Philipp sagt zum ORF-Abschied leise Servus
Neuer Job. Nach der Trennung vom Öffentlich-Rechtlichen aufgrund der FPÖ-Chats macht Philipp Jelinek den logischen Schritt – und turnt künftig für die Seher von ServusTV
Philipp Jelinek, dessen Sendung „Fit mit Philipp“vom ORF nach belastenden Chats mit der FPÖ eingestellt wurde, turnt künftig bei
Servus TV.
Der Wiener wird am 29. April – obwohl da noch ORFMitarbeiter – bei ServusTV
mit einer neuen Sendung starten (dürfen), bestätigen Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind, dem KURIER. Gespräche dazu fanden bereits statt.
Das Engagement kommt nicht wirklich überraschend, auch weil der Salzburger Private der einzige Sender in Österreich ist, bei dem der 56-Jährige noch nicht war.
ServusTV erklärte vorerst nur, dass man „an attraktiven Sportsendungen immer interessiert“sei.
Erst am Donnerstagabend hatte der Öffentlich-Rechtliche die arbeitsrechtlich „einvernehmliche“Trennung von Jelinek bekannt gemacht.
Anlass waren abgründige FPÖ-Chats, die im Zuge eines Untersuchungsausschusses öffentlich wurden. Am Tag vor Jelineks Aus hatte der KURIER weitere Details veröffentlicht.
Quotenbringer
Aus den Chats aus 2018/’19 war ersichtlich, dass er sich offensiv als Maulwurf anbot und Interna den ORF und dessen Mitarbeiter betreffend an die FPÖ weitergab.
Dass er nach dem Auffliegen auch noch, entgegen der ORF-Vorgabe, an die Öffentlichkeit ging – mit einer Entschuldigung, die gegenüber seinem Arbeitgeber keine war –, brachte das Fass zum Überlaufen. Eine weitere Zusammenarbeit war damit unmöglich, auch wenn man als ORF somit einen Quotenbringer ziehen lassen musste.
Jelineks Adressat in den Chats war jeweils der später über den Ibiza-Skandal gestürzte FPÖ-Obmann HeinzChristian Strache (siehe Artikel
unten). Im Gegenzug erhoffte er sich in der Zeit der schwarz-blauen Regierung einen kräftigen Schub für seine Moderationskarriere am Küniglberg – was auch stattfand. „Freu mich auch sehr das WIR das geschafft haben. Sollten uns wenn du zurück bist kurz sehen … hab eine Info für dich die eventuell wichtig sein könnte“, schickte etwa Jelinek an Strache.
Bis hin zur angestrebten Moderation von „Guten Morgen Österreich“oder in der Nachmittagsschiene reichte es allerdings nicht. Jelinek hatte aber zumindest mit seiner Sportsendung großen Erfolg. In der Pandemie wurde er zu einem beliebten Tagesfixpunkt nicht nur für ältere Seherinnen und Seher.
Das Publikum sprach Jelinek auch in seiner öffentlichen Entschuldigung an: „Wenn ihr sagt, Jelinek, was du gemacht hast, das geht gar nicht, das werden wir dir nicht verzeihen, dann werde ich das akzeptieren.“Zumindest Servus TV und Jelinek scheinen sicher, dass genügend Publikum die Absolution erteilt.
Keine Bullen-Interna
Aber auch beim zum RedBull-Reich gehörenden ServusTV wird für Jelinek nur Schweigen nach außen Gold sein. Hier ist man noch strikter als der ORF, was die Kommunikation betrifft. Interna spült es deshalb selten nach draußen. Allerdings wird Jelinek bei ServusTV auch kaum in der Nähe der Zentrale mit Intendant Ferdinand Wegscheider, gleich neben der Red Bull-Arena, kommen. Im ORF saß Jelinek mitunter sogar in Besprechungen im Bereich der Generaldirektion („Ich bekomme einiges mit .. was so gesprochen wird.“)
Neuer Name
Umstellen werden sich Jelinek und das Publikum jedenfalls in eine Richtung müssen – „Fit mit Philipp“kann die neue Sendung nicht mehr heißen, weil die Markenrechte daran weiterhin beim ORF liegen. Und so weit reicht die Zusammenarbeit zwischen ORF und Servus dann doch noch nicht, dass man auch diese Rechte – so wie etwa beim Fußball
– teilt.