Justizanstalt Stein: Schmuggel gescheitert
Auf der Lauer liegende Beamte vereitelten in NÖ Handy- und Drogendeals hinter Gittern
Ausgerechnet die Küche, in der das Essen für Justizbeamte zubereitet wird, war Drehscheibe für den Schmuggel verbotener Gegenstände in die Justizanstalt Stein in Niederösterreich – oder sollte es zumindest werden. Am Sonntag legten sich Beamte nach einem Tipp auf die Lauer und machten den Gefangenen einen Strich durch die Rechnung. Ein manipuliertes Fenstergitter, durch das Handys und Drogenpakete, aber auch USB-Sticks für verbotenen Internetzugang ins Haus gelangen konnten, ist wieder fixiert. Ein Helfer wurde gefasst.
Hinweis
Das Justizministerium bestätigt die dem KURIER vorliegenden Informationen. Demnach gab es einen Hinweis an die Generaldirektion für den Strafvollzug, dass es am vergangenen Wochenende zu dem Schmuggelversuch kommen sollte. Beamte der Justizanstalt Stein und einer speziellen Aufsichtseinheit der Direktion haben sich darauf hin auf die Lauer gelegt.
Am Sonntag konnten sie tatsächlich einen Mann beobachten, der verschiedene Pakete an einer Schnur befes- tigte, die Gefangene zu ihm heruntergelassen hatten.
Anscheinend haben Insassen einen Weg gefunden, das eigentlich fixe Fenstergitter so weit zu bewegen, dass sie eine Leine an der Außenwand über zwei Stockwerke zum Boden führen konnten. Hier hat ein Helfer die – vermutlich bestellten – Gegenstände befestigt. In diesem Augenblick schlugen die Beamten zu und fassten den Helfer. Ob es sich um einen ersten Versuch handelt, oder ob dieser „Import“schon länger lief, muss erst geklärt werden.
Bei Raumdurchsuchungen fand man die „Hilfsmittel“für die Aktion: eine mehrere Meter lange Schnur samt daran befestigtem Karabiner.
Insider vermuten, dass einige der ungefähr 15 Gefangenen, die sich an diesem Arbeitsplatz befinden, versuchten, den diensthabenden Beamten abzulenken und die Gegenstände in den Raum zu holen. Den Beteiligten drohen vergleichsweise geringe Strafen: Etwa der Entzug von Vergünstigungen oder eine Zurückreihung, wenn es um vorzeitige Haftentlassung geht.
Vollzugs-Generaldirektor Erich Mayer lobt die Beamten. Er sieht einen Erfolg im Bemühen, „rasch und zielgerichtet den Schmuggel in die Anstalt zu bekämpfen“.
Für Personalvertreter Roman Söllner von der FPÖ-nahen AUF zeigt der Vorfall die Auswirkungen des Personal- mangels: „Wenn der Sicherheitsbeauftragte der Anstalt nur drei Tage im Monat für seine eigentliche Aufgabe zu Verfügung steht, weil er ständig andere Dienste machen muss, stimmt etwas nicht.“Ein weiteres Problem sei, dass oft ein einzelner Beamter auf eine größere Gruppe von Gefangenen an deren Arbeitsplatz achten müsse.