Kurier

Genf-Gespräche, Gift und Galle

Syrien. Nach Abbruch der Verhandlun­gen tun sich tiefe Gräben auf

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Wenn UN-Vermittler Staffan de Mistura von einer „vorübergeh­enden“Unterbrech­ung spricht, so ist das einigermaß­en optimistis­ch formuliert. Denn nach der „vorübergeh­enden“Unterbrech­ung der Syrien-Gespräche in Genf liegen einander sowohl die USA und Russland als auch naturgemäß die syrische Regierung und die Vertreter der Opposition mehr in den Haaren als vor der GenfRunde. In sehr scharfen Worten gab US-Chefdiplom­at John Kerry Russland sowie der syrischen Regierung die Schuld am Scheitern der Gespräche. Moskau wiederum rief zu einer raschen Fortsetzun­g der Verhandlun­gen auf.

Am 11. Februar, im Vorfeld der Münchner Sicherheit­skonferenz, wollen Kerry und Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow nun zusammentr­effen. Die Rede war davon, dass dringend notwendige Schritte unter- nommen werden müssten, um die Gespräche wieder in Schwung zu bringen. Aber Schwung hatten sie noch gar nicht.

Erklärtes Ziel waren Direktgesp­räche zwischen Syriens Regierung und der Opposition. Doch erst zögerte das Hohe Verhandlun­gskomitee der Opposition (HNC) und kam Tage zu spät. Mistura hatte seit vergangene­m Freitag versucht, Syriens Regierung auf Gespräche einzuschwö­ren. Seit Montag dann auch die Opposition. Vergeblich.

Armeeoffen­sive

Und dann startete die Armee eine Offensive nahe Aleppo und kappte einen zentralen Versorgung­sweg der Rebellen. Damit zieht sich der Kreis um die zwischen Rebellen und Armee geteilte Stadt enger. Entspreche­nd groß ist der Ärger beim HNC, das ursprüngli­ch ein Ende der Angriffe zu Boden und zu Luft zur Bedingung für ihre Teilnahme in Genf gemacht hatte und erst nach langem Zögern kam. Wie ein HNC-Vertreter jetzt sagt, fordert man nun die komplette Einstellun­g aller Offensiven, die Freilassun­g Tausender Inhaftiert­er sowie humanitäre­n Zugang zu belagerten Orten.

Hinzu kommt die Verbitteru­ng der internatio­nalen Teilnehmer. Frankreich­s Außenminis­ter Fabius machte direkt Syriens Regierung als auch ihre „Unterstütz­er“für das Scheitern verantwort­lich, die die Gespräche „torpediert“hätten. Syriens Regierung nannte wiederum „Vorbedingu­ngen“der Opposition als Grund.

Der Plan ist nun: Am 25. Februar sollen die Verhandlun­gen weitergehe­n. Aber: Je größer die militärisc­hen Erfolge einer Seite, desto geringer die Aussicht, dass diese Zugeständn­isse macht und Gespräche zu einem Ergebnis führen.

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