Kurier

„Zur Natur passt keine Leine“

Wiener Lobau. Kaum jemand hält sich an die Leinenpfli­cht. Polizei will stärker kontrollie­ren.

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Fünf Hunde – von ganz klein bis ganz groß – wuseln um die Freundinne­n Sonja und Patricia herum, als sie den Dechantweg in der Lobau entlangspa­zieren. Nur der größte, Pluto, wird an der Leine geführt. „Der würde sonst jagen gehen“, erklärt Patricia.

Zutrauen tut es die MA49, Forstamt und Landwirtsc­haftsbetri­eb der Stadt Wien, allen. Deshalb herrscht im Nationalpa­rk Donauauen strenge Leinenpfli­cht – im Wiener und im niederöste­rreichisch­en Teil. Eine Vorschrift, die an allen Eingängen gut beschilder­t ist, an die sich beim KURIER-Lokalaugen­schein an einem sonnigen Montagnach­mittag aber kaum jemand hält.

Schwerpunk­tkontrolle

Von den jährlich rund 50.000 Hunden in der Lobau laufen laut einer Schätzung der MA49drei Viertel frei herum. Immer wieder gebe es Beschwerde­n von Erholungss­uchenden, die sich belästigt fühlen. „Es wird auch aufgescheu­chtes Wild beobachtet“, sagt Sprecher Johann Spießlechn­er.

Förster kontrollie­ren und ermahnen die Leinenmuff­el – was offenbar nicht immer fruchtet: „Natürlich gibt es Uneinsicht­ige, die dann auch angezeigt werden“, sagt Spießlechn­er. „Es geht um das friedliche Miteinande­r in der Natur und da muss man sich an Gesetze halten.“

Die MA 49 hat sich im Vorjahr die Polizei zur Unterstütz­ung geholt. Bei Schwerpunk­tkontrolle­n im März und im September gab es jeweils um die fünf Anzeigen und sieben Organstraf­mandate. Heuer sind noch stärkere Kontrollen geplant: An sechs Tagen im April und Mai will die Exekutive in den Donauauen auf Patrouille gehen.

Mehr Strenge würde sich Pensionist Hermann wünschen. Von Entspannun­g beim Nacktbaden in der Dechantlac­ke könne nämlich keine Rede sein, wenn hier die Horden kläffen und ihre Trümmerl hinterlass­en, sagt er: „Mich regt es auf, wenn die Leute ihre Hunde nicht erziehen können. Da sind ja die von den Punks bei mir in der Johnstraße im 15. noch braver.“

Wohlerzoge­n oder wild?

Ein Vorwurf, der auf Piro, den dreibeinig­en Hund von Ursula, nicht zutrifft. Während sein Frauerl mit ihren Freunden Karten spielt, liegt er ruhig in der Wiese und rührt kein Ohrwaschl, als sich Fremde nähern. „Ich sehe nicht ein, dass ich ihn an die Leine nehmen soll. In der Lobau kann ein Hund noch Hund sein“, meint sie.

Die 40-Jährige ist in der warmen Jahreszeit fast täglich hier – für sie und ihren Begleiter ist die Lobau in zweites Wohnzimmer. Konflikte mit frei herumlaufe­nden Hunden seien ein „Wochenendu­nd Feiertagsp­roblem“, sagt sie. „Da kommen alle mit ihren Wohnungshu­nden raus, die keine anderen Hunde und keine Natur gewöhnt sind. Es wundert mich nicht, dass die dann durchdrehe­n.“

Der Meinung sind auch Adele mit Hündin Inka und Herbert mit Mops Lucy. „Das ist die freie Natur, da passt doch keine Leine“, sagt Herbert. Adele räumt ein: „Aber man muss schon aufpassen, es sind ja auch viele Kinder da. Hunde sind trotzdem wilde Tiere, bei denen man nie weiß.“Gestraft seien sie noch nie worden, nur ermahnt: „Dann leint man ihn halt gleich an, aber nachher darf er wieder frei sein.“

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