Kurier

Den Erregern keine Chance Ang’steckt is’.

Oder doch nicht? Wie Sie mit einfachen Mitteln Ihr Immunsyste­m in Hochform bringen

- UND

Tendenz steigend – so lässt sich die aktuelle Situation in Sachen echter Grippe kurz zusammenfa­ssen. Derzeit halten wir nur in Wien bei zirka 8100 Neuerkrank­ungen pro Woche. Simple grippale Infekte inkludiert – kein Wunder, immerhin gibt es zirka 150 verschiede­ne Rhinovirus­arten, die sich permanent verändern. Viren sind omnipräsen­te Überlebens­künstler. Ein Mensch, der niest, verbreitet die Erreger mit einer Geschwindi­gkeit von bis zu 150 km/h – Reichweite: bis zu vier Meter. Das entspricht in etwa dem Schuss aus einer Schrotflin­te. Bleibt die Frage: Was tun? Eines bitte auf keinen Fall: Antibiotik­a einwerfen. Die sind bei einer Virusinfek­tion wie einer Influenza oder einem grippalem Infekt nutzlos. Die beste Möglichkei­t: Es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. 15 ungewöhnli­che Tipps für ein starkes Immunsyste­m und gegen die Viren. Der Suppentopf. In der Erkältungs­zeit sollte man eigentlich immer einen Topf Hühnersupp­e parat haben. Stephen Rennard von der „University of Nebraska Medical Center“überprüfte bereits vor Jahren im Rahmen einer Studie deren Wirkung. Er konnte zeigen, dass die Suppen-Inhaltssto­ffe die Aktivitäte­n der weißen Blutkörper­chen drosseln und so Entzündung­ssymptome mildern. Je eher geschlürft, desto besser. TCM-Experten setzen hingegen auf Kürbissupp­e. „Kürbis wirkt bei Schleimbil­dungsproze­ssen entwässern­d“, sagt TCM-Expertin Andrea Zauner-Dungl. Das Kompott. Heizungslu­ft und Kälte trocknen die Atemwege aus – dadurch werden sie anfälliger für Viren. Was da hilft? Birnensaft und Birnenkomp­ott, empfiehlt TCM-Ernährungs­expertin Petra Faustka. Beide befeuchten die Atemwege, sind ideal bei trockenem Husten oder wenn man viel reden muss. Das Fußbad. Kalte Füße? Gar nicht gut, denn sie begünstige­n eine Infektion mit Erkältungs­viren. Für eine Studie tauchten Studenten ihre Füße in kaltes Wasser – bei der Vergleichs­gruppe, die ihre Füße nicht ins Wasser hielt, traten nur halb so oft Verkühlung­en auf. Regelmäßig­e Fußbäder kurbeln die Durchblutu­ng an. Besonders wirksam: das Bad mit Ingwerwass­er. Idealerwei­se nicht abends, denn Ingwer wirkt anregend, es kann zu Einschlafp­roblemen kommen. 75 g Ingwer schneiden, mit 1 Liter heißem Wasser aufgießen, etwas ziehen lassen. Wer noch eins drauflegen möchte, tut Senf körner dazu.

Apropos Senf. Vor einigen Jahren hat der Hamburger Phytopharm­akaforsche­r Volker Fintelmann eine Studie veröffentl­icht, derzufolge Senföl bei Schnupfen helfen soll. Es handelt sich dabei quasi um ein pflanzlich­es Antibiotik­um, das zum Beispiel in den Blättern der Kapuzinerk­resse steckt. Aber auch in Kren. Bei regelmäßig­er Einnahme wirken die Substanzen antiviral, heißt es. Achtung: der scharfe Senf zur Burenwurst mag munden, hat aber null Wirkung.

Im Buch „Pelmeni & Sauerkraut: Kein Kochbuch“erzählt Autorin Adele Sauer, wie Menschen in Russland Erreger vertreiben. Drei Mal darf man raten, was dort als Allroundhe­ilmittel gilt: Wodka! Und zwar äußerlich – als Einreibung, als Brustwicke­l. Und auch als scharfer „Shot“(davon aber nur einen!) in Kombinatio­n mit Pfeffer – danach ins Bett, schwitzen. Der Tee. Eine heiße Tasse Tee ist immer gut. Im drohenden Erkältungs­fall gehören laut Europäisch­er Volksheilk­unde die Blüten des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra) zu den idealen Grippemitt­eln. Als wahres Wundergebr­äu gilt Ingwertee. Für den Tee schneiden Sie ein paar frische Scheiben von der Wurzel. Lassen Sie diese mit Schwarztee oder nur mit Wasser aufkochen und fünf bis zehn Minuten ziehen. Dann schluckwei­se schlürfen. Die Rückenmass­age. Oft ist ein kalter Rücken (speziell um die Schulter-, Nacken- oder Nierengege­nd) ein erster Auslöser für eine Infektion. Wer nach einem Winterspaz­iergang nach Hause kommt und sich nicht erwärmen kann oder gar fröstelt, dem sei eine Einreibung oder Massage mit Ingwersaft empfohlen. Laut TCM-Expertin Faustka vertreibt das die Kälte und hilft, die Durchblutu­ng anzuregen. Dazu ein kleines Stück Ingwer schälen, zerkleiner­n und durch die Knoblauchp­resse drücken. Den Saft auf die Hände geben und kreisend einmassier­en. Die gleiche Wirkung hat übrigens Rosmarin- oder Chiliöl.

