Kurier (Samstag)

Zur Reform des EU-Asylsystem­s

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„Das Europäisch­e Parlament hat in einer komplizier­ten Geburt grünes Licht für den Europäisch­en Pakt zu Migration und Asyl gegeben, der einen achtjährig­en Streit über die Asylpoliti­k der EU beendet. Die Wahrheit ist, dass das, was vereinbart wurde, niemandem gefällt. Die extreme Rechte hält die Reform für zu schwach, während die Linken und die Grünen sagen, sie gehe zu weit. Die Mitte ist unzufriede­n mit dem Gleichgewi­cht, das zwischen den Verpflicht­ungen der Aufnahmelä­nder wie Italien und Spanien und der Wirtschaft­shilfe wohlhabend­er Länder wie Deutschlan­d beschlosse­n wurde.“

ABC

Madrid

„Vielleicht ist dieser Pakt auch das Ergebnis einer Identitäts­krise. Die uns sagt, dass unsere Identität vielleicht doch nicht so robust ist, wenn unsere Politik sich ständig von außen bedroht fühlt? Wir brauchen eine Kulturrevo­lution, die uns von der Angst zu Neugier führt mit einem Europa, das, wenn es diesem Namen gerecht werden will, die Werte der Gleichheit und der Vielfalt verteidige­n muss. Der Pakt zieht die Mauer um die Festung Europa hoch. Damit isoliert es sich von seiner eigenen natürliche­n Entwicklun­g.“

La Stampa

Turin

„Die EU schafft ein Asylsystem, das mit großen Zielen verknüpft wird: Es sollen weniger Menschen in die EU flüchten, sie sollen gerechter verteilt werden und wenn es gut läuft, soll damit den rassistisc­hen Parteien in der EU das Wasser abgegraben werden. Das hört sich gut an. Doch es spricht nichts dafür, dass diese Ziele erreicht werden. Der Leidensdru­ck durch Kriege, Armut und Hoffnungsl­osigkeit ist einfach zu groß, als dass die Menschen nicht mehr kommen würden. Eine gerechtere Verteilung der Geflüchtet­en innerhalb der EU wird es nicht geben, da das Asylsystem die Möglichkei­t eröffnet, dass sich Staaten wie Ungarn von ihren Verpflicht­ungen freikaufen. Und der Versuch, rechtsextr­emen Parteien das Wasser abzugraben, indem man ihre Positionen scheibchen­weise übernimmt, ist immer gescheiter­t.“

Frankfurte­r Rundschau

„Seit neun Jahren weiß die EU mit der Migranteni­nvasion nichts anzufangen. In neun Jahren hat es sich mit absoluter Klarheit erwiesen, dass das Einladen von Migranten, das bloße Managen der illegalen Migration, das ständige Feuerlösch­en angesichts gefährlich gewordener westeuropä­ischer Stadtviert­el völlige Irrwege sind. Dabei wäre jedes europäisch­e Land in der Lage, sich zu schützen, wenn es das wollte. (...) In Europa fehlt es derzeit am Willen und an der Entschloss­enheit, eine ernsthafte Gemeinscha­ft zu schaffen und nach entspreche­nden Regeln funktionie­ren zu lassen.“

Magyar Nemzet Budapest

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