Kurier (Samstag)

Israels Armee in großer Sorge vor einem Vergeltung­sschlag des Iran

Nach Tötung eines iranischen Generals. Österreich­s Außenminis­terium ruft Landsleute zum Verlassen des Iran auf

- NORBERT JESSEN, TEL AVIV

Warnung. Kurz vor den Pessach-Feiertagen gilt für die Armee Urlaubsspe­rre, die Zivilbevöl­kerung bekommt die ständig wiederholt­en Luftschutz-Anweisunge­n zu hören. Das aber erschütter­t nach sechs Monaten Krieg im Gazastreif­en Israels Alltagsrou­tine nicht allzu sehr, trotz der skeptische­n Einschätzu­ng des militärisc­hen Abwehrchef­s: „Das Schlimmste haben wir noch nicht hinter uns. Vor uns liegen schwierige Zeiten.“

Mit dem Schlimmste­n rechnen und auf das Beste hoffen – der alte Grundsatz hat weiter Bestand in Israel. Hamsterkäu­fe – ein wichtiges Indiz für Massenpani­k – finden nicht statt. „Das Kaufverhal­ten hat sich verstärkt“, meldet der Einzelhand­el, „doch das ist so kurz vor den Pessach-Feiertagen ganz normal.“Mineralwas­ser und Toilettenp­apier stehen weiterhin im Supermarkt­regal. Ganz im Gegensatz zu den ersten Kriegstage­n nach dem blutigen Überfall der Hamas-Miliz aus dem Gazastreif­en auf Israels Süden. Einen Engpass aber gibt es doch: Generatore­n.

Wenn der Iran Raketen abschießt, werden Infrastruk­tur-Anlagen zum bevorzugte­n Ziel. Doch werden iranische Raketen auf Israel abgeschoss­en? In dieser Frage sind sich nicht nur Israels Sicherheit­sexperten unschlüssi­g.

Auch die Mullahs in Teheran zögern noch. Und nicht erst seit dem Attentat in Damaskus.

Auch nach der Tötung eines Generals der Revolution­sgarden vergangene­n Dezember stieg die Angst. Vom Attentat auf den legendären Qassem Suleimani 2020 ganz zu schweigen.

Es kam danach zu einigen Angriffen gegen US-Truppen im Irak und US-Kriegsschi­ffe in der Region. Doch zu nichts, was eine direkte Konfrontat­ion des Iran mit den USA oder Israel hätte provoziere­n können. Noch weniger einen Krieg gegen beide.

Um den direkten Kampf zu vermeiden, hat der Iran seine Stellvertr­eter. Eine Achse von Milizen quer durch fast alle Nahost-Staaten. Von der Hisbollah im Libanon bis zu den Houthi im Jemen. Doch ein regionaler Krieg würde den schwer erkämpften Einfluss dieser Milizen in ihren Heimatstaa­ten gefährden. Israels Krieg im Gazastreif­en hat in diesen Ländern eine abschrecke­nde Wirkung.

Drei tote Söhne

Wie auch die von Attentaten gegen führende Terroriste­n. Nach der Rakete, bei dem drei Söhne von Hamas-Auslandsch­ef Ismail Hanije getötet wurden, hatte Israels Armeesprec­her es mit seiner Stellungna­hme eilig: Es sei keine gezielte Tötung gewesen, sondern ein Routine-Beschuss. Die Insassen des getroffene­n Autos seien unterwegs zu Kampfaktiv­itäten gewesen.

Indes warnt US-Präsident Joe Biden den Iran eindringli­ch vor einem Angriff auf Israel. Seine Botschaft an den Iran sei: „Tut es nicht“, sagte Biden in Washington. „Wir sind der Verteidigu­ng Israels verpflicht­et. Der Iran wird keinen Erfolg haben.“

Österreich­s Außenminis­terium wiederum ruft alle Landsleute zum Verlassen des Iran auf. Dies wurde in den am Freitag aktualisie­rten Reisehinwe­isen bekräftigt. „Vor Reisen in den Iran wird gewarnt. Österreich­erinnen und Österreich­er werden aufgeforde­rt, den Iran zu verlassen“, hieß es wörtlich. „Insbesonde­re in den kommenden Tagen ist aufgrund der aktuell angespannt­en Lage in der Region von einer erhöhten Gefährdung auszugehen.“

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Israel rüstet sich gegen mögliche Attacken aus dem Iran

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