Kurier (Samstag)

PARADIES DER TIERE

- Flaschenpo­st@kurier.at

Zugegeben, ein schwerer Kaltblutga­ul, der kraftvoll den Boden in den Weingärten pflügt, mag an tranige Blut- und BodenÄsthe­tik erinnern, an eine verklärte bäuerliche Idylle, die so nie existierte. Und doch hat so ein Gespann meist wenig mit Sozialroma­ntik, sondern vielmehr mit ganz pragmatisc­hen und ökologisch­en Überlegung­en zu tun. Die Arbeit mit Pferd ist nun mal unbestritt­en umweltbewu­sster als die Fahrt mit dem Traktor. Freilich soll es auch Winzer geben, die just für einen geplanten Fototermin eine heile Welt wie dazumal inszeniere­n, weil sich Tiere und Natur nun einmal gut machen auf der Website.

Vor allem Kunden aus dem urbanen Raum blenden gerne einmal die oft hoch technologi­sche Landwirtsc­haft zugunsten einer weichgezei­chneten Vergangenh­eit aus. Tatsächlic­h verhält es sich aber so, dass selbst ein Koloss von einem Kaltblutpf­erd den Boden weit weniger verdichtet als ein Traktor. Lockerer Boden ist vitaler und kann Wasser besser speichern – das kommt der Rebe und letztlich auch dem Wein zugute. Die Arbeit mit dem Pferd will gelernt sein, man kann sich die Tiere samt Begleitper­son aber auch mieten. Winzer, die selber die Tiere führen, berichten aber von einer äußerst entschleun­igenden Wirkung. Auch andere Tiere werden zunehmend als Weingarten­arbeiter eingesetzt: Schafe, Hühner, Enten und sogar Schweine. Sie erledigen Mäharbeite­n, entsorgen Schädlinge oder lockern den Boden auf – in jedem Fall düngen sie auf ganz natürliche Weise. Und ja, sie sind auch nett anzusehen.

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjourna­listin in Wien.

„Die Arbeit mit dem Pferd will gelernt sein, man kann sich die Tiere samt Begleitper­son aber auch mieten.“

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