Grüne wollen Gürtelbögen für Nachtschwärmer attraktivieren
Mehr Platz für Schanigärten und eine neue Bim-Linie sind gewünscht
Nachdem die Wiener Grünen bereits ihr Konzept „Gemma Gürtel 2030+“für eine Verkehrsberuhigung präsentiert haben, hat man nun auch Pläne für die Gürtelbögen vorgestellt. Gefordert werden Maßnahmen, um die Lokalszene von der Gumpendorfer Straße bis zur Alser Straße attraktiver zu machen.
Die Gürtelbögen sind eine beliebte Fortgehmeile. Nach der Ansiedlung erster Lokale werde das Areal von der Stadt aber zunehmend vernachlässigt, kritisierte man am Freitag in einer Pressekonferenz. Eine Verkehrsader soll der Gürtel zwar bleiben, allerdings mit weniger Fahrspuren. Pro Fahrtrichtung seien zwei Spuren ausreichend, so das Konzept. Im Gegenzug soll mehr Platz für Lokale und Geschäfte geschaffen werden.
Insgesamt könnten im konkreten Abschnitt 48.000 Quadratmeter neu genutzt werden. Auch Freiluft-Konzerte wären laut den Plänen der Grünen möglich.
„8er“reaktivieren
Die Straßenbahnlinie 8 entlang des Gürtels wurde schon vor Jahren aufgelassen. Planungssprecher Kilian Stark und die Josefstädter Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Lena Köhler fordern, die Bim neu entstehen zu lassen – auch um die U6 zu entlasten.
Die für Rad- und Fußgänger zur Verfügung stehende Fläche soll auf sieben Meter verbreitert werden, um 1.500 neue Bäume zu pflanzen und konsumfreie Räume zu schaffen. Durch eine bessere Beleuchtung will man für mehr Sicherheit sorgen und Angsträume beseitigen.
Die Kosten für eine derartige Umgestaltung schätzt man auf 300 Millionen Euro.
In der einst für ihre Rotlicht-Szene bekannten Gegend sei seit der Revitalisierung vor 30 Jahren wenig geschehen. Anrainer, aber auch Gastronomen würden sich Maßnahmen wünschen. „Die Stadt muss wieder mehr Liebe in die Gürtelbögen stecken“, kritisierte Köhler.
Ein weiterer Effekt einer Aufwertung: die Bekämpfung des Leerstands, nicht nur in den Gürtelbögen, sondern auch entlang der Häuserzeilen am Gürtel. „Damit sich der Leerstand und das bereits beginnende Sterben von Lokalen nicht verfestigt, muss man eingreifen“, sagte Stark.
Lokal geräumt
Laut Köhler geraten die Nachtlokale am Gürtel zusehends unter Druck. Jüngstes Beispiel ist das Lokal "Venster 99", dass Ende Jänner wegen Verstößen geschlossen wurde – mit Unterstützung der WEGA, da laut Stadtverwaltung bei einer Kontrolle der Amtsabordnung der Zutritt verweigert wurde.
Das "Venster 99" argumentiert, man verstehe sich als niederschwellige Anlaufstelle für Künstler und Musiker. „Die Schließung des Raumes in seiner jetzigen Form würde zu einer massiven Leerstelle in der alternativen Wiener Kulturszene führen.“