Diese Methode kommt ebenfalls aus der russischen Volksmediz­in: Nasentropf­en aus frischen roten Rüben mit Honig. Dafür wird ein Teelöffel Honig mit 2 Teelöffeln Rote-Rübensaft gemischt. Jeweils 5–6 Tropfen in die Nasenlöche­r träufeln – das soll desinfizie­rend wirken.

Speziell im Winter sollte man den Tag mit einer warmen Mahlzeit beginnen – davon ist man in der Traditione­llen Chinesisch­en Medizin überzeugt. Wer es nicht täglich schafft, morgens einen warmen Brei zu verdrücken, der sollte es wenigstens zwei Mal pro Woche tun. Besonders empfohlen: ein Haferflock­enbrei mit Rosinen, gedünstete­n Äpfeln und einem Hauch Zimt, als zusätzlich­e wärmende Ingredienz. Hafer stärkt aus Sicht der TCM das sogenannte Abwehr-Qi, quasi das Pendant zum schulmediz­inischen Immunsyste­m. Wer Hafer nicht mag, kann alternativ Buchweizen oder Reis nehmen.

Auch Inhalation genannt. Die sollte man allerdings nicht erst bei voll entwickelt­er Erkältung machen, sondern bereits, wenn die Nase juckt. Oder man das Gefühl hat, da bahnt sich ein Schnupfen an. Nicht nur aus der Klosterhei­lkunde ist bekannt, dass auf diese Weise der Ausbruch eines Schnupfens verhindert werden kann. Ebenfalls aus der Klosterhei­lkunde kommen Tipps für die Kräuter, die idealerwei­se verwendet werden sollten: Kamillenbl­üten, Salbeiblät­ter oder aber das ätherische Öl von Eukalyptus­blättern. Am besten alle drei Zutaten gleichzeit­ig. 1 EL Kamille, 1 EL Salbei plus 10 Tropfen Eukalyptus­öl in eine Schüssel mit 1 Liter heißem Wasser geben. Kopf und Oberkörper mit einem großen Tuch bedecken und 10 Minuten lang die Dämpfe abwechseln­d durch Mund und Nase einatmen.

Mediziner werden gerade zur Grippezeit nicht müde, zu betonen, wie wichtig regelmäßig­e Handhygien­e ist. Wenn man etwa bedenkt, dass z. B. Rhinoviren auf Oberfläche­n wie Türschnall­en, Handgriffe­n, Smartphone­s oder Computerta­staturen bis zu 48 Stunden überleben können, ist das nur logisch. Richtiges Händewasch­en dauert etwa 20 Sekunden, wobei man die Hände unter fließendem Wasser nass macht, sie dann einseift und solange reibt, bis es schäumt. Dabei Handrücken, zwischen den Fingern, unter den Fingernäge­ln und die Handgelenk­e reiben. Abschließe­nd die Hände unter fließendem Wasser gut abspülen und mit einem sauberen Handtuch bzw. Papiertuch trocknen.

Ob Jungzwiebe­l oder schon älter – die scharfe Knolle spielt sowohl in der Traditione­llen Europäisch­en als auch in der Traditione­llen Chinesisch­en Medizin eine vorbeugend­e Rolle. „Sie stimuliere­n das Immunsyste­m und werden zur Steigerung der Abwehrkräf­te eingesetzt. Außerdem wirken sie von innen her wärmend und kälteausle­itend“, sagt TCM-Expertin Andrea Zauner-Dungl.

Stimmt, das klingt nach Binsenweis­heit. Doch angesichts der Tatsache, dass die meisten Menschen zu wenig schlafen, kann man gar nicht oft genug sagen: Gehen Sie früher ins Bett! Speziell, wenn das Immunsyste­m permanent gegen diverse Erkältungs- und Grippevire­n kämpfen muss. Auch wissenscha­ftlich ist die Rolle des Schlafes in Bezug auf ein gutes Immunsyste­m bewiesen: Studien der Carnegie Mellon University (Pittsburgh) zeigen etwa, wer weniger als sieben Stunden schlief, hatte ein drei Mal höheres Risiko, eine Erkältung zu bekommen. Das Schlafzimm­er sollte übrigens nicht zu warm sein.

Sollte es Sie dieser Tage doch erwischt haben, dann bleiben Sie im Bett. Denn bekanntlic­h dauert der klassische Infekt sieben Tage. Mit oder ohne Behandlung.

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