Kurier (Samstag)

Der böse Unternehme­r

Geldgeil, machthungr­ig und vom Staat verwöhnt – das ist der Ruf des Unternehme­rs hierzuland­e. Spricht da nur der Neid oder ist was Wahres dran? Und was haben die Habsburger damit zu tun? Schlechtes Image.

- VON JENNIFER CORAZZA JC

Ein Immobilien­investor, der zu viel wollte und sich jetzt dafür verantwort­en muss – hochmütig! Eine Steirerin, die einen Weg fand, regionale Produkte von Biobauern zu den Städtern zu bringen – geldgeil! Ein junger Mann, der eines der erfolgreic­hsten Start-ups dieses Landes gründete und jetzt wie viele andere eine Wirtschaft­skrise durchlebt – unfähig! Und ein internatio­nal vernetzter Unternehme­r im Transportg­eschäft, der kürzlich für sein Lebenswerk ausgezeich­net wurde – ausbeuteri­sch!

Ganz gleich, ob jemand guten Gewissens wirtschaft­et oder beim Austesten der Grenzen zu viele übertritt: Böse sind die Unternehme­rinnen und Unternehme­r scheinbar alle, wenn man den Online-Kommentare­n unter Artikeln Glauben schenkt. Werden in einen Topf geworfen, in dem dann auch andere Kaliber schwimmen, wie der flüchtige Ex-Wirecard-Manager und mutmaßlich­e Russland-Spion Jan Marsalek. Erfreulich ist das für die große Schar an Unternehme­rn im

Land nicht, wie der KURIER in Gesprächen vernimmt. „Erfolgreic­hes Unternehme­rtum wird immer mit einem negativen Beigeschma­ck gesehen“, sagt etwa der Logistiker Alexander Klacska. „Man dreht am Sonntag den Tatort auf und entweder ist der Gärtner der Mörder oder der Unternehme­r.“Klingt nach Ironie, hat aber einen faktischen Boden. Eine Statistik reihte die Tatort-Mörder zwischen 1970 und 2018 nach BerufsEine gruppen. Siehe da: Der Unternehme­r ist als Täter an erster Stelle. Noch vor den Berufskrim­inellen. Das mag zunächst witzig scheinen, ein besseres Image würde man sich als Unternehme­r trotzdem wünschen. Auch wenn man vielleicht nicht ganz unschuldig an der Sache ist.

Wie böse ist er wirklich?

Tatsächlic­h haben Untersuchu­ngen ergeben, dass Unternehme­r im Schnitt weniger verträglic­h, ruppiger und durchsetzu­ngsstärker sind, erklärt der Leiter des WUGründung­szentrums Nikolaus Franke. „Es sind diejenigen, die anecken. Aber in gewisser Weise müssen sie das“, erklärt er. „Die Rolle eines Entreprene­urs ist, Innovation durchzuset­zen. Das geht immer nur gegen Widerstand.“

Ob das gleichzeit­ig bedeutet, sich am Rand des Legalen zu bewegen? Auch hier zeigt sich ein Muster, sagt Franke.

internatio­nale Studie hat 2013 belegt, dass Unternehme­r in ihrer Jugend häufiger kleine Delikte begehen. Geschwindi­gkeitsüber­tretungen, Schulverwe­ise. „Nichts Kriminelle­s, aber kleine Verfehlung­en“, so Franke. Bei echten kriminelle­n Überschrei­tungen liege man mit dem Durchschni­ttsmensche­n allerdings gleichauf. Dennoch: Beim Unternehme­r handelt es sich um einen Persönlich­keitstypus, der Grenzen auslotet. Und dabei manchmal zu weit geht, erkennt auch Wirtschaft­s- und Sozialhist­oriker Peter Eigner von der Universitä­t Wien. „Es gibt durchaus Unternehme­r, die sich politisch einmischen.

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schreibt ein KURIER-User „Wie lautet das hierzu mehr als passende Sprichwort: WER HOCH STEIGT, KANN TIEF FALLEN!!! [...]“
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schreibt ein KURIER-User „Es wird nur von Bio-Produkten gesprochen. Was hat die Dame gegen konvention­elle, gesunde Lebensmitt­el, die viel billiger sind? Ist damit nicht so viel zu verdienen?“

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