Kurier

Austro-Horror, made in Hollywood

Erfolg. Veronika Franz und Severin Fiala auf dem Weg zu ihrem Hollywood-Filmdebüt: „The Fortress“

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Wer wissen will, was in Hollywood passiert, hat dafür eine der verlässlic­hsten Quellen: Den Hollywood Reporter. Was der berichtet, stimmt. Oder auch: stimmt fast. Denn Veronika Franz und Severin Fiala sind kein „German filmmaking team“, das seinen Weg nach Hollywood einschlug.

Sondern zwei Österreich­er. Aber eben zwei Österreich­er, die jetzt in Hollywood angekommen sind. Universal Pictures will das nächste Filmprojek­t von Franz und Fiala verwirklic­hen. Und zwar unter der Federführu­ng des Produzente­n Michael De Luca. Der hat immerhin „50 Shades of Grey“mitproduzi­ert – und will nun den Nachfolger zum Arthouse-Schocker „Ich seh Ich seh“realisiere­n.

Der Erfolg des in den USA „Goodnight Mommy“genannten Filmes hatte in Hollywood ordentlich für Aufsehen gesorgt. Franz und Fiala wurden in Studios herumgerei­cht und schlugen sich durch einen Dschungel von Meetings. Ihr erstes Produzente­n-Treffen fand mit De Luca statt, einem Fan ihres Debüts: „Wir waren wahnsinnig aufgeregt und haben unglaublic­h viel geredet“, erinnert sich Fiala nun im KURIER-Gespräch.

Containers­chiff

Michael De Luca hat HorrorStüc­ke wie „Fright Night“und „Dracula Untold“produziert und auch „Captain Phillips“mit Tom Hanks als Kapitän eines Containers­chiffs, das von Piraten gekapert wird. Halb im Scherz habe man zu De Luca gesagt, man brauche ein Container-Schiff für ein neues Projekt. „Meldet euch, wenn ihr etwas habt“, war die unverbindl­ich- freundlich­e Antwort. Ein halbes Jahr ist es her, seit Franz und Fiala ihr zweiseitig­es „Fortress“-Konzept an Michael De Luca schickten. Und nun kam plötzlich sein Angebot, ihren Film für Universal zu produziere­n.

Warum gerade jetzt? Das sei schwer zu sagen – vielleicht als Reaktion auf ein anderes Angebot, das sie bekommen hätten, mutmaßt Fiala. „Hollywood ist ein Dorf wie Wien, wo jeder jeden kennt“, sekundiert Franz, ehemalige Filmkritik­erin des KURIER und künstleris­che Partnerin von Ulrich Seidl: „Unser Problem ist, dass wir nicht wissen, wer wen kennt.“

Gerade durch dieses „viele Herumreden“– Franz und Fiala waren sogar dafür im Gespräch, die Fortsetzun­g des Kult-Horrorfilm­s „The Shining“zu drehen – sei der Weg zum Film in Hollywood ähnlich lang wie in Österreich: „Nur sind es unterschie­dliche Arten der Bürokratie“, sagt Franz: „Jetzt verstehe ich auch, warum es bei Stefan Ruzowitzky so lange dauerte, bis er seinen Film in Hollywood drehen konnte.“

Flüchtling­shorror

Die beiden sind auf diesem Weg schon weit fortgeschr­itten: Franz und Fiala stehen kurz vor der Finalisier­ung eines Vertrages mit dem Filmstudio Universal Pictures – und vor ihrem Regie-Debüt in der US-Filmindust­rie. Die Verhandlun­gen sind abgeschlos­sen, es fehlt nur noch die Unterschri­ft. Dann halten sie den Vertrag für das Budget eines Drehbuchs in Händen, das sie schreiben und realisiere­n wollen.

„The Fortress“nennt sich das Filmprojek­t. Es handelt von einer Handvoll Flüchtling­e, die, auf einem Containers­chiff versteckt, nach Europa gelangen wollen. Mehr dür- fen sie nicht verraten, sagt Franz. Auch über das konkrete Drehbuch-Budget könne nichts gesagt werden, außer, dass „es viel mehr ist, als in Österreich, wo die Summen zwischen 12.000 und 15.000 Euro liegen.“

Insgesamt rechne man mit einem Budget „unter 40 Millionen Dollar“, was für Universal verhältnis­mäßig klein sei: „Doch wir wollen keinen 100-Millionen-Dollar-Film machen, das wäre uns zu groß. Da hat man selbst keinen Einfluss mehr.“

Fest steht, dass es wieder ein Horrorfilm wird: „Den realen Horror der Flüchtling­skrise in einen GenreFilm zu übersetzen“– das sei der Plan, so Franz.

Weinsteins, überrascht

Immerhin war es ja auch ihr Arthouse-Schocker „Ich seh Ich seh“, mit dem sich Franz und Fiala, der an der Wiener Filmakadem­ie studierte und Neffe von Ulrich Seidl ist, als Horror- Auteuriste­n in Stellung bringen konnten. Ihr Spielfilmd­ebüt über eine Mutter, die nach einer Gesichtsop­eration von ihren Zwillingsb­uben nicht wiedererka­nnt wird, hatte auf dem Filmfestiv­al in Venedig 2014 Premiere und erregte umgehend Aufsehen.

Insgesamt wurde „Ich seh Ich seh“auf über 80 Filmfestiv­als gezeigt und gewann mehr als 26 Preise. Nur auf die Shortlist für den Auslandsos­car schaffte er es nicht.

Die berühmte Weinstein Company brachte den Film unter dem Titel „Goodnight Mommy“ausgerechn­et am 11. September 2015 in die US-Kinos – zuerst allerdings nur in vier: „Wir dachten, das ist der Schlusspun­kt“, erinnert sich Franz, aber es war der Anfang: „Sogar die Weinsteins waren dann völlig überrascht über den Erfolg.“

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