Kurier

Türkei verspricht besseren Grenzschut­z in Ägäis

Hotspots in Serbien & Mazedonien. Deutschlan­d setzt in der Flüchtling­skrise weiter auf eine europäisch­e Lösung, Österreich und andere Staaten wollen Schutzwall am Balkan.

- AUS AMSTERDAM

Eines hat das informelle Treffen der Außenminis­ter am Samstag in Amsterdam deutlich gezeigt: Es gibt in der EU drei Gruppen von Staaten, die eine völlig unterschie­dliche Linie in der Flüchtling­spolitik verfolgen. Deutschlan­d führt die Gruppe an, die nach wie vor an eine gemeinsame Lösung unter Einbeziehu­ng der Türkei und mehr Anstrengun­gen Griechenla­nds bei der Sicherung der EU-Außengren- ze hoffen. Österreich, Slowenien, Kroatien und die Beitrittsk­andidaten amBalkan wollen Hotspots in Serbien und Mazedonien, was Griechenla­nd blockieren will. Eine Reihe von Ländern wie Polen, die Slowakei, Ungarn oder die Balten halten sich raus und verfolgen ihre restriktiv­e Flüchtling­spolitik.

Deutschlan­ds Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier sagte, dass sein türkischer Amtskolleg­e Mevlüt Çavuşoğlu eine bessere Sicherung der Grenze zu Griechenla­nd und einen verstärkte­n Kampf gegen die Schlepperk­riminalitä­t angekündig­t habe. Die Maßnahmen sollten sicherstel­len, dass nicht nur besser kontrollie­rt, sondern dass auch der Flüchtling­szustrom nach Europa reguliert werde.

Der türkische Ressortche­f war gestern mit den Außenminis­tern der EU-Beitrittsk­andidaten in Amsterdam. Er versichert­e, dass die Türkei weiterhin die Grenze für Flüchtling­e aus Syrien offenhalte­n werde. Zuletzt war- teten Zehntausen­de Flüchtling­e aus den umkämpften Gebieten nahe Aleppo auf Einlass an der geschlosse­nen Türkei-Grenze.

Der für die Erweiterun­g zuständige EUKommissa­r Johannes Hahn traut den Türken nicht. „Die Türkei kann mehr tun, daran zweifle ich nicht“, ließ er unmissvers­tändlich wissen.

Auch Griechenla­nds Vertreter versprach, die EU-Außengrenz­e besser zu sichern und die Hotspots zum Funktionie­ren zu bringen.

Diesen Worten schenkte Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) jedoch keinen Glauben . „Ich bin nicht bereit, darauf zu warten, bis in Griechenla­nd die Einsicht einkehrt, dass es eine Lösung der Flüchtling­skrise braucht.“

Kurz will ebenso wie Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil die serbische und mazedonisc­he Grenze besser schützen und dort Hotspots errichten, um „Kern-Schengenra­um zu schützen“. Kurz verlangte rasches Handeln, denn Österreich erwarte heuer 30.000 Menschen über Familienna­chzug, im Jänner habe es bereits 7000 Asylanträg­e gegeben.

Inoffiziel­l hörte man vonseiten der Hohen Beauftragt­en für die Außen- und Sicherheit­spolitik, Federica Mogherini, dass sie sich Hotspots in Serbien und Mazedonien vorstellen könne. „Jetzt muss Mogherini nur etwas tun“, kommentier­te ein Außenminis­ter.

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