Anschlag auf Trainingscamp der Polizei fordert Dutzende Menschenleben
Handschrift des IS. Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Ausbildungszentrum der libyschen Küstenwache wurden gestern, Donnerstag, Dutzende Menschen getötet – zunächst war die Rede von mindestens 65 Toten. Mehr als hundert weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt.
Laut ersten Berichten waren die Terroristen mit einem Lastkraftwagen, der voll mit Sprengstoff beladen war, zu dem Polizeicamp gefahren und hatten ihn dort zur Explosion gebracht. Schauplatz des Blutbades war die westlibysche Stadt Zliten.
Diese gilt als vergleichsweise wohlhabende Han- delsstadt am Mittelmeer und nicht als Aufmarschgebiet der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS). Doch vor zwei Tagen habe ein Boot mit Fremden angelegt, sagte ein Sprecher der örtlichen Sicherheitskräfte.
IS kontrolliert Sirte
Der libysche Ableger des IS, der vor allem in Syrien und dem Irak wütet, kontrolliert um die Geburtsstadt des früheren Diktators Muammar al-Gaddafi, Sirte, einen schmalen Küstenstreifen. Damit ist diese Region jenes ISGebiet, das am nächsten zu Europa liegt.
Der öl- und gasreiche Wüstenstaat Libyen versinkt seit dem Sturz Gaddafis im Jahr 2011 in Chaos und Gewalt. Es gibt zwei konkurrierende Regierungen – die international anerkannte tagt in der ostlibyschen Stadt Tobruk, die islamistische in der Hauptstadt Tripolis. Daneben kämpfen zahlreiche Stammesmilizen um Macht und Einfluss.
Zwar haben sich die beiden verfeindeten Regierungen im vergangenen Dezember auf einen UN-Friedensplan einigen können – dieser sieht unter anderem die Bildung einer gemeinsamen Regierung der Nationalen Einheit vor. Doch in Kraft getreten ist die Übereinkunft noch nicht.