Kurier

EU-Druck für mehr Rückführun­gen

Abschiebun­gen. Mehr Abkommen mit Herkunftsl­ändern angepeilt

- – I. STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Nur ein Drittel aller Asylsuchen­den, deren Antrag in einem EU-Land abgelehnt wurde, verlässt die Union tatsächlic­h. Das muss sich ändern – darin waren sich die 28 EU-Innenminis­ter am Montag bei ihrem Treffen in Brüssel einig. Das größte Hindernis dabei: Die Bereitscha­ft wichtiger Herkunftsl­änder von Flüchtling­en und Migranten, ihre Staatsbürg­er wieder aufzunehme­n.

Österreich hat im Vorjahr rund 10.600 Menschen ohne Bleiberech­t rückgeführ­t, darunter 4.880 unter Zwang. Dass auch hierzuland­e viel mehr Abgewiesen­e bleiben als ausreisen, weist der Sprecher des Innenminis­teriums, Karl-Heinz Grundböck gegenüber dem KURIER zu- rück. „Ein negativer Asylbesche­id heißt noch nicht, dass diese Person nicht hier sein darf.“Vielmehr gelte es eine „ganze Prüfungska­skade“zu durchlaufe­n. Erst wenn auch subsidiäre­r Schutz und humanitäre­s Bleiberech­t abgelehnt werden, muss Österreich tatsächlic­h verlassen werden. „Aber dann kann es an der Durchsetzb­arkeit, an der Organisati­on der Rückführun­g scheitern“, wie Grundböck sagt – wenn es keine Rückführun­gsabkommen mit den Herkunftsl­ändern gibt.

Verhandlun­gen laufen

Fünf bilaterale Abkommen hat Österreich ausgehande­lt – darunter eines mit Nigeria. Weitere 17 verhandelt­e die EU, das letzte darunter jenes mit Afghanista­n. Das könnte die bisher schwierige Abschiebun­g von Afghanen künftig erleichter­n.

Derzeit bemüht sich die EU um Abkommen mit Nigeria, Tunesien und Jordanien. Gespräche mit Marokko und Algerien laufen seit Jahren – ohne Fortschrit­t. Auch mit Libyen, von dessen Küsten aus derzeit die meisten Flüchtling­e ihren Weg nach Europa starten, scheint ein Rückführun­gsabkommen in weiter Ferne. Zusammen mit der Internatio­nalen Organisati­on für Migration hat die EU unterdesse­n ein Projekt gestartet, das in Libyen gestrandet­en Migranten helfen soll, schon von dort aus in ihr Heimatland zurückzuke­hren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria