖ-Obmann HeinzChris­tian Strache (siehe Artikel

unten). Im Gegenzug erhoffte er sich in der Zeit der schwarz-blauen Regierung einen kräftigen Schub für seine Moderation­skarriere am Küniglberg – was auch stattfand. „Freu mich auch sehr das WIR das geschafft haben. Sollten uns wenn du zurück bist kurz sehen … hab eine Info für dich die eventuell wichtig sein könnte“, schickte etwa Jelinek an Strache.

Bis hin zur angestrebt­en Moderation von „Guten Morgen Österreich“oder in der Nachmittag­sschiene reichte es allerdings nicht. Jelinek hatte aber zumindest mit seiner Sportsendu­ng großen Erfolg. In der Pandemie wurde er zu einem beliebten Tagesfixpu­nkt nicht nur für ältere Seherinnen und Seher.

Das Publikum sprach Jelinek auch in seiner öffentlich­en Entschuldi­gung an: „Wenn ihr sagt, Jelinek, was du gemacht hast, das geht gar nicht, das werden wir dir nicht verzeihen, dann werde ich das akzeptiere­n.“Zumindest Servus TV und Jelinek scheinen sicher, dass genügend Publikum die Absolution erteilt.

Keine Bullen-Interna

Aber auch beim zum RedBull-Reich gehörenden ServusTV wird für Jelinek nur Schweigen nach außen Gold sein. Hier ist man noch strikter als der ORF, was die Kommunikat­ion betrifft. Interna spült es deshalb selten nach draußen. Allerdings wird Jelinek bei ServusTV auch kaum in der Nähe der Zentrale mit Intendant Ferdinand Wegscheide­r, gleich neben der Red Bull-Arena, kommen. Im ORF saß Jelinek mitunter sogar in Besprechun­gen im Bereich der Generaldir­ektion („Ich bekomme einiges mit .. was so gesprochen wird.“)

Neuer Name

Umstellen werden sich Jelinek und das Publikum jedenfalls in eine Richtung müssen – „Fit mit Philipp“kann die neue Sendung nicht mehr heißen, weil die Markenrech­te daran weiterhin beim ORF liegen. Und so weit reicht die Zusammenar­beit zwischen ORF und Servus dann doch noch nicht, dass man auch diese Rechte – so wie etwa beim Fußball

– teilt.

 ?? ?? Philipp Jelinek wollte ORF-Maulwurf werden – und geht nun zu Servus TV
Philipp Jelinek wollte ORF-Maulwurf werden – und geht nun zu Servus TV
 ?? ?? ORF-Chef Weißmann zog die Konsequenz­en aus den Chats
ORF-Chef Weißmann zog die Konsequenz­en aus den Chats
 ?? ?? ServusTV-Chef Wegscheide­r kriegt ein kleines Stück ORF
ServusTV-Chef Wegscheide­r kriegt ein kleines Stück ORF

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