Kurier

„Die Leute sind

ORFeins-Informatio­n. Hanno Settele ist für eine ROMY nominiert. Morgen gibt es eine neue Folge „DOKeins“.

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KURIER: Wie macht man Informatio­n für junge Leute? Mit der Einschränk­ung, dass „jung“im Fernsehen relativ ist … Hanno Settele: Jung heißt im Fernsehen 45 bis 50. Das ist einfach so, das hat nichts mit öffentlich-rechtlich oder privat zu tun. Und Informatio­n für jüngeres Publikum ist besonders schwierig. Es gibt so ein paar Catch-Words, wo wir an den Einschaltz­iffern sehen, da ist Schluss. Brüssel ist so ein Word, das ist Quotengift. Obwohl es enorm wichtig ist. Aber das ist nur ein Beispiel. Wie unterschei­det sich das „junge“ORFeins-Info-Publikum in punkto Aufmerksam­keitsspan- ne vom durchschni­ttlich älteren ORF2-Publikum?

Als ich angefangen habe, hat es geheißen, alles über einer Minute pro Thema geht nicht. Mittlerwei­le sind wir bei neun bis elf Sekunden. Man wird knapper, pointierte­r?

Nur kurz und flapsig lassen sie sich auch nicht gefallen. Die Leute sind nicht deppert. Wir versuchen halt, einen Weg zu finden, sie für Dinge zu interessie­ren, die sie bei einer „ZiB1“nicht mehr anschauen. Bedeutet das andere Gestaltung­sformen, andere Themen?

Die Themen sind vorgegeben. Ich kann ja nicht sagen, ich berichte über z.B. Erdoğan nicht, weil das ist fad. Gestaltung­sformen sind sicher eine Option, aber schon auch, in welcher Form man einen Mehrwert bietet. Die nackte Meldung reicht bei Politik oft nicht mehr aus. Daher versuchen wir, Wege zu fin- den, die noch interessan­t sind. Die immer wieder gehörte Aussage „Fernsehen stirbt“ist nicht wahr. Das analoge Fernsehen hat Probleme. Die Leute lassen sich keine Beginnzeit­en mehr diktieren, aber sie suchen und finden es dann auf digitalen Plattforme­n. Ein gutes Beispiel für alternativ­e Gestaltung­sform sind Ihre „Wahlfahrte­n“, der Überraschu­ngshit der letzten Jahren.

Da hat ganz gut funktionie­rt. Das Ziel war, zu schauen, ob das, was einer im Parlament von sich gibt, einer sechsstünd­igen Autofahrt standhält. Der nicht immer ganz ernste Zugang war dabei der Schlüssel, nicht der Selbstzwec­k. Wir sind natürlich auch kritisiert worden, etwa als zu seicht, das nehme ich an, aber es war ja gar nicht die Idee, mit den Kandidaten zwei Stunden über die Pensionsre­form zu diskutiere­n. Fühlen Sie sich wohl vor der Kamera? Es wirkt so.

Ja. Ich verstelle mich aber auch nicht. Vielleicht hat das auch ein bisschen zum Erfolg der „Wahlfahrt“beigetrage­n, dass die Leute gleich gesehen haben, es ist authentisc­h. Das geht nur mit einem Fahrer oder einer Fahrerin, die sich auch darauf einlässt. Was die Leute über mich geschriebe­n haben, war auch nicht so angenehm. Man muss sich halt hergeben. Davon lebt auch „DOKeins“, da sind Sie auch als Reporter vor der Kamera unterwegs.

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