Edle Ritter ohne Rüstung
St.-Georgs-Orden. 50 Auserwählte wurden in Linz feierlich zum Ritter geschlagen
Honorige Herren in schwarzen Samtmänteln mit aufgesticktem Malteserkreuz stapfen über den Linzer Landhausplatz. Dann wird Aufstellung genommen. Die k. u. k. Wiener Regimentskapelle des 4. Infanterieregiments marschiert in Originaluniformen ein, spielt schließlich die Kaiserhymne.
Manch einer fragte sich Samstagvormittag, ob in Oberösterreich die Monarchie ausgerufen wird. Mitnichten, befand sich doch auch Landeshauptmann sef Pühringer unter den Gästen. Er ist Ehrenritter des St.Georgs-Ordens, der in einer feierlichen Zeremonie die Aufnahme von etwa 50 neuen Rittern vollzog.
Nach dem Platzkonzert der Regimentskapelle marschierte die illustre Gesellschaft – unter anderem Großmeister Karl von HabsburgLothringen, Prokurator Norbert Freiherr van Handel und Ehrendame Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel – nach Anordnung des Ordensmarschalls zum Alten Dom.
Dort zelebrierte Diözesanbischof Ludwig Schwarz einen Gottesdienst, ehe die Investitur der Postulanten erfolgte. Darunter versteht man die Aufnahme der neuen Mitglieder, die mit einem Ritterschlag und der Ausgabe der Ordenskleidung besiegelt wurde.
Die Ursprünge des Ritterordens gehen auf das 14. Jahrhundert zurück. Die Mitglieder fungierten als Berater des Kaisers. Heute verstehen sich die St.-Georgs-Ritter als europäischer Orden des Hauses Habsburg-Lothringen und als elitäre und karitativ ausgerichtete Gemeinschaft. Wichtiges Anliegen ist die Linderung bzw. Bekämpfung des achtfachen Elends – Krankheit und Verlassenheit, Heimatlosigkeit und Hunger, Lieblosigkeit und Schuld, Gleichgültigkeit und Unglaube.
Der Orden ist wertkonservativ, wirtschaftsliberal und bekennt sich zur umfassenden Landesverteidigung. Man versteht sich als europäisch, unterstützt den multinationalen alt-österreichischen Staatsgedanken und sieht das Erfordernis der Kooperation mit den Staaten Zentral- und Südosteuropas.
Eine Aufnahme erfolgt nur nach dem geprüften Vor- schlag eines Ordensmitglieds. Der persönliche Nutzen, diesem Kreis anzugehören? „Wir sind ein Netzwerk“, sagt ein Ritter. „Anstatt der Rüstung tragen wir den Anzug, anstatt des Schwerts verwenden wir unseren Intellekt.“