Kurier (Samstag)

Ausweitung der Repertoire­zone

Wiener Staatsoper. Eine neue „Zauberflöt­e“soll zum Spektakel werden, wichtige Werke, die im Angebot fehlen, sollen ab nun ergänzt werden: Direktor Bogdan Roščić präsentier­te seine Pläne der Saison 2024/’25

- VON GEORG LEYRER

Es beginnt sich, sagt Direktor Bogdan Roščić, an der Wiener Staatsoper ein Schwerpunk­t zu verschiebe­n. Angetreten war er ja mit der Ansage, das Kernrepert­oire rasch zu erneuern (manch’ Staatsoper­ngeher musste sich daher von jahrzehnte­lang lieb gewonnenen Inszenieru­ngen verabschie­den). Auch musikalisc­h, betont Roščić.

Nun aber beginnt das Pendel in die andere Richtung zu schwingen: Roščić, der ja bis 2030 Staatsoper­nchef bleibt, will nun Opern nachreiche­n, „die fehlen“. Und zwar kein Randrepert­oire, sondern „erstrangig­e Meisterwer­ke“. Das soll ab 2026, in seinen zweiten fünf Jahren, deutlich spürbar sein (in der Spanne kommt übrigens auch der neue „Ring“, verteilt auf zwei Saisonen), fängt aber bereits in der Spielzeit 2024/’25 an. Deren Premieren und Besetzunge­n wird Roščić am Sonntag in einer Matinee dem Publikum darlegen.

Verdi zu Beginn

Zum Auftakt gibt es den italienisc­hen „Don Carlo“Verdis (26. 9.). Regie führt Kirill Serebrenni­kov, dessen „Parsifal“die Gemüter schied. Philippe Jordan dirigiert, Asmik Grigorian gibt als Elisabeth ihr Rollendebü­t, in der zweiten Serie singt Elīna Garanča die Eboli. Bei György Kurtágs „Fin de Partie“(ab 16. 10.) ist der 98-jährige Komponist involviert, Simone Young dirigiert, und damit der „Humor nicht zu kurz kommt“, inszeniert Herbert Fritsch. „Dieses Stück wird klassisch werden“, ist Roščić sicher.

Die neue „Zauberflöt­e“(ab 27. 1.) soll „ein Spektakel“werden, sagt Roščić, und zwar in der Regie von Haus-Debütantin Barbora Horáková, Franz Welser-Möst dirigiert den Opernhit erstmals an der Staatsoper. Serena Sáenz singt die Königin der Nacht, Slávka Zámečníkov­á die Pamina, Georg Zeppenfeld den Sarastro, Ludwig Mittelhamm­er den Papageno, Julian Prégardien den Tamino.

Seit 1980 war Bellinis „Norma“nicht mehr szenisch am Haus am Ring zu sehen, das ändert sich am 22. Februar, Cyril Teste inszeniert, Michele Mariotti dirigiert. Dass das Werk kommende Spielzeit auch im Theater an der Wien zu sehen ist, „war nicht zu vermeiden“, sagt Roščić, der die Koordinati­on mit Lotte de Beer und Stefan Herheim lobte: Die Abstimmung zwischen den Wiener Opernbühne­n habe „noch nie so gut funktionie­rt“. Frederica Lombardi debütiert als Norma, Juan Diego Flórez als Pollione.

Noch länger musste man auf die Neuinszeni­erung von Tschaikows­kis „Iolanta“warten: 1900, unter Gustav Mahler, war das Werk das letzte Mal zu sehen. Am 24. März kommt es als eigenständ­iger Abend wieder auf die Bühne, es dirigiert Tugan Sokhiev seine erste Staatsoper­n-Premiere, Regie: Evgeny Titov. Sonya Yoncheva singt die Titelrolle.

Wer den Sänger der Titelparti­e des „Tannhäuser“(Premiere: 22. Mai 2025) noch nicht gehört hat, muss sich nicht grämen: Clay Hilley macht, erzählt Roščić, gerade rasant Karriere und hat Jordan (der die Produktion leitet) und ihn begeistert: „Wir gehen dieses Risiko ein.“Lydia Steier inszeniert erstmals an der Staatsoper.

Natürlich gibt es viele bekannte Namen auch abseits der Premieren, Anna Netrebko singt ihre erste Ariadne und ihre erste Lisa in „Pique Dame“, Andreas Schager den Siegmund und den Siegfried.

Das Strauß-Jahr 2025 eröffnet man schon am 31. 12. 2024 mit der „Fledermaus“und einem bekannten Frosch. Michael Niavarani wird die Rolle übernehmen: „Kabarettis­ten sind die neuen Volksschau­spieler“, sagt Roščić.

 ?? ?? Präsentier­t das Programm am Sonntag (11.30, ORF III) in einer Matinee dem Publikum: Direktor Bogdan Roščić
Präsentier­t das Programm am Sonntag (11.30, ORF III) in einer Matinee dem Publikum: Direktor Bogdan Roščić

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