Elektroautos ohne Batterien Strom.
Von gefährlichen Fallstricken, die die Energiewende bedrohen, und neuen Chancen
Im Laufe der vergangenen Jahre haben weltweit Staaten teils überaus ehrgeizige Ziele für EMobilität festgelegt, um den CO2 -Ausstoß aus dem Verkehr zu senken und so die eingegangenen Klimaziele im Rahmen des Kyoto-Protokolls zu erreichen.
Kein Freibrief
Gleichzeitig kann durch einen Umstieg von Diesel- sowie Benzin- zu E–Fahrzeugen auch die Abhängigkeit von Erdöl gesenkt werden, die vor allem in Europa und in Japan jedes Jahr enorm viel Geld verschlingt. Aber auch die E-Mobilität ist weder gratis und nicht einmal automatisch eine Klimaentlastung beim aktuellen europäischen Strommix, wie die Autoren in dem überaus empfehlenswerten Band „Elektrischer Strom“nachweisen.
Deutschland insgesamt wird von Experten für 3 % der weltweiten CO2-Erhöhung in der Atmosphäre verantwortlich gemacht. Gemäß der heute üblichen Berechnungen wäre es damit für einen Temperaturanstieg von ca. 0,001 Grad Celsius verantwortlich. Würde Deutschland als Klimaschutz-Vorreiter seine aktuellen CO2-Emissionen um die Hälfte senken können, entspräche das einer Reduzierung des zuvor genannten Temperaturanstiegs um 0,0005 Grad Celsius. Der Volkswirtschaft kostet diese Vorreiterschaft schätzungsweise mehr als 1 Billion €. Zum Vergleich: Die Staatsverschuldung Deutschlands wird mit 2 Billionen € angegeben.
Elektrischer Strom
Höhere Energiepreise
Insgesamt werden sich die Kosten unseres Energiesystems, egal, mit welchem Strommix und welchen Effizienzsteigerungen, bei bis zu 15 % des Bruttoinlandproduktes auf deutscher wie auf europäischer Ebene einschwingen.
Die Autoren beleuchten neben diesen volkswirtschaftlichen Aspekten und Zusammenhängen auch den Bereich der Gebäudetechnik sowie der Mobilität samt verschiedener Formen der Energieerzeugung, -speicherung sowie der Motoren. Große Bedeutung im Stromzeitalter kommt transnationalen Hochvoltübertragungsnetzen zu, vor allem für die Gigaprojekte wie Desertec (Solarstrom aus Nordafrika für Europa) oder von Offshore-Windanlagen in der EU.
Auch in Europa wird dafür intensiv an Gleichstromnetzen gearbeitet, wie sie etwa in China oder in Kanada bereits üblich sind. ABB hat dafür bereits Mitte der 1990er-Jahre unter dem Namen HVDC (High Voltage Direct Current) ein neues System vorgestellt. Damit sind laut Autoren Systemleistungen bis zu 1100 Megawatt erzielbar. Borealis in Linz stellt dafür übrigens die Kunststoffummantelungen her. Eine Alternative zu den teuren Gleichstromleitungen sehen sie in einer wärmegeführten Energiewirtschaft auf Basis von Bio-Wasserstoff aus feuchter Biomasse.
E-Auto ohne Speicherakku
Was elektrische Straßenmobili- tät betrifft, werden nicht nur gängige E-Motoren sowie Energiespeicher (darunter Oberleitungen für den Güterverkehr auf der Autobahn) beleuchtet, sondern auch skurril anmutende Ideen wie Energieaufladen durch Schlaglöcher oder durch Piezos. Schlaglöcher können etwa als Erreger für Linear-Generatoren in den Stoßdämpfern der E-Autos dienen. Jedes durchfahrene Loch erhöht die elektrische Akku-Kapazität und so die Reichweite. Je nach Holperstrecke können bis zu 2000 Watt in die Akkus gestoßen werden. Damit eröffnen sich mit dem immer schlechteren Straßenzustand in unseren Breiten neue Perspektiven.
Piezos wieder können dafür genutzt werden, KohlefaserScheiben zum Rotieren zu bringen. Wird die rotierende Scheibe gebremst, gewinnt das E-Auto daraus Strom für die Akkus. Die motorische Kraft dieses sogenannten „Schreitmotors“(Erfinder: Hans J. Richter) entsteht durch möglichst viele Wiederholungen. Mit dem Volumen einer 1/2-Liter-Konservendose könne ein solcher Schreitmotor jedenfalls 20 kW Leistung schaffen. Mit vier Motoren wären das 80 kW. Schwere Akkus sowie das Hochvolt-Bordnetz wären damit überflüssig, weil diese Piezo-Schreitmotoren mit den üblichen 12 V auskommen.
Das Buch ist auch für Laien sehr gut verständlich und überrascht durch Witz und Zitate wie etwa von Karl Kraus („Das Übel gedeiht nie besser, als wenn ein Ideal davorsteht.“).