Kurier

Europol: Es droht neue Anschlagsw­elle

IS. Neue Kommandost­ruktur für das Ausland

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Rob Wainwright, Chef der europäisch­en Polizeibeh­örde Europol, warnte Montag in Amsterdam vor weiteren Anschlägen der Terrororga­nisation IS. Nach Europol-Informatio­nen habe der IS in Syrien und im Irak eine spezielle Kommandost­ruktur für Anschläge im Ausland geschaffen. Der IS verfüge über „neue gefechtsar­tige Möglichkei­ten“, besonders gefährdet sei Frankreich.

Ist das jetzt ein Grund zur Panik? Prinzipiel­l sind Warnungen von Europol ernst zu nehmen. Wainwright bezieht sich nicht auf eine konkrete, bevorstehe­nde Tat. Mit seiner Warnung begründet er vielmehr die Notwendigk­eit des neuen Anti-Terrorismu­sZentrums von Europol (European Counter Terrorism Centre ECTC), das am Montag offiziell seine Arbeit aufgenomme­n hat.

Neuland

Die Polizeibeh­örde betritt damit Neuland in der Welt der Geheimdien­ste. Denen war bisher die weltweite Beobachtun­g von Terrororga­nisationen vorbehalte­n. Durch den IS kommen aber auch Europol und Interpol massiv unter Zugzwang. So ist es beispielsw­eise passiert, dass ein Selbstmord­attentäter von Paris in Griechenla­nd mit einem syrischen Pass einreisen konnte, obwohl dieser Pass als Verdachtsf­all im Schengen-Fahndungss­ystem gespeicher­t war. Es war einer von jenen 3800 Pässen, die dem IS bei der Offensive auf die syrische Stadt Rakka in die Hände gefallen waren. Die Passnummer­n sind zwar bekannt, doch die griechisch­en Behörden versäumten den Abgleich.

Wie schwer sich die Europäer mit der Datenflut von Terrorverd­ächtigen tun, zeigt auch das Beispiel Deutschlan­d. Dort musste gegen die islamistis­che Bedrohung das „Gemeinsame Terrorismu­sabwehrzen­trum“(GTAZ) geschaffen werden. 300 Beamte sind dort beschäftig­t, den Informatio­nsaustausc­h zwischen 40 deutschen Sicherheit­sbehörden und Geheimdien­sten zu organisier­en – weil sonst der Verfassung­sschutz in Nordrhein-Westfalen nicht erfährt, dass eine bestimmte Person etwa beim bayrischen Landeskrim­inalamt als mutmaßlich­er Terrorist gilt.

Das ECTC soll nun so eine Rolle europaweit übernehmen. Diese Organisati­on soll aber auch für einheitlic­he Standards beim Grenzschut­z der Mitgliedst­aaten sorgen. Aktuell, so Karl-Heinz Grundböck vom Innenminis­terium, gebe es nun durch die Europol-Warnung für Österreich keinen Grund zur Panik oder zusätzlich­e Maßnahmen – weil die Gefährdung­sstufe ohnehin seit geraumer Zeit schon sehr hoch sei.

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