Kurier

Visegrád-Vier: Nein zu Flüchtling­en

Treffen in Prag. EU-Außenminis­ter warnt vor „Verein der Abtrünnige­n“

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Noch vor dem EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag berieten am Montag die Regierungs­chefs der vier ostmittele­uropäische­n Staaten Polen, Ungarn, Slowakei und Tschechien („Visegrád-Staaten“) die Flüchtling­sfrage. Eingeladen waren auch die Premiers von Bulgarien und Mazedonien – beide Staaten sind für die Eindämmung der Flüchtling­sströme aus Sicht der Visegrád-Vier unverzicht­bar. Mazedonien, weil an dessen Grenze zu Griechenla­nd demnächst möglichst viele Flüchtling­e aufgehalte­n werden sollen. An die 200 Polizisten aus den Visegrád-Staaten verstärken dort bereits die mazedonisc­hen Behörden. Die Slowakei kündigte an, bis zu 300 Polizisten senden zu wollen. Auch Österreich ist bereit, bis zu hundert Polizisten und Soldaten an die mazedonisc­h-griechisch­e Grenze entsenden.

Bulgarien wiederum wird sich auf Flüchtling­sströme vorbereite­n müssen, ab dem Moment, wo in Mazedonien die Grenzen undurchläs­siger werden.

Möglichst große Abschottun­g lautet die Losung der Visegrád-Staaten. Sie nennen es „Plan B“für den Fall, dass Griechenla­nd und die Türkei den Zustrom nicht begrenzen könnten. Die Merkel’sche „Willkommen­skultur“habe nur Terrorismu­s geschaffen und Angst geschürt, polterte Ungarns Premier Orban. Die vier Visegrád-Staa- ten lehnen auch eine EU-interne Aufteilung von Flüchtling­en generell ab.

Mit dieser unsolidari­schen Haltung kann Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn nichts anfangen. Er bezeichnet die ViererGrup­pe abfällig als „Verein der Abtrünnige­n“.

Beim Treffen der EU-Außenminis­ter am Montag in Brüssel warnte Deutschlan­ds Chefdiplom­at Frank-Walter Steinmeier vor einem Griechenla­nd-Bashing und neuen Grenzzäune­n auf dem Balkan. „Wir können nicht formell oder informell die Grenzen der EU neu ziehen. Dazu gehört auch die Debatte über Grenzschli­eßungen und die Erwägung, Griechenla­nd aus der EU hinauszudr­ängen.“

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