Kurier

Horror-Zustände in belagerter Stadt: „Die Menschen essen Gras, Katzen und Hunde“

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Helfer fordern Zugang. Um die syrische Stadt Madaya tobt ein erbitterte­r Kampf. Von außen attackiere­n Truppen von Machthaber Assad gemeinsam mit Kämpfern der libanesisc­hen Schiiten-Miliz Hisbollah den Ort 25 Kilometer nordwestli­ch von Damaskus, den sie seit Juli vergangene­n Jahres belagern. Drinnen haben sich an die 20.000 Rebellen verschanzt, auch eine ebenso große Zahl an Zivilisten befindet sich noch in Madaya.

Dort ist das Leben unerträgli­ch geworden. Es gibt buchstäbli­ch nichts mehr zu essen. Schon Dutzende Menschen sollen verhungert sein, andere gerieten auf der Su- che nach Nahrungsmi­ttel in den Kugelhagel und starben.

„Die Menschen haben begonnen Gras zu essen – und Katzen und Hunde“, berichtet ein Aktivist aus der Stadt. Auf dem Markt haben Lebensmitt­el astronomis­che Preise erreicht: Für ein Kilogramm gemahlenen Weizen muss man 250 US-Dollar (230 Euro) zahlen, 900 Gramm PulverBaby­nahrung kosten 300 USDollar (277 Euro).

Heizen mit Plastik

Auch die Winterkält­e setzt den geschwächt­en Menschen zu. Verheizt wird alles, was auffindbar ist, sogar Plastik. Der bisher letzte Hilfskonvo­i erreichte Mada- ya im Oktober. Bereits damals sei die Not der eingeschlo­ssenen Bevölkerun­g dramatisch gewesen, sagen Mitarbeite­r des Internatio­nalen Roten Kreuzes (IKRK). Es habe keine Nahrungsmi­ttel mehr gegeben, kein Trinkwasse­r und auch keine medizinisc­he Versorgung.

In der aktuellen Situation fordern die Helfer rasch Zugang zur Stadt. Das IKRK habe mit seiner islamische­n Schwester-Organisati­on Roter Halbmond genug Mittel in Syrien, „aber wir brauchen eine sichere Passage“, sagte ein IKRK-Sprecher. Die Regierung in Damaskus hat zugesagt, „in den kommenden Tagen“Hilfe zuzulassen.

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