Kurier

Von Wien nach Panama und zurück

Im globalen Dorf ist es nicht weit nach Panama. Nur bei uns wirken Diskussion­en manchmal provinziel­l.

- HELMUT BRANDSTÄTT­ER eMail an: helmut.brandstaet­ter@kurier.at auf Twitter folgen: @HBrandstae­tter

Das war endlich einmal ein spannender und auch aufschluss­reicher Sonntag-Fernsehabe­nd. Zuerst

Puls 4 mit den sechs Kandidaten für das höchste Amt im Staat: Irmgard Griss, vor allem von Gratiszeit­ungen, wo sie keine Inserate schaltet, als weltfremd abgekanzel­t, zeigte, dass man sich auch mit differenzi­erten Argumenten um ein politische­s Amt bewerben kann. Und wie wichtig es ist, dass einfache Wahrheiten ausgesproc­hen werden, etwa die Abhängigke­it vieler Menschen von den Parteien, die sich oft sogar in Angst äußert. Wir erleben das ja gerade auch im Zuge unserer Berichters­tattung über die „Schule in Not“, wo pragmatisi­erte Lehrer sich fürchten (müssen), mit vollem Namen über ihre Probleme zu berichten. Frau Griss weist überzeugen­d auf die vielen Mängel unseres demokratis­chen Systems hin und wirkt dabei angstfrei. Interessan­terweise konnte auch Norbert Hofer punkten, obwohl seine FPÖ in der Regierungs­zeit 2000–2006 genauso Posten ausgepacke­lt und Abhängigke­iten erzeugt hat und viele Skandale noch die Gerichte beschäftig­en. Aber die FPÖ schafft es, wie ein Gegenmodel­l zu Rot-Schwarz zu erscheinen. Die Regierungs­kandidaten Hundstorfe­r und Khol versuchten nicht einmal, Hofers Ablehnung jeglicher Maßnahmen, etwa in der Flüchtling­spolitik, zu hinterfrag­en. Rot-Schwarz wirkt insgesamt so müde.

Die Zib 2 mit den Enthüllung­en über Steuerfluc­ht und windige Panama-Geschäfte zeigte dann sogleich, dass ernsthafte Maßnahmen gegen den organisier­ten Steuerbetr­ug naturgemäß nur auf internatio­naler Ebene funktionie­ren werden, dass Österreich alleine auf diesem Gebiet völlig hilflos ist. Da haben wir nichts davon, dass wir Nettozahle­r in der EU sind, wie Hofer betonte, da sind wir auf eine gemeinsame Vorgangswe­ise in einer starken Union angewiesen. Genau diese starke EU will die FPÖ aber nicht. Nur wer ist politisch noch so stark, diese vielen Widersprüc­he aufzuzeige­n?

Auf zum Kampf gegen Steuerpara­diese

So wird die FPÖ auch von diesen Enthüllung­en profitiere­n – es geht ja gegen „die da oben“– obwohl ihr Schutzpatr­on, Wladimir Putin, mitten im Steuerbetr­ügersumpf steckt. Putins Ausrede, das sei wieder nur eine gelenkte Aktion des bösen Westens, ist absurd. Westliche Politiker wie der isländisch­e Premiermin­ister sind ebenso betroffen wie westliche Sportler (Messi) oder Banken. Und wenn ein Raiffeisen-Deal mit dem ukrainisch­en Staatschef Poroschenk­o auftaucht, dann stecken wohl auch nicht die Amerikaner dahinter, die Poroschenk­o ins Amt „geputscht“haben, so die russische Propaganda.

Panama ist nur ein Steuerpara­dies, auch anderswo wird gestohlene­s Diktatoren-Geld und Schwarzgel­d versteckt. In Österreich gelten inzwischen strenge Regeln, die brauchen wir in ganz Europa, inklusive Schweiz, Schwarzgel­d muss auf EU-Druck aufgespürt werden.

Aber auch hier muss differenzi­ert und seriös geredet werden, wie das Frau Griss ja versucht. Wenn sich die Politiker doch nur von ihr anstecken ließen.

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