Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Plagiarismus. Wissenschaftliche Arbeiten verlangen neben innovativen Ideen in erster Linie Sorgfalt
Bereits in der Antike scheuten sich die großen Denker ihrer Zeit davor, geistiges Eigentum zu stehlen. Platon beispielsweise veröffentlichte in seinen philosophischen Werken fiktive Dialoge mit seinem Lehrmeister Sokrates, ohne dabei genau zu belegen, wer der Urheber bestimmter Gedanken war. Heutzutage kann das Stehlen von geistigem Eigentum neben akademischen Konsequenzen auch strafrechtliche Folgen mit sich ziehen. Obwohl bereits einige prominente Fälle von plagiierten Arbeiten an die Öffentlichkeit gelangt sind, ist erst seit der verpflichtenden Einführung des elektronischen Plagiatsprüfers an österreichischen Hochschulen im Jahre 2008 ein gezieltes Schummeln extrem schwierig geworden.
Mensch versus Maschine
Die Software des elektronischen Prüfers bezieht sein Wissen je nach Programm aus den unendlichen Weiten des Internets, wissenschaftlichen Datenbanken, Zeitschriften und Repositorien von Universitäten und Verlagen. Sorgfältig liest das Programm jede einzelne Seite und markiert dabei jene Stellen, die in ande- ren Publikationen bereits wortwörtlich vorgekommen sind. Es reicht schon eine geringe Anzahl an ähnlichen Wortkombinationen aus, um von dem Plagiatsprüfer als Fälschung erkannt zu werden. Dieser Ähnlichkeitswert, der in Prozent gemessen wird, ist allerdings nur eine grobe Annäherung und muss von den zuständigen, wissenschaftlichen Mitarbeitern im Nachhinein noch gründlich überprüft werden.
Für den elektronischen Prüfer ist daher jedes direkte Zitat in der Arbeit ein vermeintliches Plagiat, da er nur die textliche Ähnlichkeit, nicht aber die korrekte Setzung des Zitats erkennt. Hier endet die Kompetenz der Maschine und beginnt die Arbeit für den zuständigen, wissenschaftliche Mitarbeiter. Dieser muss nun in Kleinstarbeit den Softwarebericht des elektronischen Helfers sichten und jede angezeigte Stelle auf dessen Korrektheit überprüfen. Ist diese vorhanden, wird die Stelle aus dem Bericht entfernt. Gibt es jedoch Unstimmigkeiten, verbleibt die Fundstelle im Plagiatsbericht und wird nochmals kontrol- liert. In manchen Fällen werden auch Originalquellen aus Bibliotheken und dem Internet ausgehoben und händisch nachgeprüft.