Der böse Unternehmer
Geldgeil, machthungrig und vom Staat verwöhnt – das ist der Ruf des Unternehmers hierzulande. Spricht da nur der Neid oder ist was Wahres dran? Und was haben die Habsburger damit zu tun? Schlechtes Image.
Ein Immobilieninvestor, der zu viel wollte und sich jetzt dafür verantworten muss – hochmütig! Eine Steirerin, die einen Weg fand, regionale Produkte von Biobauern zu den Städtern zu bringen – geldgeil! Ein junger Mann, der eines der erfolgreichsten Start-ups dieses Landes gründete und jetzt wie viele andere eine Wirtschaftskrise durchlebt – unfähig! Und ein international vernetzter Unternehmer im Transportgeschäft, der kürzlich für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde – ausbeuterisch!
Ganz gleich, ob jemand guten Gewissens wirtschaftet oder beim Austesten der Grenzen zu viele übertritt: Böse sind die Unternehmerinnen und Unternehmer scheinbar alle, wenn man den Online-Kommentaren unter Artikeln Glauben schenkt. Werden in einen Topf geworfen, in dem dann auch andere Kaliber schwimmen, wie der flüchtige Ex-Wirecard-Manager und mutmaßliche Russland-Spion Jan Marsalek. Erfreulich ist das für die große Schar an Unternehmern im
Land nicht, wie der KURIER in Gesprächen vernimmt. „Erfolgreiches Unternehmertum wird immer mit einem negativen Beigeschmack gesehen“, sagt etwa der Logistiker Alexander Klacska. „Man dreht am Sonntag den Tatort auf und entweder ist der Gärtner der Mörder oder der Unternehmer.“Klingt nach Ironie, hat aber einen faktischen Boden. Eine Statistik reihte die Tatort-Mörder zwischen 1970 und 2018 nach BerufsEine gruppen. Siehe da: Der Unternehmer ist als Täter an erster Stelle. Noch vor den Berufskriminellen. Das mag zunächst witzig scheinen, ein besseres Image würde man sich als Unternehmer trotzdem wünschen. Auch wenn man vielleicht nicht ganz unschuldig an der Sache ist.
Wie böse ist er wirklich?
Tatsächlich haben Untersuchungen ergeben, dass Unternehmer im Schnitt weniger verträglich, ruppiger und durchsetzungsstärker sind, erklärt der Leiter des WUGründungszentrums Nikolaus Franke. „Es sind diejenigen, die anecken. Aber in gewisser Weise müssen sie das“, erklärt er. „Die Rolle eines Entrepreneurs ist, Innovation durchzusetzen. Das geht immer nur gegen Widerstand.“
Ob das gleichzeitig bedeutet, sich am Rand des Legalen zu bewegen? Auch hier zeigt sich ein Muster, sagt Franke.
internationale Studie hat 2013 belegt, dass Unternehmer in ihrer Jugend häufiger kleine Delikte begehen. Geschwindigkeitsübertretungen, Schulverweise. „Nichts Kriminelles, aber kleine Verfehlungen“, so Franke. Bei echten kriminellen Überschreitungen liege man mit dem Durchschnittsmenschen allerdings gleichauf. Dennoch: Beim Unternehmer handelt es sich um einen Persönlichkeitstypus, der Grenzen auslotet. Und dabei manchmal zu weit geht, erkennt auch Wirtschafts- und Sozialhistoriker Peter Eigner von der Universität Wien. „Es gibt durchaus Unternehmer, die sich politisch einmischen.