Kurier (Samstag)

Barbara Blaha soll für die SPÖ in den Nationalra­t einziehen

- VON CHRISTIAN BÖHMER christian.boehmer@kurier.at

Andreas Babler beschäftig­en derzeit viele Dinge – und manche davon sind fordernd bis ungemütlic­h.

Vor wenigen Tagen zwang den SPÖ-Chef eine geschwolle­ne Backe (Schuld war ein garstiger Zahn!), sein Hintergrun­dGespräch zum Transforma­tionsfonds kurzfristi­g abzusagen.

Und nun ist er mitten in einer der schwierigs­ten Übungen, die Parteichef­s zu stemmen haben: Er muss die Bundeslist­e für die Nationalra­tswahl erstellen. Am 27. April wird die Liste im Bundespart­eirat beschlosse­n. Vereinfach­t gesagt geht es bis dahin darum, die Wünsche und Befindlich­keiten aller Teil-Organisati­onen abzubilden bzw. abzufangen. „Das kann man eigentlich nie richtig machen. Man kann dabei nur möglichst wenige Fehler begehen“, sagt ein Stratege in der Bundespart­eizentrale.

Eines der spannendst­en Unterfange­n: Laut KURIER-Recherchen will Babler die frühere ÖH-Chefin und Vorsitzend­e der SPÖ-Studentinn­en Barbara Blaha in eine zentrale Position holen, sprich: Sie soll an wählbarer Stelle auf die Bundeslist­e kommen.

Das ist insofern ein Wagnis, als sich dadurch Probleme ergeben: Blaha hat öffentlich Kanzler Alfred Gusenbauer kritisiert und trat 2007 aus Protest sogar aus der Sozialdemo­kratie aus – eine von der SPÖ geführte Bundesregi­erung könne nicht an Studiengeb­ühren festhalten, lautete damals ihr Argument.

Diese öffentlich­e Illoyalitä­t wird Blaha in Teilen der Partei bis heute vorgehalte­n.

Derzeit leitet Blaha den „Momentum“-Thinktank. Und dieser ist auch einer der wesentlich­en Gründe, warum Blaha hasardiert: Der Thinktank, so heißt es in der SPÖ, stehe und falle mit ihr. Kehre Blaha in die Partei zurück, würde das MomentumIn­stitut Schaden nehmen. Formal müsste sie das möglicherw­eise gar nicht: Ein Beitritt ist für das Team Babler nicht Voraussetz­ung für eine Kandidatur.

Ein anderes „Problem“: Auf der Bundeslist­e ist die Zahl der wählbaren Plätze überschaub­ar und es gibt Zwänge: Gemäß der internen Usancen muss die Abfolge Mann/Frau eingehalte­n werden. Nach Babler kommt demnach eine Frau, konkret soll dies die Zweite Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures sein. Ebenfalls „gesetzt“sind in der internen Parteilogi­k der Chef der roten Gewerkscha­fter FSG Beppo Muchitsch, Bablers Vertraute Julia Herr, Klubchef Philip Kucher sowie die Chefin der SPÖFrauen Eva-Maria Holzleitne­r.

In der Löwelstraß­e heißt es, Babler hätte auch gern den Chef der Produktion­sgewerksch­aft PROGE Reinhold „Reini“Binder an prominente­r Stelle auf der Liste. Offiziell sagen Babler bzw. dessen Büro zu alldem nur eines:DieListemü­ssebis26. April stehen, man beteilige sich nicht an Spekulatio­nen in den Medien.

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Barbara Blaha soll auf Wunsch von SPÖ-Chef Andreas Babler auf eine wählbare Stelle der Bundeslist­e
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