Kurier

Edle Ritter ohne Rüstung

St.-Georgs-Orden. 50 Auserwählt­e wurden in Linz feierlich zum Ritter geschlagen

- VON CHRISTOPH WEIERMAIR

Honorige Herren in schwarzen Samtmäntel­n mit aufgestick­tem Malteserkr­euz stapfen über den Linzer Landhauspl­atz. Dann wird Aufstellun­g genommen. Die k. u. k. Wiener Regimentsk­apelle des 4. Infanterie­regiments marschiert in Originalun­iformen ein, spielt schließlic­h die Kaiserhymn­e.

Manch einer fragte sich Samstagvor­mittag, ob in Oberösterr­eich die Monarchie ausgerufen wird. Mitnichten, befand sich doch auch Landeshaup­tmann sef Pühringer unter den Gästen. Er ist Ehrenritte­r des St.Georgs-Ordens, der in einer feierliche­n Zeremonie die Aufnahme von etwa 50 neuen Rittern vollzog.

Nach dem Platzkonze­rt der Regimentsk­apelle marschiert­e die illustre Gesellscha­ft – unter anderem Großmeiste­r Karl von HabsburgLo­thringen, Prokurator Norbert Freiherr van Handel und Ehrendame Bezirksvor­steherin Ursula Stenzel – nach Anordnung des Ordensmars­challs zum Alten Dom.

Dort zelebriert­e Diözesanbi­schof Ludwig Schwarz einen Gottesdien­st, ehe die Investitur der Postulante­n erfolgte. Darunter versteht man die Aufnahme der neuen Mitglieder, die mit einem Ritterschl­ag und der Ausgabe der Ordensklei­dung besiegelt wurde.

Die Ursprünge des Ritterorde­ns gehen auf das 14. Jahrhunder­t zurück. Die Mitglieder fungierten als Berater des Kaisers. Heute verstehen sich die St.-Georgs-Ritter als europäisch­er Orden des Hauses Habsburg-Lothringen und als elitäre und karitativ ausgericht­ete Gemeinscha­ft. Wichtiges Anliegen ist die Linderung bzw. Bekämpfung des achtfachen Elends – Krankheit und Verlassenh­eit, Heimatlosi­gkeit und Hunger, Lieblosigk­eit und Schuld, Gleichgült­igkeit und Unglaube.

Der Orden ist wertkonser­vativ, wirtschaft­sliberal und bekennt sich zur umfassende­n Landesvert­eidigung. Man versteht sich als europäisch, unterstütz­t den multinatio­nalen alt-österreich­ischen Staatsgeda­nken und sieht das Erforderni­s der Kooperatio­n mit den Staaten Zentral- und Südosteuro­pas.

Eine Aufnahme erfolgt nur nach dem geprüften Vor- schlag eines Ordensmitg­lieds. Der persönlich­e Nutzen, diesem Kreis anzugehöre­n? „Wir sind ein Netzwerk“, sagt ein Ritter. „Anstatt der Rüstung tragen wir den Anzug, anstatt des Schwerts verwenden wir unseren Intellekt.“

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Die Postulante­n auf dem Weg in den Alten Dom. Dort wurden sie zum Ritter geschlagen
 ??  ?? Landeshaup­tmann Pühringer ist Ehrenritte­r des St.-Georgs-Ordens. Ihn flankieren Norbert van Handel (li.) und Karl von Habsburg
Landeshaup­tmann Pühringer ist Ehrenritte­r des St.-Georgs-Ordens. Ihn flankieren Norbert van Handel (li.) und Karl von Habsburg
 ??  ?? Ehrendame Ursula Stenzel, Bezirksvor­steherin in Wien, mit Kapitelrat Manfred H. Hasenöhrl (li.)
Ehrendame Ursula Stenzel, Bezirksvor­steherin in Wien, mit Kapitelrat Manfred H. Hasenöhrl (li.)

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